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SPD-Wahlkampf Martin Schulz auf Bayerntour

Erst Audi, dann Feuerwehrfest mit Leberkäs: Martin Schulz ist auf Ochsentour in Bayern, um die Genossen im CSU-Stammland trotz mieser Umfragen für die Bundestagswahl zu motivieren. Die Hamburger G20-Krawallbilder aber machen der SPD zu schaffen.

Von: Julio Segador

Stand: 10.07.2017 | Archiv

Der SPD-Kanzlerkandidat und Parteivorsitzende Martin Schulz im Ingolstädter Audi-Werk | Bild: picture-alliance/dpa/Kay Nietfeld

Kurz wirkt Martin Schulz (SPD) bei seiner Ankunft in Kösching ein wenig orientierungslos. Schnell aber wird der SPD-Kanzlerkandiat von Autogrammjägern umringt.

Von Kösching ins Kanzleramt

Kösching, die kleine Gemeinde im Norden von Ingolstadt, ist seit jeher eine SPD-Hochburg, mit einem der traditionsreichsten bayerischen SPD-Ortsvereine. Oder – wie es 1993 der damalige niedersächsische Ministerpräsident und spätere Kanzler Gerhard Schröder ins Goldene Buch der Marktgemeinde geschrieben hat: Eine "rote Insel im schwarzen Meer". Für Schulz, der Schröder gerne ins Kanzleramt nachfolgen würde, ist Kösching eine Pflichtstation im Wahlkampf:

"Es ist noch kein SPD-Mann Bundeskanzler geworden, der nicht in Kösching war. Das heißt im Klartext: Der erste Schritt ins Kanzleramt ist heute gemacht worden hier in Kösching."

Martin Schulz (SPD), Kanzlerkandidat

Zwischen Skepsis und Neugier

Für die SPD-Anhänger in Kösching ist der Schulz-Besuch der Wahlkampfauftakt. Die Erwartungen sind hoch: Kanzler soll er werden, natürlich, sagt ein Unterstützer. Dann muss er über den eigenen Optimismus lachen. Die Prognosen seien zwar nicht gut, gibt er anschließend zu – aber es sei ja noch einige Zeit hin bis zur Bundestagswahl.

Die neugierigen neutralen Besucher auf dem Köschinger Marktplatz, die sich einfach mal ein Bild des SPD-Kandidaten machen wollen, sind da skeptischer: "Er ist einfach kein Mann für Bayern", meint eine Zuschauerin. Und eine andere: "Er passt nicht in unsere Mentalität." Eine andere Neugierige ist offener: "Ich schaue ihn mir an, dann kann ich mehr dazu sagen." Und ein Besucher ergänzt: "Der muss sich auch erst beweisen. Er hat ja noch nichts geleistet."

Schulz gibt sich bürgernah

Martin Schulz muss jetzt inhaltlich punkten – auch im oberbayerischen Kösching ist das die vorherrschende Meinung. Der SPD-Chef bleibt dabei seiner bisherigen Linien treu. Er präsentiert sich als Politiker, der die Sorgen und Nöte der kleinen Leute im Blick hat.

"Das wird eine wesentliche Botschaft meines Wahlkampfes sein. Würde und Respekt für jeden einzelnen Mann, für jede einzelne Frau. Für jede Familie, die sich daran beteiligt, unsere Gesellschaft menschlich zu machen. Und die dafür sorgt, dass unsere Gesellschaft zusammengehalten wird. Das sind nicht die Politiker. Das sind am Ende diese Bürger."

Martin Schulz (SPD), Kanzlerkandidat

"Tiefe Abscheu" gegen G20-Randalierer

Doch ganz ohne die große Politik geht es dann doch nicht. Zwei Tage nach dem Ende des G20-Gipfels in Hamburg sind auch in Kösching die Ausschreitungen und die Fehlersuche Thema. Dass nun Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz im Feuer steht, empört Martin Schulz.

"Ich finde, wir sollten jetzt keine parteipolitischen Scharmützel austragen. Sondern klar sagen, dass wir den Beamtinnen und Beamten, die in Hamburg im Einsatz waren dankbar sein müssen. Weil die haben unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat verteidigt gegen Leute, für die man nur Verachtung übrig haben kann. Diese Art von fast schon Terrorismus, die wir in Hamburg gesehen haben, kann man nur mit tiefer Abscheu zurückweisen."

Martin Schulz (SPD), Kanzlerkandidat

Entscheidung beim Endspurt

Kösching ist nur eine von vier Stationen, die Martin Schulz an diesem Tag seiner Bayerntour absolviert. Am nächsten folgen weitere. Immerhin in Kösching kann der Kanzlerkandidat der leidgeplagten sozialdemokratischen Seele neues Leben einhauchen. Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch glaubt an Schulz.

"Ich bin mir sicher, dass die Wahlen auf den letzten Metern entschieden werden. In Deutschland sind auch noch knapp 40 Prozent aller Menschen unentschieden, wen sie wählen werden."

Uli Grötsch, Generalsekretär der Bayern-SPD

Kanzlerkandidat Schulz über Innenminister Herrmann: "eine Frechheit"

Aufs Schärfste weist Martin Schulz die Kritik von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zum Umgang der SPD mit Linksextremisten zurück:
"Ich finde diese Äußerung von Herrn Herrmann ist eine Frechheit, wir müssen uns nicht von einem Linksextremismus distanzieren", sagte Schulz in der Nachrichtensendung "Rundschau Magazin" im BR Fernsehen.
Die SPD sei die Partei der Kämpfer für die Demokratie in Deutschland, solche Beleidigungen nehme die SPD nicht an, so Schulz weiter. Auch den Vorwurf, die ehemalige SPD-Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig hätte die Präventionsprogramme gegen Linksextremismus zusammengestrichen, hält Schulz für haltlos:
"Frau Schwesig hat während ihrer Amtszeit die Ausgaben für die Bekämpfung und Prävention von Linksextremismus verdreifacht", sagte er.
Joachim Herrmann hatte gesagt: "Ich stelle immer wieder fest, dass schon Teile der SPD, große Teile der Grünen und total die Linkspartei, überhaupt nichts hören will, davon, wenn man von Linksextremismus in unserem Land redet."

Autor: Johannes Reichart


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Kommentieren

Erich, Montag, 10.Juli 2017, 22:19 Uhr

4. Lieber Maaddin,

Wenn Du Dich mit Leberkäs gestärkt hast, dann kannst jetzt wieder nach Hause fahren.

Gscheidhaferl, Montag, 10.Juli 2017, 20:24 Uhr

3. Realitätsfern

Sehr geehrter Herr Schulz,

vielleicht sollten Sie die Tage eher Hamburg besuchen, mit Menschen sprechen deren Hab und Gut bei den Krawallen beschädigt oder sogar zerstört wurde. Viele stehen hier vor dem Nichts, außer sind haben ihr hab und gut allumfassend versichert, was sich nicht jeder leisten kann. Dann können Sie den Menschen dort auch erklären wie Sie als Kanzler (mit Ihren potenziellen Koalitionspartnern, den Linken und den Grünen) in Zukunft gegen den Linksextremismus vorgehen wollen. Wäre hier ein Rechter Mob durchmarschiert, wäre der Aufschrei aus Ihrem Lager deutlich lauter gewesen.

  • Antwort von Gerald, Montag, 10.Juli, 20:37 Uhr

    Note 1 für Ihren Beitrag! Ist nichts hinzuzufügen!
    Wieder eine Chance verpasst, Herr Schulz! Viele haben Sie nicht mehr bis zum September!

  • Antwort von Stefan, Montag, 10.Juli, 22:19 Uhr

    Zeitgleich könnten dann Herr Hermann und Herr Seehofer erklären, weshalb, auch in unserem schönen Bayern, so viele Häuser durch rechte Dumpfbacken in Flamen aufgehen und Menschen verprügelt werden.

  • Antwort von Leo Bronstein, Dienstag, 11.Juli, 05:54 Uhr

    @ Stefan
    >Zeitgleich könnten dann Herr Hermann und Herr Seehofer erklären, weshalb, auch in unserem schönen Bayern, so viele Häuser durch rechte Dumpfbacken in Flamen aufgehen und Menschen verprügelt werden.<

    .
    Verfassungsschutzbericht Bayern 2016

    Politisch motivierte Gewaltdelikte rechts (PDF Datei Seite 103)
    Körperverletzungen - 91

    Politisch motivierte Gewaltdelikte links (PDF Datei 206)
    Körperverletzungen - 50

    Womit klar bewiesen wäre, dass ausschließlich >rechte Dumpfbacken< Menschen ständig verprügeln, während Intellektuelle Linke niemals einem Menschen auch nur ein Härchen krümmen würden und sich ausschließlich auf Gewalt gegen Sachen beschränken.

  • Antwort von Leo Bronstein, Dienstag, 11.Juli, 05:55 Uhr

    @ Stefan

    welt, 28.02.17 >Flüchtling wegen Brandstiftung verurteilt<
    ndr, 14.09.16 >Brandstiftung: Fünf Jahre Haft für Flüchtling<
    spiegel, 04.07.17 >Flüchtling wegen Brandstiftung verurteilt<
    focus, 10.04.16 >26-jähriger Syrer legte Feuer u. schmierte Hakenkreuze<
    swr, 08.09.16 >Syrer zu vier Jahren Haft verurteilt<
    general-anzeiger-bonn, 28.02.17 >Flüchtling setzte eigene Unterkunft in Brand<
    recklinghaeuser-zeitung, >Brandstiftung im Flüchtlingsheim: Dreieinhalb Jahre Haft<
    faz(net), 16.01.17 >B. und sein Brandstifter<
    ksta, 28.02.17 >Brandstiftung in Mechernich Flüchtling setzt eigene Unterkunft in Brand<
    weser-kurier, 09.08.16 >Flüchtling vor Gericht<
    welt, 28.09.16 >Flüchtlinge sollen Unterkunft angezündet haben<

    11 >Ereignisse< bei einer Population von ca. 1,5 Mio. Menschen entsprechen ca. 580 >Ereignissen< bei einer Population von ca. 80 Mio. Menschen.

  • Antwort von highwayfloh, Sonntag, 16.Juli, 19:52 Uhr

    Entschuldigung, wertes "Gscheidhaferl"... aber man sollte dennoch eines im Blick behalten: Nur weil das eigene Nest, von vermeintlichen "Nestbeschmutzern" verunreinigt wurde und das "eigene Nest" bisher als "unangreifbar" galt, heisst das noch lange nicht, dass sämtlicher "feindliche" Dreck von einem bestimmten Feinde kommt. Leider reicht es bei so manchen Kommentatoren hier nicht, dies zu sehen, da sie nicht in der Lage sind, die Gesamtsituation zu betrachten und über den eigenen (sehr begrenzten) Tellerrand hinauszuschauen.

Gerald, Montag, 10.Juli 2017, 19:03 Uhr

2. Wo will er denn punkten?

Will er da etwa über das Thema innere Sicherheit sprechen? In diesem Thema findet diese Partei praktisch nicht statt! Siehe Olaf Scholz in Hamburg!

Nadine, Montag, 10.Juli 2017, 18:58 Uhr

1. So bürgernah wie Herr Seehofer

oder noch weiter entfernt? Das mit der "Koalition mit dem Bürger" (Herr Seehofer, CSU) war ja gelinde gesagt nur ein Gag. Oder darf man in Bayern etwa öfter wählen gehen, als in anderen Bundesländern? Nö. Nichts da. Zur Wahl darf man in Bayern nur alle 5 Jahre gehen und nicht wie in anderen Ländern etwa alle 4 Jahre. Nichtsdestotrotz kann ich mir nicht vorstellen, dass die SPD in Bayern Punkten wird. In Bayern gibt es einfach zu viele konservative Wähler. Am wahrscheinlichsten halte ich da noch eine Koalition zwischen der CSU und der FDP, obwohl ich persönlich ja keine der beiden Parteien gut finde. Die CSU ist weder christlich noch sozial und die FDP kennt ja nur Aktionäre.