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Leinöl Leinsamen selbst anbauen

Linum usitatissimum bedeutet ‚äußerst nützlicher Lein‘. Und in der Tat, das Gewächs hat es in sich: Aus seinen Fasern entstehen Kleider, das Öl seiner Samen ist gesund und schmeckt, vor allem wenn es frisch gepresst ist!

Stand: 03.09.2018 | Archiv

Leinöl | Bild: BR

Blaue Blütenwolken

Noch im 19. Jahrhundert war sowohl Öl- als auch Faserlein weit verbreitet. Durch die Industrialisierung und die Einführung moderner Fasern wie beispielsweise Baumwolle geriet er fast in Vergessenheit. Zu Unrecht, findet Querbeet-Nutzpflanzen-Expertin Barbara Krasemann. In ihrem Garten im mittelfränkischen Dixenhausen sät sie jedes zweite Jahr im zeitigen Frühjahr Ölleinsamen aus. Zwei bis drei Monate nach der Aussaat öffnen sich die himmelblauen Blüten. Ein Anblick, der sich lohnt! Schon allein die Blüte wäre ein Grund ihn regelmäßig anzubauen, meint Barbara Krasemann. Abgesehen hat es die Gartenbesitzerin allerdings auf die Samen des Leins, denn in ihnen steckt das wertvolle Öl. 150 bis 170 Tage nach der Aussaat beginnt die Ernte. Immer dann, wenn sich die Kapseln braun verfärben und bei Berührung leicht rascheln.

Zur Ernte hat Barbara Krasemann noch einen Tipp:

"Die größte Herausforderung bei der Leinernte ist, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Denn Lein reift nicht auf einmal, ein Teil der Kapseln ist immer noch grün, aber das kann nach dem Schnitt noch nachreifen. Denn sind die körnerfressenden Vögel einmal auf den Geschmack gekommen, kann es sein, dass innerhalb weniger Stunden der ganze Lein weg ist. Also rechtzeitig reinbringen, das ist wichtig!"

Barbara Krasemann

Hau drauf?

Schon beim Schnitt bündelt man den Lein, so kann das Pflanzenmaterial später auch büschelweise aufgehängt werden. An einem luftigen, trockenen Platz darf das Erntegut schließlich noch sieben bis zehn Tage nachtrocknen. Vollständig getrocknet sind die Samenkapseln holzig und hart. Zum Dreschen kommen sie deshalb portionsweise in einen engmaschigen Stoffbeutel. Dieser stellt sicher, dass keine Samen verloren gehen.

Und dann heißt es: kräftig zupacken und mit einem Holz auf den Beutel schlagen, bis die Fruchtstände geknackt sind. Eine andere Variante: Mit einem steinernem Nudelholz über den Stoffbeutel walzen und die Kapseln so aufbrechen. Anschließend geht es ans Reinigen.

Grobe Pflanzenreste trennt ein Sieb mit einer Maschenweite von 3 Millimetern von den Samen. Für den nächsten Schritt ist Gefühl gefragt, sonst besteht die Gefahr, dass Samen und nicht nur Pflanzenreste davonfliegen. Denn die restliche Spreu wird durch Abwehen oder Pusten von den Samen getrennt. Dazu die Samen auf ein Blech oder in eine flache Schüssel geben und leicht reinpusten. Übrig bleiben die glänzenden Körner. Je nach Sorte sind sie creme-weiß bis braun gefärbt. Der sogenannte Goldlein soll eine besonders günstige Zusammensetzung an Fettsäuren enthalten. Barbara Krasemann baut ihn deshalb gerne zum Herstellen von Öl an.

Öl selbst pressen?

Wer jetzt meint, dass ist nur etwas für Freaks, der täuscht sich, denn Ölpressen für den Haushalt gibt es mittlerweile in den verschiedensten Varianten und Preisklassen. Ob Hasel- oder Walnuss, Buchecker oder Sonnenblumenkerne – in so einer Presse lassen sich sehr schmackhafte und vor allem gesunde Öle selbst pressen. Wer einmal frisch gepresstes Leinöl probiert hat, dem schmeckt gekauftes kaum mehr. Denn das frische besitzt einen wunderbar nussigen Geschmack. Der Trester oder Presskuchen, also das, was als Feststoffrest abfällt, ist fast genauso gut. Als kleine Knabberei für Zwischendurch, als Zugabe zum Müsli oder zum Backen von Brot kann der Presskuchen verwendet werden.

Um das Aroma möglichst lange zu bewahren, füllt man das Öl möglichst rasch in Flaschen und lagert es dann an einem dunklen und kalten Platz. Damit das Öl nicht verdirbt, am besten nur die Menge pressen, die sich innerhalb von zehn Tagen verbrauchen lässt, empfiehlt Barbara Krasemann. Einige Zeit nach dem Abfüllen sind die Trubstoffe zu Boden gesunken, das Leinöl zeigt die typisch gold-gelbe Farbe.

Kontakt

Barbara Krasemann
Dixenhausen 23
91177 Thalmässing

Telefon: 09173 78886
Email: info@baerbels-garten.de