Ein Rückblick Wie alles begann - 40 Jahre Sehen statt Hören
Vor 40 Jahren wurde die Sendung "Sehen statt Hören" zum allerersten Mal ausgestrahlt. Seither ist sie fester Bestandteil im Programm des Bayerischen Fernsehens und wir blicken zurück – auf die Anfänge und den Sendestart im April 1975.
-
1969
Einen ganzen Karton füllt die Korrespondenz bezüglich einer Gehörlosen-Sendung im BR-Archiv
1969
Von 1969 bis 1975
Einen ganzen Karton füllt die Korrespondenz zwischen dem Bayerischen Fernsehen und seinen gehörlosen Zusehern. Ein Name taucht dabei immer wieder auf: Otto Weinzheimer. Damals gab es kaum Sendungen mit Untertiteln, ein Programm zugeschnitten auf Gehörlose gab es nicht.
-
1970
Otto Weinzheimer
1970
Otto Weinzheimer
Otto Weinzheimer selbst ist hörend, doch sein erstgeborener Sohn Walter kommt taub zur Welt. Er wird Mitglied der Elternvereinigung hörgeschädigter Kinder, deren Vorsitzender er von 1966 bis 1976 ist. Und obwohl Otto Weinzheimer beruflich nichts mit dem Fernsehen zu tun hat, ist er sich doch sicher, dass die Gehörlosen das Fernsehen brauchen.
-
1971
Untertitelung?!
1971
Der Stopp
Zahlreiche Vorstöße hat Otto Weinzheimer bis 1971 bereits gemacht, es gibt sogar eine erste Pilotsendung. Doch noch bevor die konkreten Planungen für eine Gehörlosen-Sendung losgehen können, kommt auch schon der Stopp.
-
1972
Olympia 1972 in München
1972
Nicht aufgeben
Die Olympiade 1972 verbraucht sämtliche Mittel der Sender. Doch Otto Weinzheimer gibt nicht auf. Im Gegenteil. 1972 startet eine zweite Pilotsendung. Seine Hartnäckigkeit führt schließlich zum Erfolg.
-
1975
1975 startet "Sehen statt Hören"
5. April 1975 17:15 Uhr
Die erste Sendung
Die erste Sendung „Sehen statt Hören“ wird im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt. Das Thema war damals unter anderem die Lage in Vietnam. Die Rubrik „Bilder der Woche“ mit aktuellen politischen Ereignissen, war ein wesentlicher Bestandteil der Sendung. Die Untertitelung der Sendung war jedoch nur mit hohem Aufwand zu realisieren. Tagelang musste dafür gearbeitet werden. Deswegen gab es neben „Sehen statt Hören“ nur eine einzige Sendung pro Monat im BR mit Untertiteln.
-
1975
Die Redaktion antwortet auf all die motivierenden Zuschauerbriefe
Juli 1975
Resonanz
Die Resonanz auf die Gehörlosen-Sendung ist überwältigend. Auf Initiative von Otto Weinzheimer haben unzählige Gehörlose geschrieben und das Konzept gelobt.
-
1976
Elke Grassl ist die erste Moderatorin der Sendung
1976
Das Gesicht
Das Gesicht der Sendung ist Elke Grassl. Sie ist Lehrerin an einer Gehörlosenschule und moderiert die Sendung mit lautsprachunterstützenden Gebärden (LBG).
-
1977
LBG oder DGS?
1977
Diskussionen
Die anfängliche Euphorie über eine eigene Sendung weicht langsam einer kritischen Auseinandersetzung. Die Diskussion: Eine Sendung für Gehörlose soll rein in Gebärdensprache mit Untertiteln ausgestrahlt werden – das sagen die einen. Die anderen wünschen sich eine gut gesprochene, deutliche Lautsprache ohne Gebärden.
Elke Grassl geht den Mittelweg und moderiert sozusagen im Kompromiss. -
1984
Untertitelung ist beim BR mittlerweile Standard
1984
Untertitelung
Der Bayerische Rundfunk bietet den gehörlosen und schwerhörigen Zuschauern eine Untertitelung bei vielen der ausgestrahlten Sendungen an. Abzurufen sind die Untertitel als Videotext-Untertitel auf Seite 150 des Bayerntextes oder auch als DVB-Untertitel.
-
1985
Briefe von Gehörlosen kommen immer noch an
1985
DGS
Je selbstbewusster die Gehörlosen werden, desto lauter werden die Forderungen nach einer Sendung in ihrer eigenen Sprache –der Deutschen Gebärdensprache (DGS). Mit LBG war man eng am „blauen Buch“, dem Gebärdenlexikon – und für damalige Verhältnisse ein absolutes Novum. Trotzdem bietet die Nutzung der LBG vielen Zuschauern keine Identifikationsmöglichkeit.
-
1990
Jürgen Stachlewitz
1990
Jürgen Stachlewitz
Jürgen Stachlewitz tritt zum ersten Mal für "Sehen statt Hören" vor die Kamera. Er wirkt eindringlich auf Redaktionsleiter Enzio Cramon ein, dass Gebärdensprache in der Sendung verwendet werden soll. Jürgen Stachlewitz wird der Hauptmoderator – und gebärdet erstmals im Deutschen Fernsehen in Deutscher Gebärdensprache! Dieser Schritt ist durchaus umstritten und wird kontrovers diskutiert.
-
2000
1.000 mal "Sehen statt Hören"!
2000
Die 1000. Sendung
Die 1000. Sendung von „Sehen statt Hören“ wird ausgestrahlt. Der Einsatz der DGS wird nicht mehr in Frage gestellt. Die Zuschauer begleiten ihr Magazin kritisch und formulieren ihre Bedürfnisse: Bezüglich der Länge, der Sendezeit und der Themenauswahl werden immer klarere Wünsche von Seiten der Zuseher geäußert.
-
2002
Lang wurde um die Anerkennung der DGS gekämpft
2002
Anerkennung DGS
Die Deutsche Gebärdensprache wird als eigenständige und vollwertige Sprache anerkannt. Der Einsatz der DGS hat sich zum festen Markenkern von Sehen statt Hören entwickelt.
-
2013
Wir sind in der Mediathek
2013
Online
Auch Sehen statt Hören ist im digitalen Zeitalter angekommen: Die Sendungen sind seit 2013 ein Jahr lang in der Mediathek abrufbar. Untertitel haben sich nahezu vollständig durchgesetzt - Im Bayerischen Fernsehen werden derzeit monatlich rund 500 Sendungen mit Untertiteln ausgestrahlt.
-
2015
Geburtstag!
April 2015
40!
Jubiläum! Sehen statt Hören wird 40 Jahre alt.