"In diesen Familien gibt es über Jahre hinweg Strategien, die eigenen Probleme nach außen zu verdecken. Man kommt nicht als Außenstehender in eine solche Familie und dann wird einem dort erzählt, was in den letzten Jahren alles passiert ist. Nein, stattdessen kommt man in diese Familie hinein und muss zuerst einmal herausfinden, was dort wirklich passiert ist, was dort los ist. In der Regel wird einem bei einem solchen Besuch eine funktionierende Familie vorgeführt. Die Kunst des Sozialarbeiters besteht darin, in eine solche Familie hineinzugehen und Bindungen aufzubauen, um heraushören zu können: 'Aha, hier ist ja ganz etwas anderes los als das, was mir erzählt wird.' Das ist schwierig! Das heißt, man darf nicht glauben, man kommt in so eine Familie und sieht dann sofort, was los ist. In der Regel sind diese Mütter oder Väter sehr aufgeräumt, wenn wir kommen, und erzählen uns halt das Blaue vom Himmel. Da geht es dann wirklich darum, herauszubekommen, was wirklich los ist. Man muss also gut und nah dranbleiben, um dann entsprechend unterstützen und helfen und nötigenfalls eben auch intervenieren zu können."

Brigitte Meier