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Katholischer Pfarrer Rainer Maria Schießler

Er gilt als einer der bekanntesten und streitbarsten Seelsorger Deutschlands. Rainer Maria Schießler steht fest in seinem Glauben, äußert aber auch offen Kritik an der katholischen Kirche.

Stand: 24.10.2024

Pfarrer Rainer Maria Schießler | Bild: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Für seine unkonventionelle und lebensnahe Art ist der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler seit mehr als 25 Jahren bekannt. Er spricht Klartext und scheut nicht davor zurück, heikle Themen anzusprechen. Viele lieben ihn dafür, andere wenden sich von ihm ab.

"Es ist auf jeden Fall in meiner Natur drin, dass ich mich nicht einfach zufriedengebe. Ich finde, das gehört auch zu einem tiefen christlichen Glauben, dass wir uns gegen faule Kompromisse wehren."

(BR Stationen, 31.8.2022)

Seelsorger im „Regenbogenviertel“ Münchens

Die ersten Jahre nach seiner Priesterweihe verbrachte er in Bad Kohlgrub und Rosenheim, 1991 kehrte er nach München zurück. Zwei Jahre später wurde er Stadtpfarrer in St. Maximilian im Münchner Glockenbachviertel. 2018 feierte er „Silberhochzeit“ in seiner Pfarrei.

"Ich bin nicht der Fromme, den sich die Kirche wünscht. Aber ich würde ihr nie den Rücken kehren, weil Kirche jedem Einzelnen aufgetragen ist. Das möchte ich in diese Welt hineinausrufen. So sehr kann mich die Kirche gar nicht ärgern, dass sie mich jemals loswird."

(BR Stationen, 31.8.2022)

Im Herbst 2024 erlebte Schießler einen gesundheitlichen Schreckmoment: Bei dem 62-Jährigen wurde eine Netzhautablösung diagnostiziert. Nur durch eine Notoperation konnten die Ärzte sein Augenlicht retten. "Wäre ich zu spät in die Klinik gegangen, hätte man mir nicht mehr helfen können und dann wäre ich auf dem Auge blind geblieben", so der Geistliche.

"Für mich hätte sich alles in kürzester Zeit ändern können. Aber dann geh ich raus aus der Klinik und alles ist doch wie immer: Kriege, Krisen. Ein einzelnes Leid kann glücklicherweise mit einer OP geheilt werden, die ganze Welt leider nicht."

(Abendzeitung, 27.11.2024)

Benefizkonzert für Kriegsopfer

Ein Thema, das ihn sehr beschäftigt, ist der Krieg in der Ukraine. 2021 organisierte der 64-Jährige ein Benefizkonzert für die Kriegsopfer in seiner Pfarrei St. Maximilian in München.

Schon als Kind wurde Rainer Maria Schießler mit dem Krieg konfrontiert. Sein Vater war nach dem 2. Weltkrieg traumatisiert und forderte Gehorsam von seinen beiden Söhnen. Eine zweite Heimat fand Rainer Maria in der Pfarrei St. Ulrich im Münchner Stadtteil Laim, zunächst als Ministrant und später als Jugendgruppenleiter. Mit 16 Jahren war er sich sicher: Er will Priester werden.

"Kirche braucht’s, weil Menschen Heimat brauchen. Und das ist das Einzige, was mich antreibt: Menschen Heimat zu geben."

(BR Stationen, 31.8.2022)

"Himmel, Herrgott, Sakrament"

2023 ist sein Sachbuch „Himmel, Herrgott, Sakrament“ verfilmt worden. Die sechsteilige Serie ist im BR Fernsehen ausgestrahlt worden. Für Schießler ist die Verfilmung „eine große Ehre“ und zugleich „eine gewisse Bestätigung, weil wir gewusst haben, dass wir mit diesem Titel nicht unerkannt bleiben“.

Rainer Maria Schießler ist Fußballfan und treuer Anhänger des TSV 1860 München. In seiner Zeit als Kaplan im Münchner Stadtteil Giesing hat er betend den Aufstieg seiner Löwen in die 1. Liga mitunterstützt. Im Frühjahr veröffentlichte Schießler ein Buch über seine Leidenschaft: „Im Fußballhimmel: Meine schönsten Geschichten vom Heiligen Rasen“.

Auch aktuell ist er wieder mit einem neuen Buch auf Tour: In “Ja, es ist Weihnachten!” teilt Schießler seine persönlichsten und rührendsten Geschichten rund um die Weihnachtszeit.

"Weihnachten macht deswegen so viel Spaß, weil sich keiner diesem Feste entziehen kann. Da geht es nicht um die Glaubensschwere, die jemand an den Tag legt, sondern um das, was dieses Fest an Gefühl und Empathie vermittelt. Ich konnte diese Jammerei nie vertragen, dass da ja auch alle mitmachen würden, die an nichts glauben. Da können wir unsere Kirchen gleich zusperren, wenn wir auf dieselbe Art und Weise den Menschen gegenübertreten."

(Domradio, 24.09.2024)

 


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