Journalist und Autor Moritz Rinke
Er ist einer der bekanntesten deutschen Dramatiker und ein großer Fußballfan. Mit seinem Buch "Ich könnte hier stundenlang sitzen und auf den Rasen schauen" hat Moritz Rinke nun auch eine Liebeserklärung an den Fußball geschrieben.
In der Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen geboren, schien Moritz Rinke eine künstlerische Laufbahn in die Wiege gelegt. Sein Vater war ein angesehener Goldschmied, zu dessen Kundinnen unter anderem die spätere belgische Königin Fabiola zählte. Seine Mutter war eine Nachfahrin des Malers Lovis Corinth. Doch die niedersächsische Landschaft mit ihren weiten Wiesen weckte in ihm zunächst eine andere Leidenschaft.
"Meine Mutter wäre am liebsten Schauspielerin geworden, durfte aber nicht. Deshalb schenkte sie mir schon mit drei Jahren ,Nathan der Weise‘. Doch ich wollte Fußball spielen. Statt Büchern packte ich Bälle ins Regal in meinem Kinderzimmer."
(BZ, 12.09.21)
Preisgekrönter Journalist
Mit 16 Jahren entdeckte er schließlich beim Schultheater doch noch seine Leidenschaft für Literatur und Theater. Er studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und begann gleichzeitig, Kolumnen und Reportagen zu schreiben, unter anderem für die „Süddeutsche Zeitung", die „Frankfurter Allgemeine Zeitung", „Die Zeit" und „Theater heute". Während seiner Zeit beim Berliner „Tagesspiegel“ schrieb er unter anderem eine Reportage über die „Love Parade“ 1997, für die er mit dem renommierten Axel-Springer-Preis ausgezeichnet wurde.
Gefeierter Dramatiker und Autor
In den folgenden Jahren machte er sich vor allem als Dramatiker und Romanautor einen Namen. Sein Bühnenstück „Republik Vineta“ wurde 2001 zum besten deutschsprachigen Theaterstück gewählt und 2006 verfilmt. Vier Jahre später erschien sein erster Roman, der auf Anhieb ein Bestseller wurde. „Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel“ spielt in seinem Geburtsort Worpswede und setzt sich ironisch mit der NS-Vergangenheit des Ortes auseinander. 2002 revolutionierte er mit seiner Neufassung der „Nibelungen“ die gleichnamigen Festspiele in Worms. Weitere Inszenierungen zusammen mit Dieter Wedel folgten in den Jahren darauf.
Im Fußballhimmel
Und doch hat ihn seine Leidenschaft für den Fußball über die Jahre nicht losgelassen. Das mag auch daran liegen, dass sein neunjähriger Sohn mindestens genauso fußballbegeistert ist wie er selbst. Sein aktuelles Buch „Ich könnte hier stundenlang sitzen und auf den Rasen schauen“ ist denn auch eine Aneinanderreihung nicht ganz ernst gemeinter Geschichten aus der Feder eines glühenden Fußballfans. So lässt der 56-Jährige, der in der DFB-Autoren-Nationalmannschaft spielt, beispielsweise die verschossenen Elfmeterbälle von Uli Hoeneß und Bastian Schweinsteiger im Himmel miteinander sprechen. Wer glaubt, Großereignisse wie die WM oder die EM seien das Highlight eines eingefleischten Fans wie ihn, der irrt.
"Alle sind plötzlich Kenner und wissen genau wie es läuft. Und das ist fürchterlich für die, die es eigentlich lieben."
(radioeins, 23.04.24)