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FDP-Politikerin Linda Teuteberg

„Wenn es um’ s Prioritätensetzen geht, da fängt die Politik erst richtig an.“ Im Haushaltsstreit der Ampel gibt sich Linda Teuteberg optimistisch. Sie gilt als das ostdeutsche Gesicht der FDP und prinzipienfeste Innenpolitikerin.

Stand: 20.06.2024 19:03 Uhr

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Der ohnehin angespannte Ton in der Bundesregierung hat sich in dieser Woche zusehends verschärft. Kein Wunder, ging es doch ums Eingemachte, den Bundeshaushalt. Während die einen schon mit Koalitionsbruch drohten, sieht Linda Teuteberg die Sache etwas pragmatischer.

"Es geht jetzt darum (…) einen tragfähigen Haushalt zu finden. Und da gibt es offenbar noch unterschiedliche Vorstellungen und das muss jetzt ausgetragen werden."

(phoenix, 17.06.24)

Man gebe rund 90 Milliarden mehr aus als vor der Pandemie. Von einem „Sparkahlschlag“ sei man also weit entfernt. Wichtig sei vor allem, das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft wiederherzustellen.

Frühe Begeisterung für Politik

Politik hat Linda Teuteberg, die in einem ostdeutschen Stadtteil Berlins aufwuchs, schon immer begeistert. Ihre erste Begegnung mit der FDP hatte sie über die Schülerzeitung. 1998 sollte sie den damaligen Außenminister Klaus Kinkel interviewen, der zu einem Wahlkampfauftritt in ihre Heimatstadt gekommen war. Das Programm der Partei faszinierte sie so sehr, dass sie noch im selben Jahr den Jungen Liberalen beitrat.

Frauenpower in der FDP

Zielstrebig arbeitete sie sich nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre nach oben. Mit 28 Jahren zog sie in den Brandenburger Landtag ein, später in den Bundesvorstand der FDP, 2017 schließlich in den Bundestag. In einer Partei, die den Ruf eines ewigen Männervereins nicht los wird, war Linda Teuteberg so etwas wie der sichtbare Gegenbeweis.

Aufstieg und Fall als Generalsekretärin

Das sah auch Parteichef Christian Lindner so. Im April 2019 schlug er sie als Nachfolgerin von Nicola Beer als Generalsekretärin vor. Doch ihrem Aufstieg folgte ein jäher Absturz. Als die FDP ausgerechnet in ihrer Heimat Brandenburg an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, mehrten sich die kritischen Stimmen. Keine anderthalb Jahre nach ihrer Nominierung ersetzte sie Lindner durch den damaligen rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Volker Wissing - eine nicht unumstrittene Entscheidung. Ihre Abschiedsworte ließen Raum für unterschiedliche Interpretationen.

"Es war mir eine Ehre und meistens eine Freude."

(Die Zeit, 19.09.20)

Wende in der Migrationspolitik

Doch die 43-Jährige gab nicht auf. Ihre Durchsetzungskraft beeindruckte auch Christian Lindner und so verhandelte sie in den Ampel-Koalitionsgesprächen für die FDP das Thema Migration. Für sie ist eine Wende in der Zuwanderungspolitik unabdingbar.

"Statt zu behaupten: ‚Wir schaffen das‘, müssen wir fragen: Was wollen wir schaffen? Was können wir schaffen? Was bereichert uns? Und was bedroht unsere Art zu leben? Die Debatte über diese Fragen ist bis heute nicht hinreichend geführt worden. Das muss jetzt passieren und Konsequenzen haben. Die Steuerung von Migration ist eine Schicksalsfrage für die Selbstbehauptung liberaler Demokratien."

(NZZ, 15.06.24)


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