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Publizist und Kulturwissenschaftler Brumlik, Micha

Prof. Dr. Micha Brumlik war Professor am Institut für allgemeine Erziehungswissenschaft der Universität Frankfurt und Direktor des Fritz Bauer Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Seit 2013 ist er Senior Advisor am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin/Brandenburg in Berlin.

Stand: 20.11.2017 | Archiv

"Das ist eine lange Geschichte und über diese Frage könnte man jetzt eine Vorlesung halten. Das fängt an mit dem, was ich als christlichen Antijudaismus bezeichne: mit dem z. T. negativen Bild, mit dem Tempelpriesterschaft und die Einwohner Judäas in der Passionsgeschichte im Neuen Testament geschildert werden. Das setzt sich fort mit der Sonderstellung der Juden im christlichen Abendland, die in die Kaufmannsberufe gedrängt worden sind und nicht Mitglied christlicher Zünfte werden konnten, weswegen sie dann als Händler und Ausbeuter galten. Das setzt sich weiter fort mit dem Aufkommen des modernen Antisemitismus im 15. und 16. Jahrhundert. Der in diesem Jahr 2017 so gefeierte Martin Luther etwa wurde mit seiner Schrift 'Von den Juden und ihren Lügen' aus dem Jahr 1543 zum Begründer des modernen Antisemitismus, in dem es überhaupt nicht mehr um theologische Fragen geht. Inzwischen gibt eine Form der sogenannten Israelkritik und des Antizionismus, hinter dem sich zwar nicht immer, aber in vielen Fällen sehr viel Antisemitismus verbirgt."

Micha Brumlik

Zur Person

  • Geboren
  • 4. November 1947 in Davos
  • Ausbildung
  • Philosophiestudium an der Hebrew University Jerusalem
  • Pädagogik- und Philosophiestudium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main
  • Abschluss: Diplom-Sozialpädagoge
  • 1977 Promotion zum Dr. phil.
  • Beruf
  • Publizist und Kulturwissenschaftler

Funktionen und Ämter

  • Aktuelle Funktion
  • Senior Advisor am Zentrum für Jüdische Studien Berlin/Brandenburg in Berlin
  • Ämter/berufliche Stationen
  • Wissenschaftlicher Assistent an den pädagogischen Seminaren der Universitäten in Göttingen und Mainz
  • 1977-1981 Assistenzprofessor für Devianzpädagogik in Hamburg
  • 1981-2000 Lehrauftrag für Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Universität Heidelberg
  • 2000-2005 Direktor des Fritz Bauer Instituts, Forschungs- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocaust an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 2000-2013 Professor mit Schwerpunkt Theorie der Erziehung und Bildung am Institut für allgemeine Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Seit 2013 Senior Advisor am Zentrum Jüdische Studien Berlin/Brandenburg in Berlin

Veröffentlichungen

  • Advokatorische Ethik. Zu Legitimation pädagogischer Eingriffe, 3. Auflage, Hamburg: CEP Europäische Verlagsanstalt, 2017.
  • Die Gnostiker. Der Traum von der Selbsterlösung des Menschen, 1. unveränderter Nachdruck, Frankfurt am Main: Fischer, 2016
  • Wann, wenn nicht jetzt? Versuch über die Gegenwart des Judentums, Berlin: Neofelis, 2015.
  • Vernunft und Offenbarung. Religionsphilosophische Versuche, Neuauflage, Hamburg: CEP Europäische Verlagsanstalt, 2014.
  • Messianisches Licht und Menschenwürde. Politische Theorie aus Quellen jüdischer Tradition, Baden-Baden: Nomos, 2013.
  • Innerlich beschnittene Juden. Zu Eduard Fuchs‘ "Die Juden in der Karikatur", Hamburg: KVV Konkret, 2012.
  • Judentum. Wissen kompakt, Freiburg im Breisgau: Herder, 2012.
  • Entstehung des Christentums, Berlin: Jacoby & Stuart, 2010.
  • Kurze Geschichte Judentum, Berlin: Jacoby & Stuart, 2009.
  • Kritik des Zionismus, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 2007.

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