Schauspieler und Regissseur Michael Lerchenberg
Ob als Schauspieler, Regisseur oder ehemaliger Intendant – Michael Lerchenberg gehört zu den vielseitigsten deutschen Bühnenkünstlern. 25 Jahre prägte er zudem das Politikerderblecken am Nockherberg wie kaum ein anderer.

Die Bretter, die die Welt bedeuten, übten auf den gebürtigen Dachauer schon als Kind eine große Faszination aus. Als Erwachsener legte er den Grundstein für seine Schauspielkarriere mit einem Studium der Theaterwissenschaften und einer Ausbildung an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule. Danach spielte er an namhaften Theatern in ganz Deutschland. Und auch im Fernsehen war sein Erfolg unaufhaltsam. Unvergessen bleibt zum Beispiel seine Rolle als Prälat Hinter im "Bullen von Tölz" an der Seite von Ottfried Fischer und Ruth Drexel. Der Erfolg kommt für ihn nicht von ungefähr.
"Die Passion für das Spielen hat zwei Seiten: nicht nur die Leidenschaft, sondern auch die Leidensfähigkeit, die man braucht. Nicht jeder hat Erfolg. Oder nach Erfolgen kommt die Durststrecke. Das muss man aushalten, darauf gefasst sein. Auch hat nicht jeder das Glück, dass die Karriere beständig bleibt. Ich kann nach 45 Jahren im Beruf sagen: Ich habe das nötige Glück gehabt."
(Hallo München, 14.07.24)
Nockherberg als zweites Wohnzimmer
Das nötige Quäntchen Glück hatte er auch, als er 1984 die Gelegenheit bekam, den späteren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber auf dem Nockherberg zu spielen. Mehr als zwei Jahrzehnte gehörte er zum festen Ensemble des Nockherbergs – zunächst als Stoiber-Double und später als Fastenprediger Bruder Barnabas. In dieser Rolle sorgte er 2010 für einen handfesten Skandal. Er verglich den damaligen FDP-Chef Guido Westerwelle wegen dessen umstrittener Äußerungen über Hartz-IV-Empfänger mit einem KZ-Aufseher. Nach der heftigen Kritik an seiner Rede trat er von seinem Amt als Fastenprediger zurück. Für ihn hatten Fastenprediger Maxi Schaffroth und die Autoren des Singspiels dieses Jahr einen besonders schweren Job.
"Das ist wirklich ein Super-Gau, denn man arbeitet ja wirklich vor. (…) Das ist mindestens ein Vierteljahr vorher. (…) Jetzt kommt schon mal die Neuwahl. Dann weiß man ja nicht, wie geht die Wahl aus. (…) Gut, jetzt geht die Wahl aus, dann fängt man an zu sondieren, (…) und jetzt haut plötzlich Trump einen raus, dass wirklich die Welt wackelt. Und jetzt wackelt auch am Nockherberg die Bühne."
(BR Abendschau, 12.03.25)
Theatermensch mit Leib und Seele
Von 2004 bis 2017 verhalf er als Intendant – und immer wieder auch als Darsteller und Regisseur – den Luisenburg-Festspielen im oberfränkischen Wunsiedel zu neuem Glanz und Besucherrekorden. Im letzten Jahr wagte er sich an einen ganz anderen Theaterstoff: Als Regisseur brachte er das Musical "Sister Act" für den "MusicalSommer" auf der Feste Kufstein zur Aufführung. Es ist ein Stück basierend auf dem erfolgreichen Kinofilm mit Whoopi Goldberg über eine Nachtclubsängerin, die auf ihrer Flucht im Kloster landet. Falls er wählen müsste, wüsste er nicht, ob er sich zwischen Schauspielerei und Regie entscheiden sollte.
"Es gibt die zwei Grundtätigkeiten, zwischen denen es mich hin und her reißt: der Schauspieler und der Regisseur. Wenn ich viel inszeniere, vermisse ich das andereund umgekehrt. Es ist ein begnadeter Beruf, wir dürfen spielen, Schauspieler wie Regisseur, nur denkt letzterer sich die Spiele aus. Und was gibt es Schöneres, als wenn man im Beruf ‚spielen‘ darf?"
(Hallo München, 14.07.24)