Manager und Ex-Siemens-Vorstand Joe Kaeser
Die "Zeit" nannte ihn einmal den "Industriekanzler". Über vier Jahrzehnte prägte Joe Kaeser die Geschicke des Siemens-Konzerns. Der gebürtige Niederbayer schaffte es vom Bayerischen Wald in den Olymp der deutschen Wirtschaft.

Auch nach seinem Ausscheiden als Vorstandsvorsitzender der Siemens AG mischt sich Joe Kaeser gerne in die politischen Debatten des Landes ein: Nach der Bundestagswahl forderte der Vorstandsvorsitzende von "Siemens Energy" eine langfristige Agenda für den Umbau Deutschlands in den nächsten fünf Jahren. Seine Prognose:
"Made in Germany ist immer noch eine tolle Geschichte, aber die Welt wird nicht auf Deutschland warten."
(Focus, 28.02.25)
Vom Bayerischen Wald in die Weltwirtschaft
Auch der Aufstieg von Joe Kaeser vom Arbeiterkind aus Arnbruck im Bayerischen Wald zum deutschen Topmanager ist eine echte Erfolgsstory "Made in Germany". Nach dem Besuch der Realschule und der Fachoberschule absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Danach begann er seine Karriere im Siemens-Konzern, damals noch unter dem Namen Josef Käser. Als Leiter des Unternehmensbereichs Bauelemente ging er später nach Malaysia und dann für "Siemens" nach Kalifornien. In den USA änderte er seinen Namen vom bayerischen "Josef Käser" zum international verständlicheren "Joe Kaeser". Trotz seiner internationalen Karriere hat er nie den Bezug zu seinen Wurzeln verloren.
"Diese Bodenständigkeit gibt ein Gefühl für das Machbare in Unternehmen und das ist eine ganz wichtige Frage, dass man immer unterscheidet zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren. (…) Dieses Gefühl kriegt man aus einer gewissen Bodenständigkeit heraus viel besser, als wenn man gleich ganz oben einsteigt und glaubt, der Wohlstand ist das Normale und der Rest der Menschheit muss einfach nur dienen. Denn das ist falsch. Es ist umgekehrt."
(BR-Interview, 2010)
Chefreformer bei Siemens
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wechselte er an die Spitze des Siemens-Konzerns. Als Vorstandsvorsitzender leitete er von 2013 bis 2021 einen umfassenden Konzernumbau der "Siemens AG" ein, indem er diese in mehrere eigenständige Unternehmen aufteilte und wieder in die Gewinnzone führte. Seit seinem Ausscheiden aus der Konzernspitze im Jahr 2021 ist er unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender von "Siemens Energy". Vor kurzem wurde er für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.
Netzwerker in der Weltpolitik
Im Laufe seiner internationalen Karriere traf er auch mehrere Regierungschefs, darunter den russischen Präsidenten Wladimir Putin vor dem Ukraine-Krieg und den wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump. Seine Empfehlung: Man müsse Trump mit genügend Selbstbewusstsein begegnen.
"Trump dealt gern, er will gewinnen. Also muss man Verhandlungsmasse haben. Meine Erfahrung ist, wenn man aus einer Position der Stärke kommt, geht Trump auch darauf ein. Er entscheidet schnell, und dann funktioniert alles sehr unbürokratisch. Die erste Amtszeit Trumps war für die Wirtschaft nicht schlecht. Man konnte sich auf die Vereinbarungen mit seiner Administration verlassen."
(Manager, 28.11.24)