"Also, ich habe mir gedacht, ich könnte ja mal ganz unverbindlich nach Nürnberg fahren. Es gab dort dann ein für mich sehr erfreuliches Gespräch mit dieser Findungskommission. Sie waren anschließend auch der Meinung, dass ich da etwas beitragen könnte. Ich habe mich darüber sehr gefreut – vor allem, nachdem ich mir diese wunderbaren Kirchen angeschaut hatte. Dabei sind mir nämlich sofort Ideen gekommen, wie man sie bespielen kann. Dieses Thema interessiert mich einfach sehr: Korrespondenzen herzustellen zwischen einem Raum, der Akustik eines Raums, der Wahrnehmung eines Raums, seiner Architektur und der Musik, die man darin hört. Mir geht es jedenfalls darum, dass man eine Kirche nicht als kompromissbehafteten Konzertsaal benutzt: Denn sie wird eben nie ein perfekter Konzertsaal sein, weil es keine richtige Bühne gibt, weil es keine ansteigenden Zuschauerpodien gibt, weil es keine vernünftige Beleuchtung gibt. Stattdessen muss man meiner Meinung nach die Stärken einer Kirche in den Vordergrund stellen: diese auratische Atmosphäre, diese Mauern, die unglaublich viel erzählen können und über Jahrhunderte viele Dinge gesehen haben, die Schaden genommen haben und wieder aufgebaut wurden usw. Das alles möchte ich nehmen und damit sozusagen in der Gesamtheit etwas Neues schaffen. Mich hat das jedenfalls sehr gereizt."

Folkert Uhde