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Fachpraktiker Holzverarbeitung Aus Holz selbst etwas bauen

Sägen, stemmen, fräsen und bohren: Fachpraktikern für Holzverarbeitung macht schon im zweiten Lehrjahr keiner mehr was vor. Sie fertigen unter Anleitung einen Hocker, ein Schränkchen oder eine Schublade. Sie sollten einfach gern mit Holz umgehen. Das Schöne im Job: Am Ende des Tages sehen sie, was sie geschaffen haben.

Stand: 18.02.2020

Keine Angst vor dem scharfen Sägeblatt: Für den Umgang mit gefährlichen Maschinen sind  Einführungskurse vorgeschrieben. Der 19-jährige Bastian arbeitet sogar am liebsten an den Maschinen. Er lernt im Berufsbildungswerk St. Franziskus im niederbayerischen Abensberg. Seine Arbeitszeit: Von 7.00 Uhr morgens bis 16.30 Uhr. Bastian lernt genau im richtigen Fach. Das weiß er, weil er schon zwei Praktika in einem Kooperationsbetrieb hinter sich hat. In einer Fensterbaufirma in Herrnwahlthann verglaste und montierte er nach Anleitung Holzalufenster und durfte auch schon mal an Sonderanfertigungen ran.

Theorie und Praxis unter einem Dach

Sein Azubi-Kollege, der 18 Jahre alte Matthias, backt noch kleinere Brötchen: Er baut eine Buchstütze, die mit vorgefertigten Dübeln verleimt wird. Auch mit der Furnierpresse kennt er sich schon aus. Zweimal die Woche ist in Abensberg in der Berufsschule zur individuellen Lernförderung. Im Theorieunterricht wird vertieft, was in der Holzwerkstatt unter der Woche praktisch gefertigt wurde. Diese dreijährige Berufsausbildung ist Menschen mit einem Handicap vorbehalten. Nur wer vom Arbeitsamt den Reha-Status bescheinigt bekommt, kann die Lehrzeit in einem Berufsbildungswerk beginnen. Theorie- und Praxisausbildung - alles unter einem Dach. Viele wohnen auch in einer Wohngruppe. Mit dem Reha-Status bekommen sie Kost und Logis gratis und dazu ein individuell angepasstes Ausbildungsgeld.

"Zinken" in der Schwalbenschwanztechnik

Anna-Maria Strobl lernt im Berufsbildungswerk Nürnberg Eibach und bekommt 102 Euro im Monat. Aufwendige Holzverbindungen wie das "Zinken" in der Schwalbenschwanztechnik macht sie besonders gern. Die schwerhörige 23-jährige Auszubildende aus Amberg hat diesen Beruf gewählt, weil schon ihr Großvater Schreiner war.

"Ich arbeite gerne, das macht mir Spaß! Mein Opa war früher auch Schreiner. Das wollte ich immer und immer machen."

Anna-Maria Strobl (23), 2. Lehrjahr

Fachpraktiker für Holzverarbeitung sollen nicht allergisch gegen Stäube und Lacke sein und an keiner Atemwegserkrankung leiden. Wer Probleme mit dem Lernen hat, erhält zusätzliche Unterstützung: Eine Art Nachhilfe in Kleingruppen. Dort wird zum einen das Wissen über die Holzarten vertieft, aber auch Rechenaufgaben gebüffelt. Und immer wieder wird der Wortschatz erweitert, die Fachbegriffe geübt. Die Auszubildenden werden so intensiv auf die Abschlussprüfung vor der Handwerkskammer vorbereitet.

Die Berufsbildungswerke helfen bei der Vermittlung in einen Job. Wer den Berufsabschluß Fachpraktiker mit guten Noten hinkriegt, kann aber auch erst mal ein Anschlussjahr draufsetzen und den Vollberuf Tischler erlernen. Wie Bernd Puchalla in Eibach. Er will so seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Fachpraktiker für Holzverarbeitung können später in einer Schreinerei als "der zweite Mann" oder "die zweite Frau" mitarbeiten und Einzelstücke fertigen. Einsatzmöglichkeiten gibt's auch in holzverarbeitenden Industrie in der Serienproduktion.

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Genauigkeit

Millimetergenau anzeichnen, bevor man die Säge ansetzt: Auch beim Lesen der Bauanleitungen und beim Übertragen auf das Holz geht es um exaktes Arbeiten.

Geschick

Fachpraktiker für Holzverarbeitung brauchen handwerkliches Geschick. Zum Beispiel bei den Eckverbindungen:  Bei der Schwalbenschwanztechnik müssen sie mit dem Stemmeisen Stück für Stück die keilförmigen Zwischenräume herausstemmen.

Gefahr

Kreissäge, Fräse, Hobel: In den ersten beiden Jahren absolvieren die Auszubildenden Maschinenkurse. So lernen sie, alle Holzbearbeitungsmaschinen sicher zu nutzen.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Fachpraktiker/-in für Holzverarbeitung
  • Ausbildungsdauer: drei Jahre
  • Zugang: kein bestimmter Schulabschluß, aber REHA-Status vom Arbeitsamt
  • Ausbildungsform: in einem Berufsbildungswerk, mit Praktika in Betrieben
  • Eignung: technisches Verständnis, manuelle Geschicklichkeit. Die Berufsausbildung ist Menschen mit einem Handicap vorbehalten.
  • Ausbildungsgeld: individuell, je nach Unterbringung
  • Perspektiven: bei gutem Abschluss Ausbildung zum Tischler (Vollberuf) möglich

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