Journalist und Fernsehkommentator Portisch, Hugo
Dr. Hugo Portisch begann seine journalistische Laufbahn 1948 bei der "Wiener Tageszeitung", war Diplomat, Pressechef, "Kurier"-Chefredakteur, Kommentator beim Bayerischen Fernsehen und beim ORF. Seine Österreich-Dokumentationen prägten das Geschichtsbild seiner Zuschauer.
"Ich hatte den Vorzug, bei einer Zeitung zu sein, die sich im reinen Privatbesitz eines einzelnen Mannes befand: Das war ein Mann, der genug Geld hatte, der nicht auf irgendwelche Finanzierungen durch politische Parteien oder durch die Wirtschaft angewiesen war. Er hat mir absolut freie Hand gegeben, d. h. er hat sich nur ganz, ganz selten eingemischt. Das hat er mir übrigens manchmal 'vorgehalten', wenn ich zu ihm gesagt habe, er sei ein hervorragender Herausgeber, weil er sich nie einmischen würde. Er hat mir darauf immer geantwortet: 'Ja, und? Welche Funktion hätte ich denn sonst?' Es war einfach so, dass wir in den wichtigsten Dingen einer Meinung waren wie z. B. in demokratiepolitischer Hinsicht. Auch im Hinblick auf die Vergangenheitsbewältigung, die in Österreich sehr wichtig war, waren wir einer Meinung, denn wir haben die Position Österreichs im Dritten Reich bereits damals nicht wie andere Zeitungen unter den Tisch gekehrt. Auch in der Bekämpfung des Antisemitismus waren wir uns einig, in all diesen großen und entscheidenden Fragen – also in Fragen, die auch in Deutschland die entscheidenden Fragen waren. Wir mussten uns bei diesen Themen nicht erst lange verständigen. Insofern hatte ich also immer freie Hand. Aber ich hatte auch beim Fernsehen freie Hand: sowohl in Wien, also beim Österreichischen Fernsehen, wie auch hier im Bayerischen Fernsehen."
Hugo Portisch
Das Gespräch zum Nachlesen
Zur Person
- Geboren
- 19. Februar 1927 in Pressburg
- Ausbildung
- Studium der Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik an der Universität Wien
- 1950 sechsmonatiger Journalistenkurs in den USA
- 1951 Promotion zum Dr. phil.
- Beruf
- Journalist
Funktionen und Ämter
- Aktuelle Funktion
- Journalist und Autor
- Ämter/berufliche Stationen
- 1948 Redaktionsaspirant bei der "Wiener Tageszeitung"
- 1953 stellvertretender Leiter des Österreichischen Informationsdienstes in New York
- 1954 Pressechef unter Bundeskanzler Julius Raab
- 1955 stellvertretender Chefredakteur des Wiener "Kurier", dann Chefredakteur
- Ab 1961 freier Kommentator beim Bayerischen Fernsehen
- Seit 1967 beim Österreichischen Rundfunk (ORF), zunächst Chefkommentator, dann Auslandskorrespondent in London, Produzent zeitgeschichtlicher TV-Serien
Veröffentlichungen
- Was jetzt, Ecowin, 2011.
- Die Olive und wir (zusammen mit Traudi Portisch), Salzburg: Ecowin, 2009.
- Österreich an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, Wien: Picus, 2000.
- Hört die Signale. Aufstieg und Fall des Sowjetkommunismus, Wien: Kremayr und Scheriau; Köln: vgs, 1991.
- Kap der letzten Hoffnung. Das Ringen um den Süden Afrikas, 2., erweiterte Auflage, Wien: Kremayr und Scheriau, 1989.
- Augenzeugen des Weltgeschehens, Wien: Orac, 1981.
- Die deutsche Konfrontation, Wien u. a.: Molden, 1974.
- Friede durch Angst. Augenzeuge in den Arsenalen des Atomkrieges, Wien: Molden, 1970.
- So sah ich Sibirien, Wien: Kremayr und Scheriau, 1967.
- So sah ich China, Wien: Kremayr und Scheriau, 1965.
Erstsendung: 15.6.2009