BR Fernsehen - Polizeiruf 110


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Die neuen Ermittler Interview mit der Polizeiruf-Redakteurin

Polizeiruf-Redakteurin Dr. Cornelia Ackers beschreibt in einem Interview, wie die Rollen des neuen Hauptkommissars Hanns von Meuffels und der Polizistin Anna Burnhauser entstanden.

Stand: 11.10.2011 | Archiv

Anna Maria Sturm spielt Anna Burnhauser und Matthias Brandt spielt Hanns von Meuffels. | Bild: BR/Natasha-I. Heuse

Der Charakter Hanns von Meuffels

Hanns von Meuffels legt Wert auf gute Manieren, Kaugummi kauende Coolness ist ihm ein Gräuel, man könnte ihn wertkonservativ nennen. Was nicht heißt, dass von Meuffels ein Snob wäre. Im Gegenteil: Von seiner Adelsfamilie hat er sich weitgehend losgesagt - das adlige Getue ging ihm furchtbar auf die Nerven. Von Meuffels braucht keine Traditionen um der Tradition willen, aber er glaubt an Werte wie Höflichkeit und Menschlichkeit.

Eigentlich gehört er zur Generation der Post-68er: Das Leben darf Spaß machen. Grenzen sind dazu da, um gesprengt zu werden, die Liebe darf auch mal frei sein. So war das zumindest mal gedacht. Und was ist daraus geworden? Mit einer Gesellschaft, die aus "Freude" "Fun" und aus freier Liebe platten Verkaufssex macht, will Hans von Meuffels nichts zu tun haben. Eine Assistentin zu haben, kann sich von Meuffels nun überhaupt nicht vorstellen. Allein die Idee, dass am Nebentisch jemand banale Modeblättchen liest, lässt ihn frösteln - aber Anna ist anders als die nassforschen, oberflächlichen Jungcops.

Zur Entstehung des Charakters

Hanns von Meuffels (Matthias Brandt)

Dr. Cornelia Ackers: "Für mich steht Hanns von Meuffels für eine Kurskorrektur in unserer Gesellschaft, für ein ungeheuer brisantes Lebensgefühl. Ich konnte da viele Aspekte meiner eigenen Lebenserfahrung unterbringen - Kinder, die mit 14 ihr 'erstes Mal' erleben und das auch noch als Video in der Klasse rumzeigen. Natürlich steht meine Generation dafür, dass wir für die sexuelle Befreiung gekämpft haben, beziehungsweise genossen, was die 68er für uns erkämpft hatten, aber das geht mir dann doch entschieden zu weit. Da sagt mein Gefühl als Mutter und als Mensch: So kann das doch auch nicht richtig sein. Und das geht, glaube ich, vielen so - auch Hanns von Meuffels."

Warum Matthias Brandt?

Dr. Cornelia Ackers: "Ich hatte Matthias in 'In Sachen Kaminski' und in 'Gegenüber' von Jan Bonny gesehen. Er strahlt eine große Form von Sensibilität und Melancholie aus, wirkt wie einer, der nicht das krachende Leben genießt, sondern eher im Halbschatten sitzt und immer leichten Schneefall um sich herum hat. Diese Substanz von ihm als Schauspieler wollte ich auch der Kommissarsfigur mitgeben. Dann habe ich mich einen ganzen Abend lang mit Matthias unterhalten. Über alles - nur nicht über Film: Matthias Brandt ist klug, witzig, zurückhaltend, aber nicht schüchtern, und ich merkte, dass das genau der Schauspieler ist, den ich brauche."

Der Charakter Anna Burnhauser

Anna Maria Sturm spielt die Ermittlerin Anna Burnhauser.

Anna Burnhauser ist jung, unverbraucht und kommt vom Land - und da möchte sie eigentlich am liebsten auch bleiben. Sie findet es viel spannender, dort Betrunkene vom Autofahren abzuhalten als sich mit den "Durchgeknallten in der Großstadt" abzugeben. Mit gesundem Menschenverstand ausgestattet, hat sie die Wurzeln im Boden und übernimmt wirklich Verantwortung - auch für den Bauernhof ihrer Eltern. Und ein Stück dieses Bauernhofs bringt sie in die Großstadt-Polizeipräsidiums-Atmosphäre hinein - sie freundet sich zum Beispiel mit einem alten, abgehalfterten Drogenhund an, den sonst keiner haben will. Und obendrein versteht sie sich eben mit Kommissar Hans von Meuffels besonders gut und er sich mit ihr. Deshalb will er sie unbedingt als Assistentin, auch wenn ihn das einige Überredungskunst kosten wird.

Zur Entstehung des Charakters

Dr. Cornelia Ackers: "Ich wollte unbedingt eine bayerische Farbe - und zwar nicht, weil der Sender mir das verordnen würde, sondern weil ich das an Bayern wirklich liebe: Mir macht dieser bayerisch-gesunde Menschenverstand mit Einschlag ins Anarchistische wirklich Spaß. Und so bildet die junge, wilde Anna Burnhauser vom Land eine wundervolle Gegenfigur zu dem schon etwas weise gewordenen Großstadtmenschen Hanns von Meuffels."

Warum Anna Maria Sturm?

Dr. Cornelia Ackers: "Mit Anna Maria habe ich die Marcus Rosenmüller-Filme 'Beste Zeit' und 'Beste Gegend' gemacht. Sie ist ein Teil des besten Bayerns - mit unglaublicher Kraft, Direktheit, Humor und einer wahnsinnigen Wärme. Ich dachte nur: 'Die wirkt so jung, das nimmt ihr keiner ab. Wen soll sie denn mit einer Pistole in die Ecke stellen? Die lachen sich ja tot und stecken ihr die Bayernfahne vorne in den Gewehrlauf.' Aber die Figur der Anna Burnhauser profitiert von dieser Jugend und Unverbrauchtheit, nimmt sie auf und reift an der Seite von Hanns von Meuffels."


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