FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Sie ist nach wie vor die Grande Dame der FDP: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Seit mehreren Jahrzehnten kämpft die ehemalige Bundesjustizministerin leidenschaftlich für Bürger- und Menschenrechte
Politik liegt bei Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in der Familie: Ihr Vater war CDU-Bürgermeister in Minden, ihr Onkel FDP-Bundesjustizminister in der Regierung von Konrad Adenauer. 1978 trat sie in die FDP ein. Durch ihre Arbeit beim Deutschen Patentamt in München fand sie Ende der 70‘er Jahre in Bayern eine neue Heimat. 1990 wurde sie erstmals in den Bundestag gewählt. Als Landesvorsitzende der bayerischen FDP führte sie die Liberalen 2008 in die erste schwarz-gelbe Koalition im Freistaat. Auch wenn die Partei derzeit ums politische Überleben kämpft, bleibt sie den Liberalen treu.
"Ich bin wirklich aus tiefer Überzeugung seit Jahrzehnten eine Anhängerin des politischen Liberalismus, den findet man in anderen Parteien nicht. (…) Es ist ‚meine‘ FDP, auch wenn es keine Partei für mich gibt, mit der ich zu Hundertprozent übereinstimme."
(Eins-zu-Eins-der-Talk, 21.09.23)
Prinzipientreue FDP-Politikerin
Dass sie ihrer Partei kritisch gegenübersteht, zeigte sich beispielsweise 1995, als Sabine Leutheusser-Schnarrenberger von ihrem Amt als Justizministerin zurücktrat, nachdem die FDP in einem Mitgliederentscheid ihre bisherige Ablehnung des Lauschangriffs aufgegeben hatte. Ihrer politischen Karriere tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil. Unter Angela Merkel wurde sie 2009 erneut Justizministerin und war von 2011 bis 2013 stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP. Der Kampf für Freiheits- und Menschenrechte wurde zu ihrem Markenzeichen. Dafür wurde sie auch schon als die "Jeanne d`Arc der Bürgerrechte" bezeichnet.
Ausgezeichnete Freiheitsrechtlerin
Für ihr politisches Engagement wurde die heute 73-Jährige mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Bayerischen Verdienstorden. 2022 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel „Unsere gefährdete Demokratie. Wie wir mit Hass und Hetze gegen Politiker und Journalisten umgehen“. Auch der offene Hass gegen Jüdinnen und Juden ist ihr ein wichtiges Anliegen. Seit Januar 2019 ist sie ehrenamtliche Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen. Auch wenn sie dieses Amt in diesem Jahr niedergelegt hat, mahnte sie zum Jahrestag des Massakers in Israel:
"Der 7. Oktober und seine Folgen haben der Welt einmal mehr vor Augen geführt, dass Jüdinnen und Juden bedroht sind. Jeden Tag, überall, auch in Deutschland. Der Kampf gegen Judenhass – egal ob er von radikalen Reichsbürgern, völkischen Rechtsextremisten, linken Antiimperialisten oder palästinensischen Befreiungsideologen ausgeht – ist nicht nur unsere historische Verpflichtung, sondern auch moralisch unabdingbar. Denn Antisemitismus ist in keiner Form mit den Werten unserer demokratischen Gesellschaft vereinbar."
(Handelsblatt, 06.10.24)