Corona-Pandemie weltweit "Alltag" mit Corona: in Deutschland, Südkorea und Italien
Weltweit beherrscht die Corona-Pandemie das gesamte Leben. Sehen stat Hören-Moderator Ace Mahbaz sieht sich für uns in Südkorea um - wie geht es den Menschen dort mit Corona? Und wie funktioniert die Tracking-App? Vieles ist dort anders als bei uns. Was hat sich inzwischen hier verändert? Moderatorin Anke Klingemann besucht erneut unter anderem Familie Kermer und eine selbstständige Physiotherapeutin.
Anspannung, Ungewissheit. Keiner weiß, wie es weiter geht. Wie lange wird das Virus unser Leben noch beherrschen? Ein Ende ist jedenfalls noch nicht in Sicht. Ein neuer "Alltag", eine neue "Normalität" hat begonnen. Anke Klingemann will wissen, wie es inzwischen den Menschen geht, die wir am Anfang der Corona-Krise besucht haben.
Bei Familie Kermer in Schrobenhausen meistern die beiden großen Kinder die Homeschooling-Herausforderungen. Der Kleinste der Familie leidet am meisten unter der Kontaktsperre. Ihm fehlen die Sozialkontakte in der Kita. Auch weil Logopädie und andere Therapien, die er normalerweise bekommt, wegfallen, macht sich Mutter Susanne um seine Entwicklung Gedanken: "Wenn das noch ein halbes Jahr so weitergeht, wäre das ein enormer Verlust für ihn." Sie selbst kämpft auch.
"Weil ich die ganze Zeit nur in der Mama-Rolle bin. Eine Susanne gibt es im Moment nicht. Das ist mein Gefühl. Ich vermisse es, mal wegzugehen, andere zu treffen. Wenn man die ganze Zeit Mama ist, braucht man auch mal Tapetenwechsel - sich mit anderen treffen und unterhalten. Das geht gerade überhaupt nicht."
Susanne Kermer
Die Situation bessert sich langsam
Danny Weber ist in der Abschlussklasse und darf – anders als andere Schüler – schon wieder seit einigen Wochen zum Unterricht in sein Klassenzimmer. Bela Beckenbauer sieht ihre Physiotherapie-Praxis nicht langfristig in Gefahr – denn die vielen Menschen, die sich jetzt Rückenschmerzen durch falsche Haltung im Homeoffice einhandeln, werden früher oder später zu ihr kommen. Erste Patienten sind schon da und für die Zeit des Totalausfalls hat sie Soforthilfe bekommen. Anders sieht das für Gebärdensprachdolmetschende aus: Auch ihnen sind alle Aufträge weggebrochen, ihre Anträge auf finanzielle Unterstützung wurden jedoch meist abgelehnt.
Ankes Fazit: Hier wendet sich die Situation langsam zum Positiven, immer neue Lockerungen werden bekannt gegeben. Viele haben jetzt zumindest eine Perspektive, wie es weitergehen wird – und wie ist das in anderen Ländern?
Ein Blick nach Südkorea
"Wie ihr seht, bin ich am anderen Ende der Welt. Kurz nach Silvester habe ich mich mit meinem Rucksack auf den Weg nach Südostasien gemacht. Anfangs war ich noch alleine unterwegs, dann kam mal der eine oder andere dazu. Während meiner Reise war es mit Corona noch nicht so schlimm, obwohl China nicht weit weg ist. Nur von Europa bekam ich was mit und wie schlimm es da ist. Sonst war nichts zu spüren. Aber nach ein, zwei, drei Monaten wurde Corona immer mehr (zum) Thema. Ich wurde immer unsicherer, überall auch die Masken. Sollte ich bleiben oder wieder zurück? Ich entschied mich aber, weiter nach Südkorea zu fliegen und hier bin ich seit den letzten Wochen. Willkommen in Seoul."
Ace Mahbaz
Im öffentlichen Raum in Seoul ist Corona ständig präsent. Überall hängen Monitore mit den aktuellsten Nachrichten. Natürlich mit Gebärdensprachdolmetscher-Einblendungen.
"Neben dem Sprecher steht eine Dolmetscherin für koreanische Gebärdensprache. Sie ist in gleicher Größe zu sehen. Wenn ich da an Deutschland denke, wo es ein Problem ist, weil‘s zu klein ist oder es gar keine Dolmetschereinblendung gibt. Wahnsinn!"
Ace Mahbaz
Datenschutz - kein Thema!
Bei seiner Einreise wurde Ace nicht einfach so durchgewunken. Er musste viele Fragen beantworten. Letztlich war die Bedingung für seine Einreise, dass er die Tracking App auf sein Smartphone herunterlädt. Dort gibt Ace – wie alle anderen in Südkorea – seine persönlichen Daten täglich ein. Ace zeigt uns, wie das geht: Jeden Morgen muss er dort anklicken, ob er Husten hat, sich fiebrig oder schlapp fühlt, außerdem ist jede seiner Bewegungen im Land nachverfolgbar – und jeder Kontakt, den er hatte.
Mit der U-Bahn fährt Ace zu Mirim, einer Dolmetscherin, die für Ace koreanische Gebärdensprache in International Sign Language (ISL) beim Besuch einer Familie übersetzt. Ace fasst bei dem Gespräch noch einmal alles in DGS zusammen: Von den Familienmitgliedern möchte er wissen, wie es den Gehörlosen in Südkorea mit dem neuen Corona-Alltag geht. Die jüngeren Töchter gehen nicht wie sonst jeden Morgen zur Uni. Sie genießen es, dass sie lernen können, wann es ihnen gerade passt. Der Nachteil: Alle Vorlesungen werden von einer Studentin mitgeschrieben. Das alles zu lesen, ist mühsam. Die Familie erzählt auch, dass die Vorgaben Masken zu tragen, respektiert und auch vom Gehörlosenverband unterstützt werden.
Blick nach Italien
Ace telefoniert per Video mit Freunden in Italien. Der Vater von Ernestina ist an Corona gestorben, deshalb wollten sie in die Heimatstadt und in die Wohnung dort. Dabei wurden sie von der Polizei aufgehalten, die ihnen nicht glaubte.
Inzwischen gibt es auch in Italien Lockerungen – aber nur für die Wirtschaft. Private Treffen sind nach wie vor verboten. Freunde darf man nicht treffen, erzählen Ernestina und ihr Partner Andre.
"Wenn ich das so höre, und es ist aktuell dort so, und ich bin hier, dann kann ich das nur schwer glauben. Fühlt sich so an, als wäre ich auf dem Mars. Meine schlimmste Erfahrung war die zweiwöchige Quarantäne. Das war’s."
Ace Mahbaz
Am Abend trifft Ace Philip, einen jungen Deutschen, dessen Traum es ist, sich beruflich in Südkorea zu etablieren. Philip gibt Kurse in ISL, International Sign Language, die jetzt in Online-Seminare umgewandelt wurden. Der Bedarf ist hoch, schließlich findet 2023 in Südkorea der 19. Weltkongress der World Federation of Deaf statt. Zu viele Fragen auf der Straße mag Philip nicht – besser ist doch die gemütliche Runde beim Essen!?
Wie sehr sich aus deutscher Perspektive Social Distancing schon ins Bewusstsein gegraben hat und Befremden auslöst: In Seoul tragen alle Masken, doch eine herzliche Umarmung ist dort weiter normal. Und zu zehnt im Restaurant eine volle Tafel genießen auch. Dort bekommt Ace auch Nachhilfe, wie man sich in Südkorea beim Nachschenken eines Getränks richtig gegenüber Älteren verhält.
Plan A, B oder C
Die Globetrotterin Carolin erzählt Ace, dass sie schon zwei Monate in Südkorea ist, denn Einreisen in andere Länder ist gerade nicht möglich. Inzwischen sucht sie hier Arbeit. Plan B: Wenn Neuseeland wieder aufmacht, möchte sie dort hin. Wenn alle Stricke reißen, muss sie zurück nach Deutschland. "Obwohl ich das nicht will. Du weißt doch, wie das ist." – Ace nickt. Ja, das weiß der Weltbürger nur zu gut. Auch er möchte zunächst in Seoul bleiben und nicht heim nach London.
"Wir Menschen planen typischerweise alles im Voraus. Durch Corona versuchen wir an irgendwelchen Plänen festzuhalten, was nicht funktioniert. Das ist aufreibend. Wir sollten weg von den Plänen und im Hier und Jetzt leben. Und wenn eine Flut kommt, nicht versuchen, krampfhaft dagegen anzuschwimmen, sondern versuchen, irgendwie mit der Welle mitzuschwimmen."
Ace Mahbaz
Das klappt nicht immer. Jason Giuranna zum Beispiel musste seine Weltreise abbrechen. Wie es ihm erging, erzählt er hier Anke Klingemann.