SPD-Außenexperte Michael Roth
Seit längerem beklagt Michael Roth eine "Kühlschrank"-Atmosphäre innerhalb der SPD-Fraktion im Bundestag. Auch deshalb will sich der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im nächsten Jahr aus der Politik verabschieden.
Michael Roth sitzt seit 27 Jahren für die SPD im Bundestag. Sieben Mal gewann er seinen nordhessischen Wahlkreis. Dennoch will sich der leidenschaftliche Sozialdemokrat im kommenden Jahr von der aktiven politischen Bühne verabschieden. Die Frage von Krieg und Frieden habe eine neue Härte in die SPD gebracht. Als der Kanzler noch zögerte, forderte Roth, Deutschland solle mehr und schwerere Waffen an die Ukraine liefern - das gefiel nicht allen Genossen. Für seine Zukunft nach dem Bundestag hat er sich einiges vorgenommen:
"Ich will kein Rächer der Enterbten werden und meinen Ex-Kolleginnen oberlehrerhaft erklären, wie sie es gefälligst besser zu machen haben. Dass ich politisch den Mund halten werde – das wird allerdings auch nicht passieren."
(Welt, 07.07.24)
Politisches Engagement als Türöffner
Sich politisch zu engagieren, war für den 54-Jährigen schon früh ein Türöffner in eine andere Gesellschaftsschicht. Er wuchs zusammen mit seinen drei Brüdern in Osthessen an der Grenze zur früheren DDR auf. Die Kinder galten wegen ihrer Herkunft als „Outlaws“, erzählt Michael Roth rückblickend. Ein Schlüsselmoment war für ihn, als er begann, sich in seinem Gymnasium einzubringen.
"Als ich dann in die Schülervertretung ging, hat man mich plötzlich anders wahrgenommen, mich respektiert, da wusste ich: Das könnte was für mich sein."
(stern, 27.03.24)
Kämpfer für sozialdemokratische Werte
Bereits mit 17 Jahren trat er in die SPD ein, mit gerade einmal 28 Jahren schaffte der Diplom-Politologe erstmals den Sprung in den Bundestag. Danach ging es weiter auf der Karriereleiter nach oben: Er war Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt und Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Seit 2021 ist Michael Roth Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag. In dieser Funktion wird er nicht müde, sich für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine einzusetzen.
"Wir müssen noch deutlich mehr tun. Kluge Leute sagen mir, dass die Zeit gegen Russland läuft. Putin kann diese Kriegsmaschinerie nicht endlos am Laufen halten. Das Problem ist die Unterstützung Russlands durch Länder wie China und dass Länder wie Indien oder Südafrika sich neutral geben. Die blicken historisch bedingt anders auf diesen Krieg. Wir müssen denen klarmachen, dass heute Russland die gefährlichste und expansionistischste Kolonialmacht der Welt ist."
(ntv, 27.10.24)
Kritik an der Bundesregierung
Mit solchen Aussagen eckte er bei so manchem Parteifreund an. Auch wenn er der politischen Auseinandersetzung nicht aus dem Weg geht, machte er vor einiger Zeit seinem Ärger über den zunehmenden Streit in der Ampelregierung Luft.
"Also zusammenreißen, Arsch zusammenkneifen und jetzt regieren, sich zusammenhalten und danach können wir machen, was wir wollen. Dann entscheiden die Bürgerinnen und Bürger."
(ntv, 21.08.24)