Fachpraktiker für Maler und Lackierer Tapezieren, anstreichen, spachteln
Der Beruf des Fachpraktikers für Maler und Lackierer bietet viel Abwechslung. Mit Fertigkeiten wie Anstreichen, Schleifen, Spachteln und Tapezieren verwandeln diese Handwerker Tag für Tag Altes, Unansehnliches in Frisches, Neues.
Oliver Stiehler ist im ersten Lehrjahr zum Fachpraktiker für Maler und Lackierer im katholischen Förderwerk St.Nikolaus im schwäbischen Dürrlauingen. In dieser Ausbildung für Menschen mit körperlichem oder seelischem Handicap kann er sein handwerkliches Geschick ausleben. Wie ein Profi schleift er alte Tische ab und lackiert sie so, dass sie fast wieder wie neu aussehen. Ob Schleifmaschine, Roller und Pinsel - er geht mit den Arbeitsgeräten routiniert um. Er vergisst dabei auch nicht, sich mit Maske und Brille zu schützen.
Die dreijährige Ausbildung orientiert sich am anerkannten Ausbildungsberuf Maler und Lackierer - sie umfasst aber weniger Ausbildungsinhalte. Für den Zugang wird eine Eignungsuntersuchung vorausgesetzt, die durch die zuständige Agentur für Arbeit veranlasst wird. Während der Lehrzeit werden die Azubis durch pädagogische, medizinische und psychologische Fachdienste unterstützt und betreut. Im Einzelfall gibt es Prüfungserleichterungen.
Farbmischung nach Kundenwunsch
Auch das Farbenmischen gehört zu Ollis späteren Aufgaben. Denn manchmal verlangt der Kunde bestimmte Farbtöne, und die gibt es oft nicht aus der Tube. So übt er das Mischen solange, bis er einen vorgegeben Farbton getroffen hat. Oliver und sein Kumpel Ricardo finden es spannend, wenn sie mit ihrem Ausbilder mal hoch hinaus dürfen. Oben in einer Betonwand soll eine Fuge neu ausgekittet werden. Und um die zu erreichen, brauchen sie ein Gerüst. Das bauen sie in Windeseile zusammen. Denn sie haben Kraft und sind fit. Die Höhe macht ihnen nichts aus.
"Hauptsächlich haben mich die Farben inspiriert, ich arbeite viel mit Farben, auch zuhause mache ich viel, in der Familie. Und ein Kollege von mir hat dann mal vorgeschlagen: Wieso versuchst du nicht mal eine Ausbildung als Maler und Lackierer? Und das hat mich auch sehr interessiert, dann habe ich das auch getan."
Oliver Stiehler (21), 1.Ausbildungsjahr
In fünf Metern Höhe
"Anfangs wird einem schon ein bisschen mulmig, wenn das Gerüst wackelt. Aber wenn man das eine Zeit lang macht, dann hat man auch die Erfahrung, wie muss man was aufbauen, wie muss man was absichern." sagt er cool in fast fünf Metern Höhe.
Malermeister Tosun Adil schätzt Oliver, der ein Praktikum bei ihm macht. Er erklärt ihm ausführlich alle Arbeitsschritte, denn er will ihn bald fest in seinem Betrieb anstellen. Schon jetzt hat Oliver gute Aussichten auf eine berufliche Zukunft. Denn die Betriebe suchen derzeit händeringend nach Mitarbeitern.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Fachpraktiker/-in für Maler und Lackierer
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: duale Berufsausbildung, geregelt nach Kammer-Regelungen gemäß §66 Berufsbildungsgesetz §42m Handwerksordnung
- Ausbildungsorte: Einrichtung der beruflichen Rehabilitation, Betrieb und Berufsschule
- Zugang: kein Schulabschluss vorgeschrieben
- Eignung: Die Agentur für Arbeit lässt die Eignung feststellen
- Perspektiven: Malerbetriebe setzen die Fachpraktiker je nach ihrer Begabung in unterschiedlichen Bereichen ein. Viele Betriebe bilden intern weiter
- Weiterbildung: einjährige Zusatzausbildung zum Maler und Lackierer, Spezialisierung z.B. Innen- oder Außenbereiche, Selbstständigkeit
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Geschick
In der Werkstatt trainieren die Azubis in einzelnen Kabinen ihre Geschicklichkeit. Zum Beispiel das Verspachteln einer Gipskartonfuge. Mit der Glättekelle tragen sie die Spachtelmasse quer zur Fuge auf und ziehen überflüssige Masse längs zur Fuge ab.
Team
Beim Streichen einer Wohnung ist Teamarbeit gefragt. Jeder Auszubildende hat da so seine Spezialität. Manchen macht die mühsame Arbeit über Kopf, das Deckenstreichen, wenig aus. Andere "beschneiden" lieber, das heißt sie streichen mit Pinsel und schmalen Rollern sorgfältig Ecken und Kanten. Und natürlich hilft man sich beim Transport schwerer Gegenstände.
Kraft
Gelegentlich müssen Fachpraktiker für Maler und Lackierer ein Gerüst aufstellen, um an höher gelegenen Gebäudeteilen arbeiten zu können. Die Einzelteile haben ihr Gewicht, trotzdem muss ein Gerüst schnell ausgeladen und aufgestellt werden. Dafür sollten die Azubis Kraft und Fitness mitbringen. Aus das Führen schwerer Schleifmaschinen über ebene Flächen ist anstrengend und geht in die Arme.