"Als mein Vater 1940 nach Warschau kam, wo er dann ja bis zu seiner Gefangennahme geblieben ist, wurde er dort Leiter einer Sportschule. In Warschau waren nämlich mehrere Zehntausend deutsche Soldaten stationiert, die auch irgendwie beschäftigt werden mussten. Er bekam daher den Auftrag, eine Sportschule einzurichten. Die Deutschen beschlagnahmten dafür die Sportstätten der Warschauer Universität und dort wurde mein Vater dann Leiter dieser Sportschule der Wehrmacht. Er hat aber dabei die Soldaten nicht nur sportlich unterrichtet und gefördert und trainiert, sondern er hat auch so eine Art Volkshochschule eingerichtet. Die jungen Soldaten konnten dort verschiedene Kurse machen und sogar das Abitur ablegen, sie konnten aber auch ein Handwerk lernen und bei der Handwerkskammer in Warschau die Meisterprüfung ablegen. Sie konnten auch Polnisch lernen. Und dort hat er dann eben auch den Bruder von Stanislaw Cieciora – er war als polnischer Geistlicher verfolgt worden von den Deutschen – unter falschem Namen beschäftigt. Dieser Bruder hieß dann nicht mehr Cieciora, sondern Cichocki. Auf diese Weise hat er mehreren Menschen geholfen, denn mein Vater hatte an dieser Sportschule ungefähr 30 polnische und polnisch-jüdische Angestellte."

Jorinde Krejci