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CO2-Rechner Über die Daten

Stand: 14.09.2023 18:29 Uhr

Der CO2-Ziel-Rechner ist eine Simulation. Gezeigt wird eine Auswahl von Maßnahmen und ihre geschätzte Minderungswirkung: Wie viel weniger CO2 wird ausgestoßen, wenn die Maßnahme umgesetzt wird? Während in vielen Debatten nur die Kostenseite betrachtet wird, soll der CO2-Rechner helfen, auch die Nutzenseite von Maßnahmen betrachten zu können.  

Auswahl der Maßnahmen  

Bei der Auswahl der gezeigten Maßnahmen haben wir vor allem darauf geachtet, dass Maßnahmen 1) besonders große Einsparungen bringen und/oder 2) besonders intensiv diskutiert werden. Die LKW-Maut erfüllt zum Beispiel das erste Kriterium, das Absaugen von Emissionen aus der Luft das zweite Kriterium. Beim Heizungsgesetz oder dem Tempolimit gilt beides.  

Generell liegen nicht für alle Maßnahmen Schätzungen vor, wie viele CO2-Emissionen und Äquivalente dadurch eingespart werden. Bei der Auswahl von gezeigten Maßnahmen ist das eine deutliche Einschränkung.  

Datengrundlage  

Für die einzelnen Maßnahmen nutzen wir die Angaben aus dem Projektionsbericht 2023, dem Prüfbericht des Expertenrats für Klimafragen, Angaben verschiedener renommierter Forschungsinstitute und Studien des Umweltbundesamtes. Für die Daten aus dem Projektionsbericht finden sich unten genaue Angaben, welche Werte für die Berechnung genutzt wurden. Die Maßnahmen, die untere “Zusätzliche Maßnahmen” in einem Sektor zusammengefasst sind, wurde die Lücke zwischen der Summe der Maßnahmenwirkung und dem Sektorausstoß 2022 berechnet.  

  • Verbrenner-Aus (Vergleichszahl): Driving Change, Greenpeace, https://www.greenpeace.de/publikationen/DrivingChange_Analysis_Greenpeace%20Germany.pdf
  • Deutschlandticket (Vergleichszahl): Prüfbericht 2023 des Expertenrats für Klimafragen für die Sektoren Gebäude und Verkehr, https://expertenrat-klima.de/content/uploads/2023/09/ERK2023_Pruefbericht-Gebaeude-Verkehr.pdf
  • Verstärkter Humusaufbau in Ackerböden: “Nur die »große Lösung« funktioniert”, Thünen-Institut, https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn065753.pdf
  • Großflächige Sanierung von Gebäuden: Serielle Sanierung in Europa und Deutschland, Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2021-07-20_texte_114-2021_serielle_sanierung.pdf 
  • Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen: Tempolimit, Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/tempolimit 
  • Direct Air Capture. Direct Air Capture, Internationale Energie-Agentur, https://www.iea.org/energy-system/carbon-capture-utilisation-and-storage/direct-air-capture 
  • Verbot innerdeutscher Flüge: Berechnung der Treibhausgasemissionsdaten für das Jahr 2022 gemäß Bundesklimaschutzgesetz, Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/361/dokumente/vjs_2022_-_begleitbericht_final_kurzfassung.pdf
  • Abbau klimaschädlicher Subventionen im Verkehr: Klimaschutz im Verkehr, Baustein 3, Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr/klimaschutz-im-verkehr#subventionen

Bei allen Werten handelt es sich um Projektionen, die mit gewissen Unsicherheiten behaftet sind.  

Annahmen: Alle Studien, die Werte für die Zukunft berechnen, arbeiten mit Annahmen: Wie entwickelt sich der CO2-Preis in Europa? Wie stark wächst/schrumpft die Bevölkerung? Wie stark hängt es vom Benzinpreis ab, ob Menschen Auto fahren oder die Bahn nehmen? Diese Annahmen haben Einfluss auf die erwartete Wirkung von Maßnahmen. Wir haben keine eigenen Berechnungen angestellt, sondern mit wissenschaftlichen Angaben gearbeitet. Zweifelt etwa der Expertenrat für Klimafragen an den getroffenen Annahmen in den verwendeten Gutachten, haben wir das in den Beschreibungen vermerkt. 

Kontrafaktum: Eine Schwierigkeit bei Projektionen besteht darin, das Kontrafaktum zu generieren. Das Kontrafaktum ist dabei der theoretische Vergleichswert, nach dem Motto: “Was wäre, wenn etwas nicht so wäre.” Wir haben schließlich keine Vergleichswelt, in der einzelne Klimaschutzmaßnahmen nicht ergriffen werden. Auch hier muss also mit Annahmen gearbeitet werden, wie sich die Emissionen entwickelt hätten, wäre eine Maßnahme nicht umgesetzt worden.  

Empirie vs. Zuversicht: Generell gibt es zwei Wege, Prognosen zu erstellen: Daten der Vergangenheit fortzuschreiben oder Annahmen über die tatsächliche Umsetzung zu treffen. Beim Absaugen von CO2 aus der Luft wird der Unterschied besonders deutlich: Einerseits gibt es Annahmen, die eher das fortschreiben, was aktuell in diesem Bereich möglich ist. Andererseits wäre es auch möglich, Annahmen zu treffen, dass es in den nächsten Jahren Quantensprünge in der Entwicklung dieser Technologien gibt – dann wäre die Wirkung größer. Welche Sichtweise faktisch richtig ist, lässt sich abschließend erst rückblickend bewerten.  

In dem Rechner nutzen wir Angaben, die aus der Forschung kommen. Einschätzungen von Expert*innen besagen beispielsweise zu Direct Air Capture, dass die Technik sich nicht schnell genug entwickelt, um bis 2045 relevante Mengen CO2 in Deutschland zu binden. Die Wirkung beziffern wir daher mit Null. 

Dargestellte Werte 

Die meisten gezeigten Werte beziehen sich auf Angaben im Projektionsbericht 2023. Darin wird eine Gesamtrechnung für alle Maßnahmen, die bereits umgesetzt werden oder fest geplant sind, aufgestellt. Sie geben also den aktuellen Stand der Politik wieder. Dabei werden durch die im Bericht beschriebenen Maßnahmen Einsparungen erreicht, sodass die Emissionen in den kommenden Jahren unter dem heutigen Niveau liegen.  

Desweiteren werden im Bericht Minderungswirkungen einzelner Maßnahmen angegeben. Sie beschreiben, wieviele Emissionen über den berechneten Wert hinaus vermieden werden. In der Simulation wird so getan als würden alle Maßnahmen bis auf die geprüfte umgesetzt. Es geht also um verhinderte Emissionen. Die können auch über dem heutigen Wert liegen. Ein Beispiel ist in der folgenden Grafik zu sehen:  

Für den CO2-Rechner benutzen wir beide Angaben – die projizierten Gesamteinsparungen der Maßnahmenbündel und die verhinderten Emissionen der Einzelmaßnahmen. Die Rechnung folgt mehreren Schritten:  

Die Wirkungen der Einzelmaßnahmen eines Sektors werden zwischen den Stützjahren 2025, 2030, 2035, 2040 und 2045 (wo gegeben) linear interpoliert und aufsummiert. Daraus ergibt sich die Gesamtsumme der verhinderten Emissionen eines Sektors über die Zeit. An dieser Gesamtsumme haben die einzelnen Maßnahmen einen Anteil: Beträgt die Gesamtsumme im Energiesektor etwa 1568 Mio t CO2-Äquivalente (kurz: CO2e), ist der Anteil des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) rund 509 Mio t CO2e. Das entspricht rund 32 Prozent. Ein Drittel der gesamten verhinderten Emissionen im Energie-Sektor gehen also auf das EEG zurück.

Im nächsten Schritt gehen wir davon aus, dass eine Maßnahme wie das EEG einen ähnlichen Beitrag auch bei den tatsächlich geplanten Einsparungen leistet – unter den Rahmenbedingungen, die im Bericht angenommen werden. Im Vergleich zwischen 2022 und 2045 sind 217 Mio t CO2e Einsparung für den Energiesektor projiziert (256 Mio t heute, 39 Mio t CO2 2045). Ein Drittel dieser Einsparung würde dann auf das EEG zurückgehen: rund 71 Mio t CO2. Dieser Wert wird im CO2-Rechner gezeigt.  

Dies ist keine wissenschaftliche Vorgehensweise. Teil der Einsparungen können dabei auch auf geänderte Rahmenbedingungen zurückgehen, wie Wirtschafts- oder Bevölkerungswachstum. Es handelt sich also um Näherungswerte. Die Werte sollen aber helfen, Größendimensionen von Wirkungen zu vermitteln.   

Werte aus anderen Quellen als dem Projektionsbericht sind üblicherweise als aufsummierte Werte über einen Zeitraum, oft bis 2030, gegeben. Hier mitteln wir die Wirkung, um Wirkungen pro Jahr angeben zu können. Diese Wirkung pro Jahr wird dann als fortgesetzt bis 2045 angenommen. Damit wollen wir sicherstellen, dass Entwicklungen auch berücksichtigt werden: Viele Maßnahmen haben keine gleichmäßige Einsparwirkung. Stattdessen folgen einige auf- oder absteigenden Kurven, andere eher Glockenkurven. Durch die Mittelwerte werden sowohl die geringen Anfangs-/ End-Wirkungen miteinbezogen, aber auch Peak-Werte.  

Konsum vs. Produktion  

Die Angaben, wie viele Emissionen in Deutschland ausgestoßen werden, beziehen sich allein auf Produktion – nicht auf konsumierte Emissionen. Eine Kuh, die in Deutschland in einem Stall steht und zu einem Steak verarbeitet wird, würde bei diesen Produktionsemissionen zählen - eine Kuh aus Argentinien aber nicht, selbst wenn das Fleisch in Deutschland gegessen wird. Deshalb finden sich keine Maßnahmen wie “komplett vegane Ernährung” in dem Rechner: Sie zielen auf die Konsum-Seite, nicht auf die Produktion.  

Bei allen aufgezeigten Maßnahmen haben wir uns bemüht, strukturelle Maßnahmen zu zeigen. Klar ist aber, dass viele davon auch Einfluss auf den individuellen CO2-Abdruck der Menschen in Deutschland haben würden: Ein Gebäude-Energie-Gesetz soll die Emissionen im Gebäude-Sektor senken, heißt aber im Endeffekt, dass jede*r von uns weniger CO2-Emissionen pro Kopf fürs Heizen ausstoßen würde. Gerade im Verkehr- und Gebäude-Sektor können viele Maßnahmen aus diesen beiden Perspektiven betrachtet werden. Im Landwirtschafts-, Energie- und Industriesektor ist das nur der Fall, wenn einheimische Produkte konsumiert werden. Wichtig ist aber, die beiden Sichtweisen (Produktion und Konsum) nicht zu vermischen, weil sonst die gleichen CO2-Einsparungen doppelt gezählt würden.