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Wut auf die Trassen Bayern unter Strom

Wenn die Atomkraftwerke abgeschaltet sind, sollen die Stromtrassen Südlink und Südostlink Energie aus Norddeutschland in den Süden bringen. Auf welcher Strecke sie gebaut werden könnten, das ist nun etwas konkreter: Die Netzbetreiber haben ihre bevorzugten Routen veröffentlicht. mehr/wert hat in Unter- und Oberfranken miterlebt, wie die neuesten Pläne aufgenommen wurden.

Von: Vanessa Lünenschloß

Stand: 08.03.2017

Bürgerinitiativen gegen Stromtrasse | Bild: BR

Die Gemeinde Bergrheinfeld in Unterfranken ist einer der Orte, den die Stromtrasse Südlink wohl sicher treffen wird. In der Nähe des 5.300-Einwohner-Orts entsteht ein neues Umspannwerk, hier soll Südlink andocken. Auf welcher Route Bergrheinfeld erreicht wird, ist noch offen. Kommt die Trasse aus dem Norden, dann durchquert sie die Felder mehrerer Landwirte.

"Ich bewirtschafte eine Fläche von 20, 25 Hektar. Wenn hier auf jeder Fläche 40 Meter durchgegraben wird, dann ist die Nutzungsfähigkeit von den Böden sicher sehr stark eingeschränkt."

Norbert Kolb, Landwirt Bergrheinfeld

Erdkabel statt Strommasten

Weil es Proteste gegen Strommasten gab, soll Südlink als Erdkabel verlegt werden. Die Netzbetreiber graben dafür bis zu zwei Meter tief. Danach wird der Acker zugeschüttet. Die Landwirte können darauf zwar wieder arbeiten, aber es gibt Einschränkungen: Futterpflanzen wie Luzerne, die metertiefe Wurzeln haben, sind tabu. Viele befürchten, dass die Kabel den Boden erwärmen. In Bergrheinfeld haben sich die Bürger zusammengeschlossen und kämpfen seit drei Jahren gegen Südlink. Für sie ist die Trasse unnötig.

"Mich ärgert das auf jeden Fall. Es waren in Bergrheinfeld viele Politiker, keiner hat ein Statement abgeben können, dass die Trasse gebraucht wird, keiner."

Armin Wahler, Landwirt Bergrheinfeld

Die Gegend ist bereits belastet - durch das stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, fast 150 Strommasten und ein altes Umspannwerk. Der Bürgermeister will für Südlink zumindest eine Route, die weniger Felder durchquert.

"Unsere Forderung ist, dass die westliche Trasse aus Richtung Hessen nach Bergrheinfeld geführt wird. Die schlechteste Möglichkeit wäre die Trasse, die von Norden kommt, weil sie die Bergrheinfelder Flur durchschneidet."

Peter Neubert, Bürgermeister Bergrheinfeld

Favoriten der Trassen-Planer

2025 soll es in Deutschland zwei große Trassen geben: Südlink und Südostlink. Nun haben die Netzbetreiber entschieden, welche für sie die bevorzugten Strecken sind und welche Alternativen es gibt: Südostlink soll östlich am Fichtelgebirge entlanglaufen. Die bevorzugte Südlink-Route führt östlich an der Rhön vorbei, nach Grafenrheinfeld.  Das letzte Wort hat nun eine Bundesbehörde.

"Das sind erstmal vorläufige Vorschlagskorridore für Südlink und Südostlink. Auch die Alternativen, die wir benannt haben, all das nehmen wir mit ins Genehmigungsverfahren. Heute ist noch nichts entschieden."

Ulrike Hörchens, Tennet TSO, Bayreuth

Widerstand auch in Oberfranken

Südostlink soll unter anderem durch Oberfranken laufen. Auch dort gibt es Widerstand. Der Ort Speichersdorf liegt zwar nicht an der bevorzugten Route, aber an einer alternativen Strecke. Eine Bürgerinitiative will die Trasse ganz verhindern.

"Wir sagen nach wie vor: Diese Trassen braucht es nicht, wir möchten eine dezentrale Energiewende ohne überdimensionierten Netzausbau."

Annke Gräbner, Bürgerinitiative 'Speichersdorf sagt Nein'

Bergrheinfeld trifft die bevorzugte Strecke für Südlink ausgerechnet von Norden – also auf dem Weg, den viele im Ort am Schlechtesten finden. Die Trassen-Gegner wollen nun die Politik in die Gemeinde einladen. Ihr Kampf geht weiter.