Einschränkungen durch Corona Taube Künstler
Auftritte sind seit einem Jahr nahezu unmöglich. Wie geht es den Künstlerinnen und Künstlern? Wie schaffen sie diese Phase finanziell? Ace Mahbaz hat nachgefragt.
Anne Zander ist Schauspielerin, Steve Stymest arbeitet als Fotograf, Model, und Schauspieler. Kassandra Wedel ist von Beruf Tänzerin, Choreographin, Schauspielerin und Performerin. Sie alle verbindet eines: Kunst und Kultur sind ihr Leben. Und sie verdienen damit auch ihren Lebensunterhalt.
Große Pläne
Kurz bevor die Pandemie ausbrach, hatten sie alle große Ziele und Pläne: neue Projekte – egal ob vorbereitet oder bereits gestartet, längere Auslandsaufenthalte, für die bereits alles eingefädelt war, geplante Festivals, die schon beworben wurden. Doch dann kam Corona. Und damit die Absagen.
Austausch und Begegnung
Für die Künstlerinnen und Künstler begann eine schwierige Zeit, die bis heute anhält. Für taube Künstlerschaffende ist das in manchen Aspekten sogar noch schwieriger als für ihre hörenden Kollegen.
"Die Veranstaltungen für taube Menschen sind für mich sehr wichtig, weil ich dadurch meine Netzwerke ausbauen kann. Dort treffe ich Menschen persönlich, kann mich spontan und intensiv über verschiedene Themen austauschen. Es ergeben sich auch weitere Kontakte, die mir neue Berufschancen eröffnen."
Fie
Der Austausch, die Begegnung – ein wichtiger Aspekt der Kunst findet im Moment nicht statt.
Finanzielle Nöte
Doch nicht nur die Zukunftspläne und die Freude gingen über Bord, sondern auch die finanzielle Grundlage kam gehörig ins Wanken. Künstler mussten sich arbeitslos melden. Sie beantragten Soforthilfe, doch nicht jedem wurde sie bewilligt. Und auch das Arbeitslosengeld reicht häufig nicht aus.
"Als es mit Corona losging, wollte ich Soforthilfe beantragen. Diese Möglichkeit gab es ja auch für Künstler. Mein Antrag wurde aber abgelehnt, weil ich mich erst kürzlich selbständig gemacht habe. Ich hätte also schon vier, fünf Jahre selbständig sein müssen, mit einer länger bekannten Steuernummer und regelmäßigen Zahlungen. Erst dann hätte ich einen Zuschuss bekommen. Also stand ich erst einmal da - ohne finanzielle Unterstützung, jedenfalls für die nächste Zeit."
Steve Stymest
Frust machte sich breit. Und Existenzängste. Der eine oder die andere hat sich eine andere Arbeit gesucht – um die Pandemie wenigstens finanziell durchzustehen.
Neue Wege
Und dann öffneten sich doch wieder Türen: Kassandra bekam beispielsweise durch ein Stipendium die Chance wieder zu tanzen. Anne ist in ein Projekt zum Thema "Vielfalt im Film" eingestiegen, das sie online gefunden hat. Steve ist über Instagram auf einen Aufruf zum Casting für einen tauben Schauspieler gestoßen – und hat die Rolle bekommen. Alle haben einen Plan B entwickelt, Alternativen gefunden, neue Richtungen eingeschlagen und dabei durch die Pandemie auch viel über sich selbst gelernt.
Den Austausch und die Kreativität, persönliche Begegnungen und auch das Diskutieren über Kunst – das vermissen alle. Künstlerinnen und Künstler und Zuschauerinnen und Zuschauer.
Neue Chance
Und wer weiß, vielleicht hat Corona sogar etwas Gutes für die Kunst der Gehörlosen: Denn sie wird digitaler. Und damit sichtbarer.
"Wenn wir uns präsentieren, dann haben wir das bisher immer versteckt in unserer Welt getan. Mit Kunst haben wir die Chance, auf der Bühne zu zeigen, wer wir sind und Kultur muss uns die Plattform dafür geben. Denn Hörende haben keine Ahnung von uns."
Jonathan