Von Äpfeln an Fichten Oberpfälzer Weihnachtsbräuche
Wer sich vor über 150 Jahren in der Oberpfalz auf die Suche nach einem Christbaum machte, musste schon genau aufpassen. Nie konnte man sicher sein, vielleicht auf dem Gelände des ortsansässigen Großgrundbesitzers einen Baum zu sägen.
Befänden wir uns in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wären Georg Hägler und Konrad Uschold für ihr Vorhaben sicherlich erst in der schützenden Dunkelheit der Nacht losgezogen. Im Oberpfälzer Freilandmuseum in Neusath-Perschen hingegen haben die beiden nichts zu befürchten. Die zwei Mitarbeiter schlagen die Fichten nur für besondere Anlässe.
Kleine Sterne
Bevor der frisch erbeutete Christbaum in die warme Stube darf, muss er allerdings mehrere Stunden an einer geschützten Stelle trocknen. In dieser Zeit bereiten Maria Kopp und Margit Uschold den Christbaumschmuck vor. "Das gehörte schon zu meiner Kindheit", sagt Maria Kopp. Auf dem Hof in Albersrieth in der nördlichen Oberpfalz, wo sie mit neun Geschwistern aufwuchs, gab es vor allem eines: viel Stroh. Das durfte auch am Christbaum nicht fehlen, in Form von kleinen Sternen. Noch heute verbindet der Strohstern symbolisch das Jesuskind in der Krippe mit dem Stern von Bethlehem.
Sicherer Stand
Ist der Baum gut getrocknet, spitzt Konrad Uschold mit dem Ziehmesser den Stamm für den Christbaumständer an. Kein Problem: Das weiche Holz der Fichte leistet kaum Widerstand. Der verwendete Christbaumständer hat für Konrad Uschold eine besondere Bedeutung: Sein Großvater baute ihn in den 20er-Jahren und vererbte ihn an die folgenden Generationen weiter.
Delikater Schmuck
"Das sieht man heute viel zu selten", findet Margit Uschold und meint die Tradition, Äpfel an den Christbaumstamm zu hängen - ein Brauch aus dem Oberpfälzer Waldthurn im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Für den Obstschmuck sollte man eine Apfelsorte wählen, die spät reift und eine glänzend rote Schale hat, wie etwa der Rheinische Bohnapfel. Die Äpfel am Christbaum stehen für die Fruchtbarkeit und erinnern an das Paradies. Doch sie waren nicht nur als Zierde gedacht, sondern in den kalten Wintermonaten vor allem wichtige Vitaminspender. Aber so viel Mühe man sich beim Schmücken auch gab, meist machten sich die Kinder bereits am Weihnachtsabend über die Früchte und die selbst gebackenen Plätzchen her. Auch wenn der Schmuck von Tag zu Tag weniger wurde, der Baum selbst blieb meist bis Mariä Lichtmess am 2. Februar stehen, mit Wassernachschub sogar in vollem Nadelkleid. Denn damals war es in den Stuben längst nicht so warm wie heute in durchgehend geheizten Wohnzimmern.
Kontakt
Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen
Neusath 200
92507 Neusath bei Nabburg
Telefon: 09433/2442-0