Präsidentin des VdK Verena Bentele
Vertrauen ist ein zentraler Punkt im Leben von Verena Bentele, denn sie ist von Geburt an blind. Damit hat sie es weit gebracht: Sie ist 12-fache Paralympics-Siegerin und Vorsitzende des größten deutschen Sozialverbands VdK.
Die Gabe, sich für andere einzusetzen und an das „Wir“ zu glauben, hat Verena Bentele von ihren Eltern mitbekommen. Beide engagieren sich ehrenamtlich in ihrem Heimatort Tettnang am Bodensee. Ihren Kindern ließen sie von klein auf viele Freiheiten.
"Wir durften uns viel bewegen, viel Sport machen. Wir hatten Ponys zu Hause, weil ich mir die sehr gewünscht habe und meine Eltern gesagt haben: ‚Du kriegst die, wenn du dich auch selbst darum kümmerst.‘"
(rbb, 28.05.24)
Inklusion als Herzensthema
Der Grundstein für ihre spätere sportliche Karriere wurde in der Blindenschule im Schwarzwald gelegt. Mit zehn Jahren lernte sie Langlaufen, später kam das Schießen dazu. Obwohl sie die individuelle Förderung sehr genoss, wäre sie gerne auf eine „normale“ Schule gegangen. Inklusion ist ihr bis heute ein wichtiges Anliegen.
"Ich hätte gerne mit meinem sehenden Bruder und den Freunden zu Hause die Schule besucht, aber eben dann auch mit allen Möglichkeiten, die ich heute in der Inklusion sehe. (…) Es wäre besser, zusammen zu lernen, weil das später auch das Arbeitsleben viel einfacher machen würde."
(rbb, 28.05.24)
Kämpferin im Profisport
Diese schwierigen Ausgangsbedingungen taten ihrer Karriere keinen Abbruch - im Gegenteil. Mit 15 Jahren wurde sie Europameisterin, mit 16 gewann sie in Nagano ihre erste Goldmedaille bei den Paralympics. Bei den Deutschen Meisterschaften 2009 in Nesselwang riss die Erfolgsserie jäh. Nach einem Missverständnis mit ihrem Begleitläufer kam Verena Bentele von der Strecke ab und stürzte in ein Bachbett. Dabei verlor sie eine Niere. Doch Aufgeben war für Verena Bentele keine Option. Nur ein Jahr später holte sie bei den paralympischen Spielen im kanadischen Vancouver insgesamt fünf Goldmedaillen im Biathlon und Langlauf.
"Als Sportlerin habe ich gelernt, dranzubleiben, Ausdauer zu beweisen – auch in den Momenten, in denen ich Niederlagen erlebe. Bei Rückschlägen nicht sofort aufzugeben, ist entscheidend. (…) Für mein Leben ist das eine sehr gute Voraussetzung, um mich nicht von allem unterkriegen zu lassen."
(editionf.com, 06.24)
Kämpferin für soziale Gerechtigkeit
2011 verabschiedete sie sich vom Profisport und wandte sich neuen Aufgaben zu. 2014 wurde sie Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, vier Jahre später Präsidentin des VdK. Soziale Gerechtigkeit ist der heute 42-Jährigen eine Herzensangelegenheit. Von der neuen Bundesregierung erhofft sie sich weniger Streit und dass Wirtschaftsförderung und der Sozialstaat nicht gegeneinander ausgespielt werden.
"Gerade für sozialpolitische Vorhaben ist es ganz, ganz wichtig, eine große Akzeptanz zu erwirken, und die schaffe ich eben nicht, wenn ich über Medien und über Streit auf offener Bühne wirklich auch den Sozialstaat immer wieder in Frage stelle und sogar so ein bisschen den Abgesang gebe, das ist für mich wirklich der falsche Weg."
(DLF, 13.11.24)