"Meine Eltern haben sich wegen solcher Dinge keine Sorgen gemacht. Andere Eltern hätten sich bestimmt große Sorgen gemacht und sie hätten dahinter wohl ein pathologisches Problem vermutet. Sie hätten mich vielleicht zu einem Spezialisten gebracht, der versucht hätte, mich zu kurieren. Man hätte aus mir ein Problemkind gemacht. Meine Eltern haben aber einfach gewusst, dass sich da etwas auf seine eigene Weise entwickelt; sie dachten überhaupt nicht weiter darüber nach. Sie hatten totales Vertrauen in mich und absolut keine Angst. So haben sie die Dinge einfach geschehen lassen. Mit acht Jahren habe ich dann irgendwann ein Buch geöffnet und auf einmal flüssig und laut vorgelesen. Wie gut es gewesen ist, dass meine Eltern nicht eingegriffen haben! Zuvor haben in mir ja unsichtbare, versteckte Prozesse stattgefunden. Sehr viele Dinge passieren auf diese Weise. Meine Eltern haben sich zu Recht gehütet, diese Prozesse zu zertreten, indem sie, ohne es zu wissen, eingegriffen und damit Dinge gestört hätten, die ihrem natürlichen Lauf gefolgt sind."

André Stern