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Universität Bayreuth Prof. Dr. Michael Zöller

Stand: 27.02.2012 | Archiv

Michael Zöller | Bild: BR

"Das Hauptproblem, das wir momentan beobachten, ist die Diskrepanz zwischen den langfristigen Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft, die eigentlich den Republikanern in jeder Hinsicht entgegenkommen. Von allen strukturellen Entwicklungen her sind die Demokraten in einer sehr viel schwierigeren Lage. Das wird teilweise verdeckt durch den sehr aufwändigen und das Bild verfälschenden Luxus, den sich die Amerikaner bei der Kandidatenfindung innerhalb der Parteien leisten."

Michael Zöller

Professor für politische Soziologie an der Universität Bayreuth

Veröffentlichungen (Ausw.): "Citizenship in America and Europe. Beyond the Nation-State?", (mit Michael S. Greve), Washington D.C. 2009

"Washington und Rom. Der Katholizismus in der amerikanischen Kultur” Berlin 1995

Weitere Zitate:

"Im Unterschied zu unserem System ist die politische Organisationsform in den USA viel durchlässiger. Sie kann viel schneller neue Themen und Personen aufnehmen und absorbieren. Sie hat längst nicht diese Verbindung von Parteien und Berufspolitikertum, die für westeuropäische Demokratien kennzeichnend ist."

"Wichtig für die Wahl ist nicht nur der Faktor ethnische Zuordnung, sondern Ethnie plus historisches Gedächtnis. Die schwarzen Wähler und die jüdischen Wähler mit Ausnahme der Orthodoxen sind immer noch sehr stark bestimmt durch historische Selbstzuordnung nach dem Motto "Wir als Gruppe vertreten eine bestimmte Position oder waren Opfer von Strukturen". Das gilt nicht für die Hispanics, die tendieren etwa gleichstark zu den Demokraten wie zu den Republikanern. Sie definieren ihre Rolle in den USA nicht aus einem gemeinsamen Schicksal. Auch die Asiaten empfinden sich nicht als solche. Sie zeichnen sich durch eine überdurchschnittlich hohe Informiertheit und Wahlbeteiligung aus."

"In der Geschichte der USA gab es stets eine sehr enge Verwandtschaft von politischen und religiösen Bewegungen. Man könnte fast von Konjunkturwellen sprechen. Jedes halbe Jahrhundert gab es eine große religiöse und kulturelle Bewegung, die sich dann massiv auf die Veränderung der politischen Parteien ausgewirkt hat."

"Der Begriff Nation war in den USA im Unterschied zu Europa von Anfang an ein politisches Konzept. Das ist auch verbunden mit der Idee der Übertragung der gleichen Werte, die man in der eigenen Erfassung gleichsam kanonisch verankert hat, auf die gesamte Welt. Regime Change war keine Erfindung von George W. Bush, das gibt es bereits bei Thomas Jefferson."


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