"Deswegen finde ich, dass es ein Stück weit würdiger ist und auch entlastend ist, wenn man sagt: 'Ja, die Erinnerungskraft kann eben auch nachlassen.' Das ist also zuerst einmal das Wichtigste. Das Phänomen 'Demenz' ist ja etwas sehr Bedrückendes, ist ein Phänomen, das die Betroffenen und deren Angehörige sehr tief verstört. Wenn wir uns die Demenz aber als eine Alterserscheinung vorstellen, dann ist die Möglichkeit, sich damit zu versöhnen, vielleicht auch größer. Ich glaube aber auch, dass dieser im Grunde genommen verhältnismäßig neue Versuch, die Altersverwirrtheit – die es ja immer schon gegeben hat und die früher in Hamburg unter dem Begriff, 'die oder der ist tüdelig', sozusagen ihren Ort hatte – in eine medizinische Diagnose zu pressen, einerseits damit zu tun hat, dass wir dann, wenn wir von 'Krankheit' sprechen, auch Hoffnung auf Heilung haben. Wir hoffen, dass irgendwann einmal irgendetwas in der Apotheke geholt werden kann, das uns von dieser Demenz befreien kann."

Reimer Gronemeyer