Ehem. Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg
Er ist froh, „nicht mehr im politischen Zirkus herumturnen zu müssen“. Einst wurde Karl-Theodor zu Guttenberg wie ein Polit-Popstar gefeiert. Heute lädt er mit Gregor Gysi im Podcast "Gysi gegen Guttenberg" zum politischen Schlagabtausch ein.
Die Konstellation könnte nicht kontroverser sein: Der eine ist Gallionsfigur der Linken, der andere saß als Wirtschafts- und Verteidigungsminister im Kabinett von Angela Merkel. Seit letztem Jahr begeistern Gregor Gysi und Karl-Theodor zu Guttenberg mit ihrem Podcast zu gesellschaftspolitischen Themen hunderttausende Zuhörer und füllen mit ihren Live-Diskussionen große Hallen. Für Karl-Theodor zu Guttenberg ist der Podcast eine Alternative zur oft vergifteten Diskussionskultur unserer Zeit.
"Wir haben uns gesagt, es muss etwas geben in einer Gesellschaft, die heute eine so vergiftete Tonalität hat, wo es nur noch darum geht, den politisch anders Denkenden gegen die Wand zu drücken oder möglichst zu vernichten."
(Antenne Bayern, 18.10.24)
Nun ist daraus das Buch "Gysi gegen Guttenberg" entstanden, das ihren Schlagabtausch der Extraklasse festhält und zeigt, wie sehr ihre Dialoge von dem Wunsch nach gegenseitigem Verständnis geprägt sind.
Der Familientradition verpflichtet
Sein Interesse für Politik wurde ihm bereits in die Wiege gelegt. Er wurde 1971 als Sohn der fränkischen Adelsfamilie zu Guttenberg geboren. Sein Vater, der berühmte Dirigent Enoch zu Guttenberg, war als Umweltschützer und Atomkraftgegner bekannt. Sein Großvater väterlicherseits war Parlamentarischer Staatssekretär unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger. Karl-Theodor engagierte sich seit seiner Studentenzeit in der CSU: Zunächst machte er auf kommunaler Ebene Karriere, bevor er 2002 als direkt gewählter Abgeordneter in den Deutschen Bundestag einzog.
Hoher Aufstieg und tiefer Fall
Von da an ging es mit großen Schritten weiter auf der politischen Karriereleiter nach oben. 2008 berief ihn Horst Seehofer zum Generalsekretär der CSU. Nur ein Jahr später wurde er Nachfolger von Michael Glos als Bundeswirtschaftsminister. Bei seinem Amtsantritt war er mit 37 Jahren der bis dahin jüngste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik. Nur wenige Monate später wechselte er als Minister ins Verteidigungsressort. In seine Amtszeit fiel die Aussetzung der Wehrpflicht, für die er sich stets eingesetzt hatte. Für manche war er bereits der würdige Nachfolger von Angela Merkel. Doch dem rasanten Aufstieg folgte der jähe Fall: Er stürzte über die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit und trat später von allen politischen Ämtern zurück.
Neustart abseits der politischen Bühne
Danach zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Er ging mit seiner Familie in die USA, um dort als Unternehmensberater zu arbeiten. Auf die Plagiatsaffäre und ihre Folgen blickt er heute gelassen zurück. Seinen Rücktritt bezeichnet er als "größten Segen, der mir passieren konnte". Eine Rückkehr in die Politik schließt er für sich aus.
"Ich bin wirklich jemand, der die Freiheiten dessen, was ich jetzt heute tue, genieße. Das heißt nicht, dass man damit ein unpolitischer Bürger dieses Landes wird, und das heißt auch nicht, dass man sich immer mal wieder auch zu den Dingen äußert, die sich bei uns ergeben und stattfinden. Aber ich habe heute das Gefühl, dass ich mit den Dingen, die ich mache, wirkkräftiger bin als ich es je in der Politik war."
(Antenne Bayern, 18.10.24)