Eine Zeitreise Die Geschichte der Gebärdensprache
Die Geschichte der Gebärdensprache reicht schon viele Jahrhunderte zurück - und dennoch hat es lange gedauert, bis sie sich etablieren konnte. Hier eine Zeitreise ...
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1570
1570
Erstmals Unterricht mit Fingeralphabet
1570 wurden erstmals in einem Kloster in Spanien gehörlose Kinder unterrichtet und die Mönche nahmen dabei das Fingeralphabet zur Hilfe. Wie lange es da allerdings schon bestanden hat, da gehen die Meinungen auseinander – manche Untersuchungen sprechen von 800 Jahren. Das Fingeralphabet verbreitete sich um die ganze Welt - teils als Ein-Hand-, teils als Zwei-Hand-Alphabet.
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1770
1770
Erste Gehörlosenschule
Die erste Gehörlosenschule weltweit wurde von dem Mönch Abbé de l’Epée 1770 in Paris gegründet.
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1778
1778
Erst Gehörlosenschule in Deutschland
In Deutschland gründete Samuel Heinicke im Jahre 1778 die erste staatliche Gehörlosenschule in Leipzig. Er stand im engen Austausch mit Abbé de l’Epée, hatte aber eine andere Vorstellung darüber, wie Gehörlose unterrichtet werden sollten: Während in Frankreich neben den Gebärden auch die Schriftsprache unterrichtet wurde, hielt Heinicke Gebärden für ungeeignet – er setzte komplett auf die Lautsprache. Erst sein Nachfolger Ernst-Adolf Eschke testete die Gebärdensprache im Unterricht und änderte daraufhin das Konzept.
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1834
1834
Schwierige Zeiten
In Frankreich rückte die Gehörlosengemeinschaft in schwierigen Zeiten zusammen - nämlich, als ein neuer Pariser Schuldirektor 1834 die Unterrichtsmethode radikal zugunsten der Lautsprache ändern wollte. Die Gehörlosen vereinten sich, um sich für den Erhalt der Methode von de l’Epée stark zu machen. In Deutschland befürwortete der gehörloser Pädagoge Otto-Friedrich Kruse den Einsatz der kombinierten Methode von Gebärdensprache und Lautsprache.
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1880
1880
Verbot der Gebärdensprache
Beim Mailänder Kongress der Taubstummenlehrer 1880 wurde ein Beschluss von den über 150 nahezu ausschließlich hörenden Pädagogen gefasst, die Lautsprachmethode – also den Oralismus - einzuführen. Der Einsatz der Gebärdensprache im Unterricht war von da an verboten.
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1930
1930
Ein düsteres Kapitel
Die Gebärdensprache selbst erlebte bis in die 1930er/40er Jahre allerdings einen Stillstand. Und damit nicht genug: Man versuchte Gehörlose zu Hörenden zu machen, sie also zu „reparieren“. In Deutschland sollte durch Sterilisation sogar unterbunden werden, dass Gehörlose Nachkommen haben. Sogar nach dem Krieg mussten einige Gehörlose noch Armbinden tragen, damit man sie erkannte. Ein düsteres Kapitel.
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1960
1960
Neue Bedeutung
Erst durch den Amerikaner William Stokoe bekam die Gebärdensprache in den 1960er Jahren wieder mehr und neue Bedeutung: Er gliederte die Gebärden in ihre kleinsten Teile auf und strukturierte sie dadurch. Stokoe belegte die linguistische Vollwertigkeit der Amerikanischen Gebärdensprache. Diese Erkenntnisse gelangten auch nach Deutschland
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1980
1980
Forschungen in Deutschland
In den 1980er Jahren wurde die Deutsche Gebärdensprache von Hamburg aus erforscht: Siegmund Prillwitz, ein hörender Professor, und seine „3 Musketiere“ Heiko Zienert, Alexander von Meyenn und Wolfgang Schmidt - drei Gehörlose - waren als Forschergruppe in Hamburg tätig.
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1985
1985
Erster Gebärdensprachkongress
1985 wurde der erste Gebärdensprachkongress in Deutschland veranstaltet. Es gab heftige und kontroverse Diskussionen. Und ein bahnbrechendes Statement.
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2010
2010
Etabliert
Mittlerweile wird die Gebärdensprache als vollwertige Sprache anerkannt – da sind sich die UN-Behindertenrechtskonvention, das Europäische Parlament und die Internationale Konferenz zur Erziehung und Bildung einig. Auf der Internationalen Konferenz zur Erziehung und Bildung Gehörloser (ICED) 2010 in Vancouver (Kanada) wurde für die Resolution von Mailand (1880) eine offizielle Entschuldigung veröffentlicht verbunden mit dem Eingeständnis, dass diese Resolution für gehörlose Menschen weltweit negative Folgen hatte.