Ausbildung in Teilzeit Job und Familie meistern
Nur wenige Azubis und Firmenchefs wissen, dass man eine Lehre auch in Teilzeit machen kann. Dafür kommt aber nicht jeder in Frage. Es müssen wichtige Gründe vorliegen.
Teilzeitjobs kennt jeder: Man arbeitet nicht 40 Stunden die Woche, sondern ein paar Stunden weniger oder nur halbtags. Genauso funktioniert im Prinzip auch eine Ausbildung in Teilzeit. Der Azubi ist nicht in Vollzeit da, sondern vielleicht nur fünf oder sechs Stunden am Tag. Den Rest des Tages kann er sich dann z.B. um seine Familie kümmern. Besonders für junge Eltern oder Alleinerziehende bietet die Teilzeitausbildung also viele Vorteile. Seit 2005 ist sie gesetzlich verankert und für jeden Beruf im dualen System möglich. Nur wenige Azubis und Firmenchefs wissen, dass man eine Lehre auch in Teilzeit machen kann. Dafür kommt aber nicht jeder in Frage. Es müssen wichtige Gründe vorliegen.
Gute Organisation ist Pflicht
Einer davon ist die Betreuung eigener Kinder. Glenn und Nicole aus Bamberg haben Zwillinge. Nicole wurde in der Lehre zur Köchin schwanger. Nach der Geburt ging sie in Elternzeit. Jetzt hat sie endlich, nach langer Suche, einen Krippenplatz für ihre beiden Söhne gefunden. Sobald die Zwillinge eingewöhnt sind, will Nicole wieder mit der Lehre loslegen - in Teilzeit, 25 Stunden in der Woche. Solange Nicole bei den Kindern war, konnte Glenn mit seiner Lehre weitermachen - auch er lernt Koch im Bamberger Hotel "Residenzschloss", auch er in Teilzeit. Oft steht Glenn unter Zeitdruck. Mal arbeitet er Frühschicht, mal Spätschicht. Doch auch in Teilzeit klappt das gut, weil er alles gut organisiert hat. Glenn hat eine verständnisvolle Chefin, die die Dienstpläne mit ihm abstimmt: 25 Stunden arbeitet Glenn in der Woche, acht davon ist er in der Berufsschule. Weil er weniger Stunden macht, bekommt er auch weniger Geld.
"Ich habe eine 25 Stunden-Woche. Davon gehe ich 8 Stunden in die Schule, 17 Stunden bin ich hier auf der Arbeit, und dann natürlich die Kinder auch den ganzen Tag. Also, der Tag ist schon gut gefüllt."
Glenn Kasprzak (27), Teilzeit-Azubi Koch und Vater von Zwillingen
Kein Azubi zweiter Klasse
Auch wer eine gesundheitliche Einschränkung hat, Leistungssportler ist oder Angehörige pflegen muss, kann eine Ausbildung in Teilzeit machen. Die meisten Azubis verkürzen auf 30 Wochenstunden. Der große Vorteil: Die Lehrzeit verlängert sich dann nicht. Es bleibt bei drei Jahren. Ganz wichtig zu wissen: Der Abschluss gilt als vollwertiger Berufsabschluss. Ein Teilzeit-Azubi ist also kein Azubi zweiter Klasse. Bevor es losgehen kann mit der Lehre, gibt es viel zu organisieren.
Regionale Projekte für Teilzeit-Azubis
Für Teilzeit-Azubis gibt es eine Menge Zuschüsse, denn oft reicht die gekürzte Ausbildungsvergütung nicht für den Lebensunterhalt aus. Man muss genau wissen, wie und wo man das Geld beantragen muss. Ob es Zuschüsse gibt, hängt immer von der eigenen Situation ab und ist mit viel Rennerei verbunden. In Jobcentern, Arbeitsagenturen und bei den Kammern helfen geschulte Berater weiter. Ein Termin dort lohnt sich. In vielen Metropolregionen und größeren Städten gibt es über das Netzwerk "Jobstarter" spezielle regionale Projekte für Teilzeit-Azubis. Hier lohnt ein Blick ins Internet, ob die eigene Stadt dabei ist.
Teilzeit-Azubis müssen viel Einsatz bringen, damit sie ihren Abschluss schaffen. Die Doppelbelastung ist oft schwer durchzuhalten. Auch finanziell ist es oft schwierig. Experten raten, so früh wie möglich die Kinderbetreuung zu organisieren und den Lebensunterhalt durch Zuschüsse vom Amt zu sichern. Trotzdem lohnt der Aufwand, denn am Ende steht ein vollwertiger Abschluss. Man verliert keine Zeit und hat letztlich gute Chancen auf eine Festanstellung in seinem Traumberuf.
Die wichtigsten Fakten zur Teilzeitausbildung
- Ausbildungsweg: Ausbildung in Teilzeit
- Ausbildungsdauer: Ausbildung mit einer reduzierten Wochenarbeitszeit. Arbeitet der Azubi mindestens 25 Wochenstunden, verlängert sich die Ausbildungszeit nicht - es bleibt üblicherweise bei 3 Jahren Lehrzeit. Arbeitet der Azubi nur 20 Stunden die Woche, verlängert sich die Ausbildungszeit. Die Berufsschule ist in Vollzeit.
- Ausbildungsform: dual (Betrieb und Berufsschule). Eine Teilzeitausbildung ist in allen dualen Ausbildungsberufen möglich.
- Voraussetzungen: Es muss ein "berechtigtes Interesse" des Azubis vorliegen. Das liegt vor, wenn ein Kind betreut oder ein Familienmitglied gepflegt werden muss. Dazu zählen auch gesundheitliche Einschränkungen/Behinderungen. Auch Profi-Sportler, die viel im Training sind, haben Anspruch auf Teilzeit.
- Vorteile: Job und Familie lassen sich besser vereinbaren, man hat mehr Zeit für sich, für den Job und die Kinder. Der Azubi verliert keine Zeit, sondern kann seine Lehre beenden und kommt schneller in einen festen Job. Am Ende winkt ein vollwertiger Abschluss. Teilzeit-Azubis gelten als besonders engagiert und motiviert, sie setzen sich Ziele.
- Nachteile: Teilzeit-Azubis müssen sehr gut organisiert sein, um alles unter einen Hut zu bringen. Sie bekommen meist weniger Geld als andere Azubis. Zuschüsse müssen oft aufwändig beantragt werden - das kostet Zeit und Nerven. Viel Beratung ist nötig ebenso wie Durchhaltevermögen. Dazu kommt: Es gibt bislang nur wenige Lehrstellen in Teilzeit. Nur wenige Chefs sind bereit dazu.
- Perspektiven: Seit 2005 ist die Teilzeit-Berufsausbildung möglich und gesetzlich geregelt. Trotzdem kennt sie kaum jemand - weder die Firmen noch die Azubis. Experten gehen aber davon aus, dass die Zahl der Ausbildungsverträge bald steigen wird. Der Grund: der drohende Fachkräftemangel.
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Die Münchner "Teilzeitausbildung für junge Eltern"