Gärtner/-in der Fachrichtung Zierpflanzenbau Die mit dem grünen Daumen
Sie sind die Ansprechpartner, wenn es um blühende Gärten und bunte Terrassen geht: Bei Gärtner/-innen der Fachrichtung Zierpflanzenbau dreht sich alles um Topfpflanzen, Schnittblumen und Beet- und Balkonpflanzen. Säen, pflegen, topfen, beraten und verkaufen - Gärtner sind heute Allrounder!
Ganz vorsichtig setzt Max Biller sein scharfes Messer an der Weihrauchpflanze an. Mit einem präzisen Schnitt trennt er den Steckling von der Mutterpflanze. In Substrat gesteckt soll er bald eigene Wurzeln schlagen und sich zu einer neuen, selbstständigen Pflanze entwickeln. Dabei muss Max sehr vorsichtig sein. Die Pflanzen sind empfindlich. Wäre er zu grob, könnten Druckstellen entstehen - und die Pflanzen allesamt faulen!
Vom Samenkorn bis zur Topfpflanze
Max ist 18 Jahre alt und im zweiten von insgesamt drei Ausbildungsjahren. Sein Interesse für die Natur wurde ihm quasi in die Wiege gelegt: Die Eltern besitzen eine Gärtnerei, gerne möchte er sie mal übernehmen. An seinem künftigen Beruf schätzt Max besonders, dass er die Pflanzen ihr gesamtes Wachstum über begleiten darf.
"Beim Stecklinge bearbeiten muss ich ziemlich vorsichtig und mit einem scharfen Werkzeug arbeiten, sonst mache Druckstellen an der Pflanze und die fault dann unten weg. Dass ich am Schnitt was falsch gemacht hab, stellt sich erst nach Wochen raus. Dann sieht man halt, dass die Pflanze unten abfault. Und das breitet sich auf den ganzen Schnitt aus."
Max Biller (18), 2. Lehrjahr
Umzug in einen größeren Topf
Im Frühjahr haben die Auszubildenden in der Gärtnerei besonders viel zu tun. Vanessa Sartor, ebenfalls im zweiten Lehrjahr, freut sich auf die Arbeit in den nächsten Wochen: Da sie bisher schon viel gesät hat, weiß sie, dass bald mit dem Topfen begonnen werden kann. Denn sobald die Pflänzchen ordentlich gewachsen sind, heißt es "umziehen" in einen größeren Topf! Mit der Hand macht der Gärtner von heute das aber nicht mehr alles. Einen Großteil der Arbeit übernimmt eine Maschine. Allerdings muss die auf die jeweilige Topfgröße umgestellt werden. Für die Auszubildenden bedeutet das am Anfang tüfteln. Zwar werden sie die große Maschine nie komplett auseinander und wieder zusammen bauen müssen, ein grundsätzliches technisches Verständnis ist trotzdem unverzichtbar. Ein gewisses Maß an Eigenständigkeit erwartet der Chef von ihnen.
Gießen mit dem Computer
Dass ein Gärtner auch Computer-Grundkenntnisse haben sollte, weiß Azubi Veit Vogelsang. Er absolviert seine Ausbildung in der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. Gemeinsam mit Gärtnermeister Thomas Schneider kümmert er sich am Morgen im Betrieb um das Gießwasser: Veit rührt eine hochkonzentrierte Stammlösung aus Dünger und Wasser an und füllt diese noch einmal mit Wasser verdünnt in die großen Kanister des Gießsystems. Vom Büro aus kontrollieren die beiden über den Computer die voll automatisierten Gießtische. Alleine darf Veit da allerdings während seiner Ausbildung nicht ran: Zu groß ist die Gefahr, dass ihm ein kleiner Fehler mit großer Wirkung unterläuft - und die Pflanzen dann zu viel oder zu wenig Wasser bekommen und im schlimmsten Fall eingehen.
"Beratung und Verkauf ist in der Ausbildung ein ganz wichtiges Thema. Hier setzen wir als Berufsschule auch an, indem wir an die Persönlichkeitsbildung ran gehen. Das geht damit los, dass der Gärtner seine Hände im Gespräch halt nicht in der Hosentasche hat. Dass er jemandem dabei in die Augen schaut. Daran arbeiten wir ganz gezielt."
Anton Liedl, Fachbetreuer Gartenbau und Floristik in der Berufsschule
Auch beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln ist Verantwortungsbewusstsein ein ganz großes Thema. Manchmal sind Pflanzen so schlimm von Blattläusen befallen, dass es nichts mehr bringt, Nützlinge wie zum Beispiel Marienkäfer zu verteilen. Veit rechnet penibel aus, wieviel Pflanzenschutzmittel er braucht. Dann vermischt er das Mittel sorgfältig mit der richtigen Wassermenge. Dabei und auch beim Spritzvorgang selbst trägt er Schutzkleidung: Mindestens Handschuhe, eine Schutzbrille und Gummistiefel. Veit hat sich ganz bewusst für einen "grünen" Beruf entschieden. Er empfiehlt ihn Menschen, die sich für Pflanzen interessieren, gut zupacken können und gerne lernen.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Gärtner/-in der Fachrichtung Zierpflanzenbau
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung, die in der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb stattfindet
- Prüfung: Die Ausbildung endet mit einer Abschlussprüfung, die meist von den Landwirtschaftskammer abgenommen wird. Sie ist unterteilt in einen theoretischen und einen praktischen teil.
- Ausbildungsorte: Der theoretische Unterricht wird an Berufsschulen erteilt. Der praktische Teil erfolgt in den Ausbildungsbetrieben, meist sind das Zierpflanzenbaubetriebe, Gartencenter oder Stadtgärtnereien.
- Zugang: Nach dem Berufsbildungsgesetz ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen aber überwiegend angehende Gärtner/ -innen in der Fachrichtung Zierpflanzenbau mit einem Hauptschulabschluss ein.
- Eignung: Bewerber/ -innen sollten handwerkliches Geschick, Naturverbundenheit und Verantwortungsbewusstsein mitbringen.
- Perspektiven: Gärtnermeister/-in, Gartenbautechniker/-in
- Alternativen: Gärtner/-in mit Fachrichtung Obstbau, Landschaftsgärtner/-in, Gärtner/-in mit Fachrichtung Friedhof
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Geschick
Gärtner/-innen müssen anpacken können - handwerkliche Fähigkeiten sind hier von Vorteil. Gleichzeitig müssen sie manchmal auch ganz behutsam sein, zum Beispiel im Umgang mit jungen Pflänzchen. Ganz schnell können hier Druckstellen entstehen, die die Pflänzchen faulen lassen - dann war alle Arbeit umsonst.
Team
Im Team arbeitet es sich einfach leichter: Ob an der Topfmaschine oder beim Aufräumen des Arbeitsplatzes, gemeinsames Arbeiten macht Spaß und spart wertvolle Zeit.
Genauigkeit
Bei der Arbeit mit Pflanzenschutzmitteln oder Dünger müssen es die Gärtner/-innen genau nehmen: erst den Anteil exakt berechnen und dann bis auf letzte Gramm abwiegen. Zu wenig hilft nichts - und zu viel könnte die Blumen schädigen oder sogar eingehen lassen.