Opernsängerinnen verkörperten nicht gerade das Frauenideal des 19. Jahrhunderts oder vielleicht doch – einigen gelang ja der Eintritt in die besseren Kreise, wenn auch oft nur als Geliebte eines Adeligen. Heiraten taten die hohen Herren dann lieber standesgemäß.

So war es auch bei dieser Frau, doch was für eine Frau sie war! Sie trat nicht nur in der Mailänder Scala auf, und errang das Herz oder zumindest die Begierde des Kronprinzen und späteren Königs. Gut, soweit kam das öfter mal vor. Aber diese Frau war ihrer Umgebung geistig weit überlegen, den Männern wie den Frauen.

Bis sie schließlich einen weltberühmten Mann traf.  Für den doch Frauen hauptsächlich als feine Damen der besseren Gesellschaft oder als weniger feine Damen vom unteren Rand der Gesellschaft vorkamen. Aber nicht als geistig gleichwertig, denn Frauen waren in seinen Augen dem kühlen, männlichen Intellekt weit unterlegen. Doch unsere Sängerin sollte dieses frauenfeindliche Bild ändern.

Liebe war es wohl nicht, denn ob er zu solcherlei Gefühlen überhaupt imstande war, das wollen wir nicht vertiefen. Wir vermuten, dass ihm Triebe aller Art suspekt waren, etwas, dass sich Männern seines Schlags nicht ziemte. Jedenfalls erkannte er in ihr sein intellektuell ebenbürtiges Gegenüber. Und das ausgerechnet bei diesem Mann und in dieser Zeit. Sie war die einzige Frau, der je diese Anerkennung von Seiten des wohl größten Genies des Jahrhunderts zuteilwurde.

Er ist bis heute weltbekannt, sie ist nur noch Insidern bekannt, darum lassen wir Ihnen die Wahl: Wie heißt die Frau oder wie heißt der Mann?

Gesucht sind Irene Adler – oder Sherlock Holmes. In Arthur Conan Doyles Geschichte "Ein Skandal in Böhmen" begegnen sich die beiden auf intellektueller Augenhöhe. Angeblich beruht die Gestalt der Irene Adler auf dem Vorbild der Tänzerin Lola Montez, der Geliebten des Bayernkönigs Ludwig I.

Adlers Bild, das er sich als Lohn für seine detektivische Hilfe vom König von Böhmen erbat, stand auf dem Kaminsims in Holmes‘ Wohnung.