Abschied von Heiko Zienert, 1949 - 2019 Erinnerungen an den Gebärdensprachforscher
Am 5. Dezember ist Heiko Ziehnert verstorben. Er war einer der wichtigsten Vorkämpfer für die Erforschung der Deutschen Gebärdensprache. Mit unserem Portrait aus dem Jahr 2006 erinnern wir an einen Mann, der Großes bewegt hat.
Deutsche Gebärdensprache war nicht immer selbstverständlich. Es brauchte engagierte Vorkämpfer wie Heiko Zienert, bis sie sich durchsetzen konnte.
Die "drei Musketiere"
Heiko Zienert war der erste der "drei Musketiere" – zusammen mit Alexander von Meyenn, den er in der Gehörlosenschule, und Wolfgang Schmidt, den er beim Sport kennen gelernt hatte, engagierte er sich.
Zunächst konzentrierten sie sich auf die Schulbildung und bessere Berufsmöglichkeiten für Gehörlose. Sie gründeten ein Infoblatt, dann die AIG-Zeitschrift, die "Aktuelle Information für Gehörlose". Ihre Texte und Comics waren politisch, sie schrieben gegen die Unterdrückung durch Autoritäten an, gegen Rechts und auch gegen Kapitalismus. Auch mischten sie sich ein, wenn es um hierarchische Strukturen innerhalt von gehörlosen Vereinen ging.
Die Entdeckung der DGS in den 80er Jahren
Heiko Zienert begann als Dolmetscherausbilder. Der Amerikaner Mike Kemp wurde sein Vorbild, denn er schulte Heiko in einem Workshop, wie Kurse für Anfänger aufzubauen sind. Beispielsweise durch Mimik und Handformspiele. Das hatte noch keine eigene Bezeichnung, ebenso wenig das lautlose Reden mit den Händen, wie sich die Gehörlosen eben ganz natürlich untereinander unterhielten. Es wurde nur "plaudern" genannt.
Nach einer Amerika-Reise wurde es der kleinen Gruppe um Heiko Zienert bewusst: So, wie es dort die ASL gab, die American Sign Language, musste es in Deutschland die DGS geben, die Deutsche Gebärdensprache.
"Einige verstanden das flasch und glaubten, DGS bedeutet 'Gebärden ohne Mimik und Mundbild' - 'Nein', sagten wir, DGS ist so, wie wir uns schon immer ganz natürlich unterhalten haben, nicht diese steifen Gebärden bei Vorträgen"
Heiko Zienert
Spannend und bewegend
Heiko Zienert hat den Begriff "Deutsche Gebärdensprache" geprägt, aber vor allem dann auch in der Folge die Sprache erforscht und für deren Anerkennung gekämpft. Ein spannender Prozess, in dem Heiko als intelligenter Streitführer auftrat.
In Erinnerung an Heiko Zienert zeigt "Sehen statt Hören" noch einmal sein Porträt aus dem Jahr 2006. Sehen Sie sich den Film über ein Stück revolutionäre Sprachgeschichte an - und über einen Mann, der Großes bewegt hat.