BR Fernsehen - Sonntags-Stammtisch


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Regisseur und Intendant Christian Stückl

Er gilt als Brückenbauer zwischen Religionen und Kulturen: Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters und Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele. Für seine Verdienste erhielt er nun das Bundesverdienstkreuz.

Stand: 20.06.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Christian Stückl ist auf vielen Theaterbühnen zu Hause, besonders am Herzen liegen dem 62-Jährigen die Passionsspiele in seiner Heimatgemeinde. 2022 inszenierte er das Spektakel bereits zum vierten Mal. Insgesamt wirkten rund 2.100 Einheimische mit, mehr als ein Drittel der 5.200 Einwohner des Dorfes, darunter auch Flüchtlingskinder und nichtchristliche Darsteller.

"In Oberammergau war es mir ein großes Anliegen zu sagen: Es gibt viele Muslime, die in Oberammergau leben, das ist ein Teil unserer Gesellschaft, die gehören dazu, die müssen mitmachen."

(BR24, 07.03.24)

Der konservative Rebell

Schon als Kind interessierte sich der Gastwirtssohn Christian Stückl mehr für das Theater als für alles andere. Als Jugendlicher gründete er mit Freunden eine Theatergruppe. Nach seiner Lehre als Holzbildhauer bekam er 1985 die Möglichkeit, an den Münchner Kammerspielen zu assistieren, wo er u.a. mit Dieter Dorn und Volker Schlöndorff arbeitete.

Festspielleiter mit politischer Mission

1987 ging sein großer Traum in Erfüllung: Mit nur 25 Jahren wurde er zum jüngsten Passionsspielleiter aller Zeiten gewählt. Als solcher hat er den Ruf eines konservativen Rebellen. Christian Stückl hat im Laufe der Jahrzehnte einiges bei den Spielen verändert. Angesichts des Krieges in der Ukraine war die jüngste „Passion“ politischer denn je.

"Der eine Satz von Jesus, der auf dem Ölberg kommt: Wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert umkommen. Da glaube ich fest dran. (…) Noch nie haben Waffen Frieden gebracht."

(euronews, 14.05.22)

Angst vor zu viel Hetze

So sehr er sich als Brückenbauer für mehr Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen einsetzt, so sehr beunruhigt ihn die aktuelle Situation in Deutschland.

"Ich bin manchmal völlig überrascht und auch erbost, weil ich mir denke, man kriegt vorgebetet, dass keine Partei mit der AfD koalieren wird. Aber wenn ich dann auf das, was sie gerade machen, schaue, dann hetzt man gegeneinander innerhalb der Politik. (…) Mich macht die ganze politische Situation im Augenblick sehr traurig, man hat dieses Riesen-Fragezeichen: Wo geht das eigentlich alles hin?"

(BR24, 09.03.24)


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