"Bei mir persönlich ist es ja so, dass ich nie nur in meinem Fach geblieben bin, d. h. ich habe gerne über den Tellerrand hinausgeblickt. Dabei setzt man sich natürlich dem Risiko aus, dass man z. B. die extreme Höhe nicht in alle Ewigkeiten singen kann. Und dann muss man eben sehen, wie es weitergehen kann. Diese Frage greift ja auch über das reine Singen hinaus, indem man sich überlegt, überlegen muss: 'Was kommt denn an Partien? Was kann ich als Stimme überhaupt singen?' Und dann verschwinden eben so langsam Partien wie die 'Königin der Nacht', die bei mir am Anfang ganz präsent waren, irgendwann aus dem Gesichtsfeld. Und dann muss ich mir überleben: 'So, was kommt jetzt als Nächstes?' Damit ist immer wieder ein Wachstumsprozess verbunden und eine Reifung. Die Stimme an sich reift und der Mensch selbst auch. Das heißt, das ist ein Prozess, der nie zu Ende geht."

Marlis Petersen