kreativ, offen, direkt Dana Cermane
Dana ist eine junge, kreative, quirlige und sehr spannende junge Frau: Sie ist Schauspielerin, Moderatorin, Aktivistin, Bloggerin – auf Instagram betreibt sie einen erfolgreichen Kanal. Sehen statt Hören-Moderator Ace Mahbaz hat sie in Berlin bei einem ihrer Videodrehs für Instagram getroffen.
Seit zwei Jahren bloggt sie regelmäßig auf Social Media. Und die Themen der Videos sind durchaus gewagt: Dana befasst sich ganz offen auch mit Tabus. Sie spricht über Menstruation oder Pornosucht, bringt die Menschen zum Diskutieren. Warum macht sie das?
"[…] Also wenn ich so auf das letzte Jahr und meine Postings zurückschaue, waren da schon ein paar Tabus dabei. Das liegt, glaube ich, vor allem daran, dass ich mir nichts aus Tabubrüchen mache. Ich hab da keine Ängste oder mache mir da viele Gedanken zu. Ich breche ein Tabu und damit gibt es auch weniger Gerüchte oder Fehlinformationen dazu. Ich hab den Mut, auch bestimmte Sachen zu thematisieren."
Dana Cermane
Die Ideen dafür kommen aus ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen und der Interaktion mit der Gesellschaft. Und dann schaut sie auch noch immer ganz genau in ihr großes Netzwerk und sammelt dort Themen ein. Dort findet sie auch ihre Protagonisten für die Videos.
Thema Stalking
Als Ace Dana besucht, dreht sie gerade zum Thema Stalking. Auch, weil sie das schon selbst erlebt hat. Aber auch, weil dieses Thema bei Gehörlosen nicht so fest verankert ist.
"[…] viele Taube wissen weder was es wirklich mit Stalking auf sich hat, noch wie man sich dagegen wehren kann und wie die Täter bestraft werden. Ich möchte mein Wissen weitergeben und mit diesem Tabu brechen und meinen Followern Sicherheit geben."
Dana Cermane
Alleine kann die junge Frau ihre Filme nicht produzieren – dafür hat sie Unterstützung. Beispielsweise von Fie, die das Filmen übernimmt. Die unterschiedlichen Teile wie Einführung und Interviews werden danach zusammengeschnitten und eine Übersetzung für die Untertitel erstellt. Bis das alles fertig ist, vergeht ungefähr eine Woche.
Engagiert bei „Jubel3“
Doch das ist längst nicht die einzige Aktivität von Dana Cermane: Seit 2017 ist sie aktives Mitglied im Berliner Jugendverein "Jubel3", seit 2019 sogar 1. Vorsitzende des Vereins. Jubel3 ist ihr "Baby".
"Die Arbeit macht mich wahnsinnig glücklich und ich komme so gerne hierher. […] Mir ist hier Empowerment besonders wichtig. Dass wir es schaffen, jungen Menschen Motivation und Bildung zu geben. Sie haben ein Recht auf Zugang zu Kultur, Freizeit oder Sport, und das und noch viel mehr wollen wir ihnen bieten."
Dana Cermane
Schauspielerin
Damit ist Danas Terminkalender aber immer noch nicht gefüllt. Sie ist auch Schauspielerin. Bei ihrer ersten Hauptrolle war sie gerade einmal 15 Jahre alt. Der Film hieß „Freak City“. Dana spielte die gehörlose Lea, ein 15-jähriges Mädchen, das einen hörenden Jungen trifft und sich verliebt. So kommen sich die Welten von Gehörlosen und Hörenden näher.
Mehr Infos zum Film gibt es unter freakcity-film.de
Es begann mit einer alten Kamera
Schauspielerei, Theater, im Rampenlicht stehen, das hat Dana schon als kleines Mädchen in Lettland gemacht. Woher kommt diese Leidenschaft?
"Ich denke, das kam durch meine hörende Familie. Alle redeten, ich brauchte eine Kommunikationsform, um mich auszudrücken. Ich war alleine. Ich hab mir mit Fantasie und Kreativität meine Welt erschlossen. Mein Vater schenkte mir damals eine kleine alte Kamera. Mit der hab angefangen mich zu filmen, mich auszudrücken und Ideen umzusetzen. Ich hab bei der Schultheatergruppe mitgemacht und dann hat sich alles so entwickelt, bis heute. Ich hab das einfach in mir, irgendwie."
Dana Cermane
Aus Lettland in die Großstadt
Als Dana dann mit 14 Jahren nach Berlin kam, eröffnete sich ihr plötzlich eine ganz andere Welt. Anfangs war es fast zu hektisch, doch sie spürte schnell die vielfältigen Möglichkeiten. Und hat sie ergriffen.
"Das war eine sehr große Veränderung, ein krasser Wechsel. Ganz allgemein sind Gebärdensprache und Gehörlosenkultur oder der Kampf für die eigenen Rechte in Lettland nicht so selbstverständlich wie hier. Da versucht man noch, sich eher den Hörenden anzupassen. Und hier in Berlin war das plötzlich so anders, aber das gilt eigentlich für ganz Deutschland. Gebärdensprache, Identität, Gehörlosenkultur, die ganze Geschichte, also Deaf History, das war überwältigend, ein richtiger Kulturschock, also sozusagen, ein Gehörlosenkulturschock. Aber es hat mich auch sehr glücklich gemacht, mich angezogen und ich konnte mich sofort damit identifizieren. Es hat mir Selbstbewusstsein gegeben und die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln."
Dana Cermane