Beamte im mittleren Wetterdienst Wissen, woher der Wind weht
Beamte und Beamtinnen im mittleren Wetterdienst messen, sammeln, prüfen und dokumentieren beim Deutschen Wetterdienst meteorologische Daten und bereiten diese auf. Beim Geoinformationsdienst der Bundeswehr sind sie insbesondere in der Wetterbeobachtung für die Bundeswehr im Rahmen eines zivilen Spezialdienstes tätig.
Der Wecker klingelt. Schon wieder eine halbe Stunde vorbei. Die Frühschicht im Tower des Fliegerhorstes in Laupheim geht heute rasch vorbei, meint Markus Fritz. Der 37-jährige zieht die Jacke an, setzt seine Mütze auf den Kopf, nimmt den Feldstecher und öffnet die Tür zum Balkon. Draußen erwartet ihn ein stürmischer Wind. Der leichte Nieselregen peitscht ihm ins Gesicht. Markus zieht die Mütze tiefer und schaut durch den Feldstecher in alle Richtungen. Das Zellulosewerk in Ehingen ist nicht zu sehen. Auch nicht die Pfarrkirche Sankt Georg im Ortsteil Rot.
Niederschlagsmenge, Temperatur und Wolkenhöhe
Nach gut fünf Minuten geht Markus wieder ins Warme. Seine Notizen vom Klemmbrett überträgt er in das Formular im Computer: Sicht unter zwei Kilometer, Sprühregen, Nimbostratus-Wolken. Viele Daten, etwa zur Niederschlagsmenge, Temperatur und Wolkenhöhe, liefern Messinstrumente des Klimagartens hinter dem Flugfeld. Andere Informationen, beispielsweise über die Sicht und welche Wolken gerade ziehen, ermittelt Markus selbst. Markus Fritz will Wetterbeobachter werden. Einen Teil seiner Ausbildung verbringt der 37-Jährige auf dem Fliegerhorst in Laupheim. Hier sind Transporthubschrauber vom Typ CH53 stationiert. Die Bundeswehr bildet aus. Nicht nur militärische, sondern auch zivile Berufe. Unter anderem Wetterbeobachter. Oder wie es korrekt heißt: Beamter bzw. Beamtin im mittleren Wetterdienst. Anders als sein Ausbilder Oberstabsfeldwebel Thomas Herrmann hat sich Markus gegen die militärische Laufbahn entscheiden. Die Ausbildung zu einem Beamten heißt Vorbereitungsdienst. 20 Monate dauert diese erste Stufe der Beamten-Laufbahn. Wetterbeobachter sammeln Wetterdaten. Die geben sie regelmäßig an ihre Kollegen, die Wetterberater und Meteorologen weiter. Kommunikation gehört zum Job.
Piloten brauchen präzise Wetter-Informationen
Wetterbeobachter arbeiten auf Flughäfen, Flugplätzen und in Wetterstationen - etwa auf der Zugspitze oder auf Helgoland. Bewerber müssen mindestens einen Realschulabschluss haben und eine Aufnahmeprüfung bestehen. Wetterbeobachter werden zur Zeit nur vom Geoinfomationsdienst der Bundeswehr ausgebildet. Doch als Wetterbeobachter kann Markus später auch einen Stelle beim Deutschen Wetterdienst antreten. Theoretisch. Rund 250 zivile Wetterbeobachter gibt es in Deutschland, doch es werden immer weniger. Beim Deutschen Wetterdienst werden seit Jahren die Stellen von Wetterbeobachtern gestrichen. Ihre Jobs übernehmen immer häufiger automatisierte Messstationen. Anders bei der Bundeswehr. Piloten von tieffliegenden Hubschraubern und Flugzeugen benötigen präzisere Wetter-Informationen. Solche, die von Menschen gesammelt wurden. Die Daten der DWD-Automaten reichen der Armee nicht. Markus konnte sich zwischen einer zivilen und einer militärischen Karriere beim Bund entscheiden. Er hat bewusst den zivilen Weg eingeschlagen. So muss er nicht befürchten, als Soldat in einem Krisengebiet stationiert zu werden. Denn wohin die Bundeswehr mit fliegendem Gerät geht - Wetterbeobachter gehören immer zum Bodenpersonal.
"Wetterbeobachter ist eine Beamtenlaufbahn im mittleren Dienst. Die Bewerber werden als Beamte auf Widerruf im Vorbereitungsdienst eingestellt. Das Ziel der Ausbildung ist die Verbeamtung auf Lebenszeit. Das bedeutet, dass man keine großen Reichtümer anschaffen kann. Aber man hat einen gesicherten Job. Man muss in Sachen Arbeitszeit flexibel sein. Schichtdienst und Arbeit am Wochenende gehören zum Beruf dazu."
Stephan Albrecht, Wetterberater
Gute Kenntnisse in Physik und Mathematik
Neben den Praktika auf Flugplätzen und Wetterstationen bekommen angehende Wetterbeobachter ihr nötiges theoretische Rüstzeug im Bildungs- und Tagungszentrum des Deutschen Wetterdienstes im hessischen Langen mit. Am Ende des 20-monatigen Vorbereitungsdienstes steht eine Prüfung. Bis dahin heißt es: Büffeln. Der Stoff ist anspruchsvoll. Gute Kenntnisse in Physik und Mathematik helfen. Die Prüfung besteht aus einem schriftlichen, einem praktischen und einem mündlichen Teil. Der schriftliche Teil umfasst je eine Arbeit aus den Bereichen Wetterfachdienst, Datendienst, Betriebsdienst und Rechtsgrundlagen in der Praxis. Im praktischen Teil werden drei praktischen Arbeiten der Bereiche Wetterfachdienst, Datendienst und Betriebsdienst sowie Informationstechnik geprüft. In der mündlichen Prüfung werden in der Regel Themengebiete wie im schriftlichen Teil abgefragt. Markus fühlt sich gut vorbereitet. Er bringt die nötigen Voraussetzungen für den Job als Wetterbeobachter mit: eine gute Beobachtungsgabe, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsbereitschaft. Ebenso Spaß an Mathematik und Physik. Als Lohn für die anspruchsvolle Ausbildung erwarten Markus und die anderen Beamtenanwärter die Verbeamtung. Verbeamtete Wetterbeobachter, Wetterberater und Meteorologen dürfen nicht streiken. Wetterbeobachtung und Wettervorhersage sind hoheitliche Angelegenheiten. Flugverkehr, Landwirtschaft, Schifffahrt - viele Wirtschaftsbereiche sind vom Wetter abhängig. Deshalb untersteht der Deutsche Wetterdienst dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, und die militärischen Wetterexperten dem Bundesministerium für Verteidigung.
Jetzt klingelt schon wieder der Wecker. Auf der Terrasse schaut Markus nach dem Wetter. Es nieselt noch immer, aber der Wind hat deutlich nachgelassen. Noch drei Mal dreißig Minuten, dann werden Markus Fritz und sein Ausbilder Thomas Herrmann von der Spätschicht abgelöst. Das Büro im Tower des Flughafens Laupheim ist rund um die Uhr besetzt. Denn die Piloten müssen schließlich immer wissen, woher der Wind weht.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Beamter/Beamtin - Wetterdienst (mittlerer Dienst)
- Ausbildungsdauer: Die Ausbildung im mittleren Wetterdienst erfolgt als 20-monatiger Vorbereitungsdienst.
- Ausbildungsform: Die Ausbildung ist durch Verordnungen des Bundes geregelt.
- Prüfung: Am Ende der Ausbildung wird eine Laufbahnprüfung durchgeführt. Sie besteht aus einem schriftlichen, einem praktischen und einem mündlichen Teil. Der schriftliche Teil umfasst je eine Arbeit aus den Bereichen Wetterfachdienst, Datendienst, Betriebsdienst und Rechtsgrundlagen in der Praxis. Im praktischen Teil werden drei praktische Arbeiten der Bereiche Wetterfachdienst, Datendienst und Betriebsdienst sowie Informationstechnik geprüft. In der mündlichen Prüfung werden i.d.R. Themengebiete wie im schriftlichen Teil abgefragt.
- Ausbildungsorte: Bildungseinrichtungen des Deutschen Wetterdienstes, des Zentrums für Geoinformationswesen der Bundeswehr, Bildungszentrum der Bundeswehr. Außerdem Unterrichtsräume (Unterricht im Klassenverband), Dienststellen des Deutschen Wetterdienstes bzw. des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr. Büro- und Computerräume, teilweise auch Messstationen im Freien.
- Zugang: In der Regel wird mindestens ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt. Wer Deutscher im Sinne des Grundgesetzes ist, kann ins Beamtenverhältnis übernommen werden. Die Bewerber müssen einen Eignungstest absolvieren. Der Test besteht aus einem schriftlichen (Allgemeinwissen, Deutsch-, Mathematik-, Physik-, Geografie-, Englisch- und Computer-Kenntnisse) und einem mündlichen Teil.
- Eignung: Wetterbeobachter sollten eine gute Beobachtungsgabe, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsbereitschaft mitbringen. Ebenso Spaß an Mathematik und Physik.
- Perspektiven: Nach ihrer Ausbildung arbeiten Beamte und Beamtinnen im mittleren Wetterdienst beim Deutschen Wetterdienst oder beim Geoinformationsdienst der Bundeswehr.
- Alternativen: Beamter/Beamtin in der Allgemeinen Inneren Verwaltung (mittlerer nichttechnischer Dienst), Umweltschutztechnische/r Assistent/in, Physikalisch-technische/r Assistent/in
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Kommunikation
Wetterbeobachter müssen sich gut ausdrücken können. Sie berichten regelmäßig ihrem Team von Wetterberatern und Meteorologen das aktuelle Wetter. Die Sprache der Luftfahrt ist Englisch. Deswegen müssen Wetterbeobachter auch Englisch drauf haben.
Wetter
Im Einzelfall sind Wetterbeobachter auch über längere Zeit draußen im Einsatz - bei Wind und Wetter. Beispielsweise wenn sie mobile Wetterstationen im Manöver der Bundeswehr betreuen.
Arbeitszeit
Wetterbeobachter müssen sich auf Schichtarbeit und Wochenendeinsätze einstellen. Das Wetter macht schließlich keine Pause. Die Meteorologen und Wetterberater benötigen für Ihre Prognosen Wetterdaten rund um die Uhr.