"Wagner weiß oft gar nicht, in welche Richtung er mit seiner Kunst läuft. Er hat sich dazu öfter geäußert, aber diese Äußerungen sind leider nie verwertet worden. Er sagt z. B. über den 'Ring des Nibelungen', dass die Sachen ihm entgleiten und er gar nicht genau weiß, was da zustande gekommen ist; dass der Hörer sich täuschen kann und dass er sich sogar selbst über das täuschen kann, was er geschaffen hat. Aber Wagner ist vollkommen davon überzeugt, dass das, was sich da allein durch die Kunstschöpfung ergeben hat, richtig ist, und dass er da als bewusster Selbstkritiker nicht eingreifen darf. Aus historischer Sicht ist das natürlich ein großes Glück, denn manche Künstler haben ja durch bewusste Eingriffe Kunstwerke von sich kaputtgemacht, Kunstwerke, die sich – psychologisch gesehen – teilweise von alleine fabriziert hatten. Heute ist das ein bekanntes Phänomen und man muss einfach hinnehmen, dass es in der Kunst so ist."

Ulrich Drüner