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TV-Duell Merkel und Schulz: Ziemlich beste Freunde

Die einzige direkte Begegnung von Bundeskanzlerin Merkel und Herausforderer Schulz trug zwar das Etikett "Duell" – doch in den gut anderthalb Stunden waren die beiden Spitzenpolitiker oft auf einer Linie, unterschieden sich nur in Details. So entstand der Eindruck, dass sich Merkel und Schulz eine Fortsetzung der Großen Koalition gut vorstellen können.

Von: Birgit Schmeitzner

Stand: 04.09.2017 | Archiv

Screenshot des TV-Duellls zwischen der Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzenden Angela Merkel und dem SPD-Kanzlerkandidaten und SPD-Vorsitzenden Martin Schulz am 03.09.2017 in Berlin.  | Bild: dpa-Bildfunk/Michael Kappeler

Martin Schulz war zwar der angriffslustigere der beiden Kandidaten. Der SPD-Vorsitzende musste dabei aber immer lavieren – schließlich hat seine SPD in den vergangenen Jahren mitregiert, das engt den Spielraum bei der Kritik ein. Schulz warf Merkel vor, die kontroverse Debatte, die "das Salz in der Demokratie ist", eingedämmt zu haben. Ein Vorwurf, den die Bundeskanzlerin mit dem Satz kommentierte, die SPD sei ja durchaus ein sehr streitbarer Koalitionspartner.

Streitpunkt Türkei-Politik

Martin Schulz sagte, als Bundeskanzler würde er bei den europäischen Partnern ein Ende der Beitrittsverhandlungen anstoßen. Der türkische Präsident Erdogan verstehe nur eine "einzige Sprache, die der konsequenten Haltung". Man müsse sagen: "Jetzt ist Schluss" – gerade weil Erdogan der Ansicht sei, Europa sei dafür zu ängstlich. Merkel plädierte für mehr wirtschaftlichen Druck, sprach sich gegen eine Zollunion aus und für strengere Reisewarnungen. Um die Beitrittsverhandlungen zu stoppen, brauche man allerdings Einigkeit in der EU. Und:

"Leistetreterei ist das letzte, was man braucht im Umgang mit Erdogan. Aber wenn man Staatsbürger frei bekommen möchte, muss man schon noch im Gespräch bleiben."

Angela Merkel, Bundeskanzlerin

"Flüchtlingswelle kam über Monate auf uns zu"

Schulz warf der Bundeskanzlerin vor, in der Flüchtlingsfrage viel zu spät reagiert und damit den Rest Europas überrumpelt zu haben. Seiner Ansicht nach hätte Merkel schon vor dem Höhepunkt der Migration im Sommer 2015 die europäischen Partner einbinden müssen:

"Als die Staaten zusammenbrachen unter der Last, und das war absehbar, dann kamen sie [die Flüchtlinge] ungeordnet."

Martin Schulz, SPD-Vorsitzender

Die Grenzen damals nicht zu schließen, fügte Schulz jedoch hinzu, sei die richtige Entscheidung gewesen.

Deutlich weniger Zeit für Innenpolitik

Das große Wahlkampfthema der SPD, die soziale Gerechtigkeit, wurde im TV-Duell eher kursorisch gestreift. Beim Thema Rente argumentierte Merkel, es sei schon jetzt für Menschen vieler Berufsgruppen eine Herausforderung, bis 67 arbeiten zu müssen. Zu einer Rente mit 70 sage sie "ein ganz klares Nein." Eine Aussage, die Schulz mit leichtem Spott honorierte: "Finde ich toll, Frau Merkel". Er zog eine Parallel zur Pkw-Maut, die die Kanzlerin einst ebenfalls ausgeschlossen habe. Doch diesen Vorwurf ließ Merkel nicht auf sich sitzen, sie konterte, sie habe nur eine Maut ausgeschlossen, die die deutschen Autofahrer belaste.

Kurz gefragt, (einigermaßen) kurz beantwortet

Bei der schnellen Runde mit Fragen, die die beiden mit "ja" oder "nein" beantworten sollten, wurde eines deutlich: Angela Merkel fiel es schwerer, sich auf eine eindeutige Haltung festzulegen als Martin Schulz. Ist die Ehe nur eine Verbindung von Mann und Frau? Für Schulz ein klares "nein", Merkel verpackte ihr "ja" mit der Einschätzung, dass die Bundestags-Entscheidung "befriedend" war. Schneller ging es bei der Frage, ob die Fußball-WM in Katar eine gute Idee sei. Das Nein von Schulz kam postwendend, Merkel sagte: "nicht besonders".

Schröders Lobbyarbeit für Russland

Das Jobangebot des russischen Energieriesen Rosneft für Altkanzler Schröder bezeichnete Schulz als schlecht. Merkel tat dies ebenso. Sie fügte hinzu, dass Schröder damit die EU-Sanktionen untergrabe – das sei ein "sehr trauriger Zustand". Das wiederum konnte Schulz nicht so stehen lassen. Er betonte, Schröder habe sich um Deutschland große Dienste erworben, er habe es aus dem "schmutzigen Irak-Krieg herausgehalten". Den Job in Russland sollte er aber nicht annehmen.

Letzte Worte an die Zuschauer

Am Ende der Sendung haben die beiden Spitzenpolitiker jeweils eine Minute für ein abschließendes Statement. Schulz setzt dabei auf sein Kernthema "soziale Gerechtigkeit" und wählt ein plakatives Bild: eine Krankenschwester verdiene in einer Minute gerade mal 40 Cent, ein Manager dagegen 30 Euro. Man lebe in einer Zeit des Umbruchs, und da sei das beste Mittel der Mut zum Aufbruch.

"Der Mut zum Aufbruch heißt: die Zukunft gestalten und nicht die Vergangenheit verwalten."

Martin Schulz, SPD-Vorsitzender

"Ich glaube, dass wir das gemeinsam schaffen können."

Angela Merkel bedankte sich bei den Zuschauern für die Zeit, beklagte sich aber indirekt, dass in den 97 Minuten nicht genug Themen angeschnitten wurden. Man müsse Weichen für die Zukunft stellen, etwa für den digitalen Fortschritt. Merkel warb für sich und ihre Mischung aus Erfahrung und einer "Neugier auf das Neue". Ziel sei ein Deutschland, das auch in zehn Jahren ein starkes und sozial gerechtes Land ist, ein Land, in dem der Zusammenhalt gelte.

Erste Umfragen unmittelbar nach dem Ende der Sendung sahen Merkel als Siegerin. Infratest Dimap fanden 55 Prozent die Bundeskanzlerin überzeugender, Schulz kam auf 35 Prozent Zustimmung.


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Kommentieren

Desinformer, Dienstag, 05.September 2017, 13:35 Uhr

44. AfD Leute werden von russischen Medien mißbraucht

Der Artikel "Geheime Facebook Gruppen" zeigt auf jeden Fall sehr deutlich, wie AfDler wie Lemminge von den russischen Medien "ferngesteuert" werden.

Ein super entlarvender Bericht!

Danke an BR und der Initiative "PARTEI", die das klasse recherchiert haben.

rumpelstilzchen, Montag, 04.September 2017, 18:21 Uhr

43. "Duell"

wie kommt die merkel dazu,den familiennachzug mit dem "völkerrecht" zu begründen,wieder so eine lüge,die sie nicht begründen kann.

MW, Montag, 04.September 2017, 16:54 Uhr

42. WM untertreiben sie nicht? - Es sind Milliarden...

...kleine Monster.

Im Kopf ;-)

  • Antwort von wm, Montag, 04.September, 17:40 Uhr

    @MW

    ach was,ich habe mich verzählt,es sind nur eine Handvoll......kleine monster,die am italien strand auf ihre
    "welcome-begrüßung" warten:-))))

    heißer tip:informieren,dann schreiben!

  • Antwort von MW, Montag, 04.September, 20:03 Uhr

    Na dann machen sie sich von der Filterblase frei ;-)

  • Antwort von wm, Montag, 04.September, 21:43 Uhr

    @mw

    Träume weiter!

  • Antwort von MW, Montag, 04.September, 23:52 Uhr

    Dass Verstand, Logik und Vernuft wiederkehrt? Bei ihnen? Ok, ich träume mal lieber weiter ;-)

  • Antwort von wm, Dienstag, 05.September, 09:22 Uhr

    Logisch,Sie haben Verstand,Logik u,Vernuft mit der Suppenkelle gegessen,lieber "Nick,Nick,!!!!"

  • Antwort von MW, Dienstag, 05.September, 10:41 Uhr

    Zustimmung!

  • Antwort von Venar, Dienstag, 05.September, 13:23 Uhr

    Filterblase?

    Dazu heute ein sehr lesenswerter Artikel im BR:

    "Geheime Facebook-Gruppen
    So werden AfD-Anhänger aufgehetzt"

wm, Montag, 04.September 2017, 13:11 Uhr

41. Eine Million Emigranten.....

.....bereiten sich in Lybien auf die Überfahrt nach Europa vor.
Das Land ihrer Träume,Deutschland!
Da kommt Freude auf!!

  • Antwort von Erich, Montag, 04.September, 14:45 Uhr

    Dank Familiennachzug, machen sich noch mehr aufm weg, nur aus einer anderen Richtung. Wenn man die alle zusammenzählt, wird einem schlecht!

  • Antwort von wm, Montag, 04.September, 17:45 Uhr

    @Erich

    ......und ALLE werden in den deutschen Arbeitsmarkt integiert.

MB, Montag, 04.September 2017, 12:54 Uhr

40. Bildung, Umweltschutz, Industrielle Revolution, Wohnung&Mietpreise

Die SPD hätte mit klaren Aussagen zu Wohnen, Bildung, Arbeitnehmerrechten punkten können.
Allerdings hätte sie sich inhaltlich von der CDU/ CSU, den vermutlich auch zukünftigen Koalitionspartner, entfernt und sich den demokratischen Sozialisten aus der LInkspartei genähert.
Dies ist nicht gewollt. Man hat wohl eher Angst vor den Linken, als vor einem weiterso, dass die SPD immer weiter zum Juniorpartner von Bourgeoisie, Industrie und Konservativen macht.
Es ist nicht immer richtig, wenn man sich soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen schreibt, sich vor einer Koalitionsaussage zu drücken.