Holzspielzeugmacher/-in In der Manufaktur für Engel
Holzspielzeugmacher entwerfen und fertigen Spielzeuge aus Holz. Dazu schnitzen, fräsen, feilen und malen sie. Holzspielzeugmacher finden in Betrieben des Kunsthandwerkes, in klassischen Holzspielzeugmacherwerkstätten und in der Spielzeugindustrie einen Job.
Aus welchem Holz sind Engel geschnitzt? Laura weiß das. Sie ist frischgebackene Holzspielzeugmacherin. Vor einer Woche hat sie erfolgreich ihre Prüfung abgelegt. Damit ging ihre dreijährige Ausbildung im Traditionsunternehmen Wendt und Kühn im sächsischen Grünhainichen zu Ende. Der Betrieb hat sie übernommen. Zusammen mit ihren 190 Kolleginnen und Kollegen fertigt die 19-Jährige jetzt überwiegend Engel. Auch im Sommer. Denn nach Weihnachten ist vor Weihnachten
Fichte, Linde und Buche
Laura kommt aus dem Erzgebirge. Hier gehört Holzspielzeugmacher zu den häufigen Berufen. Anderswo in Deutschland ist er hingegen eher unbekannt. Laura stammt nicht aus einer traditionellen Holzspielzeugmacherfamilie, dennoch ist sie mit Holz groß geworden. Ihr Vater war Modellbauer. Er hat ihr schon früh das Schnitzen beigebracht. Seit frühster Jugend ist Holz Lauras Ding! Fichte. Linde. Buche. Und Ahorn. Die Hölzer müssen mindestens zwei Jahre lang ablagert und getrocknet werden - erst dann fertigen Laura und die anderen Holzspielzeugmacher daraus kleinen Kunstwerke. Oft bestehen Holzfiguren aus vielen Einzelteilen. Damit später beim Zusammenbau alles passt, muss Laura sehr präzise arbeiten.
Fachlich auf dem gleichen Stand
Für Laura ist die dreijährige Ausbildung wie im Flug vergangen. Sie hat alle Abteilungen der Traditionsmanufaktur kennenlernen: Das Holzlager, die Drechslerei, die Leimerei, die Taucherei, die Malerei und schließlich den Werkverkauf. Die Ausbildung wird in Industrie und Handwerk angeboten. Neben der Ausbildung im Betrieb gehörte für Laura auch der Besuch der Berufschule dazu. Der Kurort Seiffen im Erzgebirge gilt als Heimat des Berufs. Hier hat das Fertigen von Holzspielzeug, Weihnachtspyramiden und Lichterbögen lange Tradition. Kein Wunder, dass hier auch Deutschlands einzige Berufsschule für angehende Holzspielzeugmacher liegt. Im Gebäude der Berufsschule findet gleichzeitig eine überbetriebliche Ausbildung statt. Hier werden also auch Techniken geübt, die die einzelnen Ausbildungsbetriebe gegebenenfalls nicht einsetzen. Sinn und Zweck: Alle Auszubildende sind später fachlich auf dem gleichen Stand. Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Rund zwei Drittel der Auszubildenden kommen mit einem mittleren Bildungsabschluss. Als sich Laura um den Ausbildungsplatz beworben hat, hat sich der Personalchef ihre Noten in den Fächern Mathematik, Werken und Kunst genauer angeschaut. Klar, Holzspielzeugmacher müssen im Arbeitsalltag viele Talente beweisen.
"Holzspielzeugmacher sollen den Werkstoff lieben. Sie brauchen gute Fingerfertigkeit, Ausdauer für den Beruf. Und für die kleinteiligen Arbeiten ein sehr gutes Handling. Holzspielzeugmacher dürfen weder Angst vor Lärm und Maschinen und auch nicht Farbe und Gestaltung haben."
Roland Stanzel, Meister
Kein Job für Hektiker
Viele Arbeiten erledigt Laura im Sitzen. Der Job erfordert viel Konzentration. Das strengt an. Hektiker sind hier fehl am Platz. Als Holzspielzeugmacherin muss Laura geduldig und genau arbeiten. Himmlischen Heerscharen entstehen im Team. Und in Handarbeit. Das macht die Arbeiten teuer. Einfache Figuren kosten rund 30 Euro. Für aufwändige Stücke zahlen Liebhaber auch mehrere hundert Euro. Engel in dieser Preisklasse wandern dann aber eher in Vitrinen als in Kinderzimmer.
Selbstständig mit eigener Werkstatt
Die dreijährige Ausbildung ist die erste Stufe auf der Karriereleiter. Laura kann sich jetzt anschließend weiter qualifizieren, zur Technikerin und Meisterin. Oder sie studiert Holztechnik. Und wer weiß, vielleicht macht sich Laura eines Tages sogar mit einer eigenen Werkstatt selbstständig. Denn Volkskunst aus dem Erzgebirge verkauft sich gut. Die Nachfrage aus dem In- und Ausland ist seit Jahren konstant. Einen Teil der Produktion verkaufen kleine und mittelständische Unternehmen direkt an die Kunden vor Ort, an Einzelhändler und manche auch auf Weihnachtsmärkten.
Vom Erzgebirge nach New York und Tokio
Außerdem haben manche Holzspielzeugmacherwerkstätten Verträge mit Großhändlern. Über die kommen dann die kleinen Kunstwerke aus Sachsen beispielswiese bis nach New York und Tokio. Volkskunst aus dem Erzgebirge gilt in Übersee als typisch Deutsch und sind besonders beliebt. Konkurrenz aus Fernost? Die fürchten Laura und ihre Kollegen nicht. Keine Maschine kann leisten, was die Holzspielzeugmacher im Team herstellen. Laura hat nie bereut, sich für den anspruchsvollen Beruf entscheiden zu haben. Als Holzspielzeugmacherin bringt sie mit ihrer Arbeit schließlich nicht nur Kinderaugen zum Strahlen.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Holzspielzeugmacher/-in
- Ausbildungsdauer: Die Ausbildung dauert drei Jahre.
- Ausbildungsform: Holzspielzeugmacher/-in wird im dualen System als anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Handwerk angeboten.
- Prüfung: Die Auszubildenden legen eine Zwischenprüfung sowie am Ende der Ausbildung die Abschlussprüfung ab. Die Abschlussprüfung besteht aus einem praktischen und einem schriftlichen Teil.
- Ausbildungsorte: Die Ausbildung wird parallel im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule durchgeführt. Die einzige Berufsschule Deutschlands liegt im sächsischen Kurort Seiffen. Hier findet auch eine zusätzliche überbetriebliche Verbundausbildung statt.
- Zugang: Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben.
- Eignung: Diese Fähigkeiten sind gefragt: handwerkliches Geschick, ästhetisches Empfinden und Geduld.
- Perspektiven: Holzspielzeugmacherwerkstätten gibt es überwiegend im Erzgebirge. Anderswo in Deutschland gilt der Beruf als exotisch. Dank der vielseitigen Ausbildung haben qualifizierte Holzspielzeugmacher auch in verwandten Branche gute Chancen, als Quereinsteiger einen Job zu finden.
- Alternativen: Drechsler/-in, Holzbildhauer/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Holzfiguren bestehen oft aus vielen Einzelteilen. Damit später beim Zusammenbau alles passt, müssen Holzspielzeugmacher und -macherinnen sehr geduldig und präzise arbeiten. Hektiker sind hier fehl am Platz.
Geschick
Holzspielzeugmacher schnitzen, fräsen, feilen und malen. Das setzt viel Geschick im Umgang mit Holz und mit den Werkzeugen voraus.
Kreativität
Gerade in kleinen und mittelständischen Betrieben liegt von der Idee über die Zeichnung bis hin zum fertigen Produkt alles in der Hand eines einzelnen Holzspielzeugmachers. Kreativität und Lust am Gestalten sind dann Pflicht.