BR Fernsehen - Sonntags-Stammtisch


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Journalistin und Autorin Katja Gloger

Kaum eine deutsche Journalistin kennt Russland und Putin so gut wie sie: Katja Gloger berichtete viele Jahre für den „stern“ aus Moskau. Sie hat den russischen Präsidenten lange begleitet und eine Biografie über ihn geschrieben.

Stand: 22.02.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Katja Gloger war am vergangenen Freitag live dabei, als Julia Nawalnaja nach der Nachricht vom Tod ihres Mannes auf der Münchner Sicherheitskonferenz ans Rednerpult trat.

Die Osteuropa-Expertin hat bereits russische Strafkolonien besucht und kennt auch das Straflager „Polarwolf“, in dem Nawalny inhaftiert war.

"Es erinnert an das Archipel Gulag, an das Archipel der Straflager aus der Stalinzeit. Nicht nur, dass es diese furchtbare Kälte ist und die Dunkelheit nördlich des Polarkreises, die Einsamkeit. (…) Die Haftbedingungen sind sowieso furchtbar (…) und für Alexej Nawalny war es ja nochmal schlimmer. Er wurde wegen der kleinsten Kleinigkeit (…) in den ‚Isolator‘ gesteckt, also in eine Einzelhaftzelle."

(phoenix, 20.02.24)

Faszination Osteuropa

Trotz aller Schrecken des Putin-Regimes ist Russland für die gebürtige Koblenzerin immer noch so etwas wie eine zweite Heimat. Bereits nach dem Abitur ging Katja Gloger für ein Jahr nach Moskau, wo sie am Staatlichen Puschkin-Institut studierte. Ihre ersten Eindrücke in der russischen Hauptstadt waren zwiespältig.

"Moskau war groß, abweisend und kalt, es gab keine Cafés und Kneipen, man stand Schlange, quetschte sich in die Busse, und die Menschen kämpften ständig gegen sich und andere, um im Alltag zu bestehen. Anderseits gab es diese große, scheinbar vollkommen selbstverständliche Herzlichkeit, wenn man nach Hause eingeladen wurde."

(Homepage Körber-Stiftung)

Karriere beim „stern“

Bereits in ihrer Moskauer Zeit knüpfte Katja Gloger erste Kontakte zum Journalismus. Nach ihrem Studium der Osteuropäischen Geschichte, Politik und Slawistik ging sie diesen Weg weiter. Sie absolvierte eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München und ein Fernsehvolontariat beim WDR in Köln. 1989 wechselte sie zum Hamburger Magazin „stern“. Für das Magazin berichtete sie viele Jahre aus Moskau und leitete das dortige Büro. 2004 ging sie als politische Korrespondentin für den „stern“ nach Washington in die USA. Nach fünf Jahren kehrte sie nach Hamburg zurück.

Kampf für Pressefreiheit

Heute arbeitet Katja Gloger, die unter anderem mit dem „Henri-Nannen-Preis“ ausgezeichnet wurde, als freie Journalistin und Buchautorin. Außerdem setzt sie sich als Vorstandsmitglied von „Reporter ohne Grenzen“ für eine weltweite Pressefreiheit ein. Dazu gehört auch der Schutz russischer Journalistinnen und Journalisten, die heute im Exil leben. Digitale Plattformen spielen für deren Arbeit eine wichtige Rolle.

"Zumindest ist YouTube nicht gesperrt in Russland. Es ist einer der wichtigsten Kanäle für Menschen, die sich unabhängig informieren wollen. (…) Natürlich ist das Arbeiten kompliziert, ist es schwer, wenn man natürlich nicht mehr vor Ort ist. Aber die Kolleginnen und Kollegen arbeiten professionell, sie haben ihre Quellen, sie haben immer noch Kolleginnen und Kollegen vor Ort."

(phoenix, 20.02.24)


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