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Journalist Georg Mascolo

Er interviewte Whistleblower Edward Snowden und deckte in einer internationalen Recherche mit den „Panama Papers“ einen riesigen Skandal auf. Georg Mascolo zählt zu den besten investigativen Journalisten Deutschlands.

Stand: 24.07.2024 19:58 Uhr

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Einer der wichtigsten Momente für ihn als Journalist: der 9. November 1989. Georg Mascolo war als einziger Journalist vor Ort, als sich die Mauer an der Bornholmer Straße in Berlin öffnete.

"Für mich ist der 9. November 1989 einfach ein großer Tag. Das Finale dieser deutschen Revolution und ich hab‘ das Glück gehabt, damals DDR-Korrespondent zu sein, Chronist dieser Ereignisse sein zu können und hatte darüber hinaus das Glück genau an der Stelle zu stehen, an der sich nach 28 Jahren das erste Mal die Mauer geöffnet hat."

(SWR1, 09.11.23)

Seine Reportage über den Mauerfall wurde von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.

Vom Notargehilfen zum Top-Journalisten

Die Leidenschaft fürs Schreiben reifte in dem Halbitaliener schon früh, doch nicht jeder in seiner Familie war davon überzeugt, dass Journalist ein richtiger Beruf ist. So absolvierte er nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notargehilfen und volontierte anschließend bei seiner Heimatzeitung, der „Schaumburger Zeitung“. Bei einer Recherche für einen privaten Radiosender lernte er Stefan Aust kennen und folgte seinem Ruf zu „Spiegel TV“.

Intensive Jahre beim „Spiegel“

1992 wechselte Mascolo zur Printausgabe des „Spiegel“, wurde in diesen Jahren Ressortleiter, USA-Korrespondent und Leiter des Hauptstadtbüros in Berlin. Insgesamt fünf Jahre war er auch Chefredakteur des Nachrichtenmagazins. 2014 suchte er neue Herausforderungen und übernahm die Leitung des Recherchenetzwerks von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“. In diesen Jahren berichtete das Netzwerk unter anderem über den VW-Abgasskandal, den Whistleblower Edward Snowden und veröffentlichte 2016 in internationaler Zusammenarbeit die Erkenntnisse zu den „Panama Papers“.

Kritische Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie

Zusammen mit seiner Frau, der Journalistin Katja Gloger, schrieb er 2021 sein erstes Buch: „Seuche. Innenansichten einer Pandemie“. Es handelt vom ersten Jahr der Pandemie. Jetzt legte er nach. Kürzlich ist das Buch „Alles überstanden? Ein überfälliges Gespräch über eine Pandemie, die nicht die letzte sein wird“ erschienen. Geschrieben hat er es zusammen mit Deutschlands wohl bekanntestem Virologen Christian Drosten. Die beiden diskutieren darin die Rollen von Wissenschaft, Politik und Medien. Ein wichtiges Thema ist die Schließung von Schulen.

"Die Schulschließungen stehen in Wahrheit auch als Chiffre für eine größere Frage: Ist es eigentlich gerecht zugegangen? Wer hatte in dieser Pandemie welche Lasten zu tragen? Da haben viele Menschen das Gefühl – und ich glaube, zu Recht –, dass Kinder, Jugendliche und die Familien einen übergroßen Anteil zu tragen hatten, während die Wirtschaft das für sehr lange Zeit nicht musste. (…) Deshalb muss man auch für eine mögliche zukünftige Pandemie darüber diskutieren, wie Lasten gerecht verteilt werden können."

(Der Standard, 25.06.24)


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