Überlebender des NS-Regimes Chanoch, Uri
Uri Chanoch wurde von Litauen nach Kaufering in das Außenlager des KZ Dachau deportiert. Seit 1946 lebt er in Israel. 1993 kam Uri Chanoch das erste Mal nach Deutschland zurück, um als Zeitzeuge über seine Erlebnisse im Nationalsozialismus zu sprechen.
"Im Vergleich zu den deutschen Juden waren wir nicht integriert. Die deutschen Juden waren integriert, sie waren mehr Deutsche als Juden. Wir hingegen nicht, wir in Litauen waren irgendwo in der Mitte zwischen Osten und Westen. Wir haben freilich immer geglaubt, wir gehören zum Westen und nicht zum Osten. Wir Juden haben uns jedenfalls in einer gewissen Weise nicht an die Kultur in Litauen angeschlossen. Unsere Religion hat uns in den letzten 2000 Jahren begleitet, aber als ich dann geboren wurde, hatte es auch in Litauen bereits eine Judenemanzipation gegeben. Die Juden kamen raus aus den kleinen Städten und fingen an zu studieren. Und Hebräisch zu lernen kam auch in Mode. Zwischen den beiden Weltkriegen hatten wir Juden in Litauen ein sehr gutes Leben. Warum? Wir wussten nicht, dass uns Gefahr drohte. Denn Antisemitismus war damals in Litauen verboten, war wirklich ganz einfach verboten. Ich hätte mich sofort beim nächsten Polizisten beschweren können, wenn mich jemand meinetwegen als 'schmutzigen Juden' beschimpft hätte. Ich persönlich habe so etwas wie Antisemitismus damals nicht erlebt. Wir hatten wirklich ein glückliches Leben, wie ich meine: mein Vater, meine Mutter, meine Schwester, mein kleiner Bruder Daniel und ich."
Uri Chanoch
Zur Person
- 28. März 1928 - 1. September 2015
Lebensstationen
- 1941 Zwangsumsiedlung in das Ghetto bei Kovno
- 1944 Deportation nach Deutschland, Inhaftierung im KZ Landsberg/Kaufering
- 1945 Befreiung durch amerikanische Soldaten
- 1946 Auswanderung nach Israel
- Vorsitzender der Vereinigung der Überlebenden der KZ-Außenlager Dachau