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Baustoffprüfer/-in Beim Kampf gegen den Pfusch

Messen, prüfen, dokumentieren - so sieht der Arbeitsalltag von Baustoffprüfern aus. Ob im Labor oder auf Baustellen - Baustoffprüfer stehen dafür gerade, dass die Qualität am Bau stimmt.

Stand: 12.07.2021

Ich mach's! | Berufe im Porträt: Baustoffprüfer/-in

Christian Augustin hat seinen Rucksack geschultert. Der iPod ist geladen und für abends hat sich der 19-Jährige noch ein dickes Buch eingepackt. Es kann langweilig werden in den Hotels auf dem Land. Christian lernt Baustoffprüfer, er ist im zweiten Lehrjahr. Seine Ausbilderin Lydia Koska nimmt ihn mit auf Tour. Die beiden sollen in den nächsten drei Tagen Proben auf drei Baustellen nehmen. Zum Heimfahren nach Neumarkt in der Oberpfalz liegen zwei der Baustellen zu weit entfernt. Deshalb müssen sie auswärts übernachten. Der erste Stopp des Tages liegt fast noch vor der Haustür. An der Autobahn A3 bei Parsberg baut Christians Ausbildungsbetrieb einen neuen Parkplatz. Er und seine Ausbilderin sind häufig hier, sie arbeiten Hand in Hand mit dem Bautrupp. Sie müssen mobil sein: Der Führerschein ist Pflicht.

Bodenuntersuchung

Die dreijährige Ausbildung zum Baustoffprüfer ist zweigeteilt. Die ersten anderthalb Jahre dreht sich alles um die Grundlagen: Laborarbeit, Probenentnahme, Messen und Prüfen. In der zweiten Hälfte der Ausbildung müssen die Lehrlinge wählen, in welchem Fachbereich sie sich spezialisieren wollen. Christian hat den Bereich Geotechnik gewählt und kümmert sich um alle Untersuchungen, die mit Baugrund und Erdreich zu tun haben. Neben der Geotechnik gibt es noch die Bereiche Asphalttechnik und Mörtel- und Betontechnik.

Labor und Schreibtisch

Berufsschule für Baustoffprüfer

Mittags geht es weiter: Christian Augustin und Lydia Koska wollen den Baugrund für eine neue Brücke in der Nähe von Chemnitz untersuchen. Sie fahren nah am oberfränkischen Selb vorbei: Selb beheimatet die größte Berufsschule für Baustoffprüfer. Die Lehrlinge kommen von Husum bis Oberstdorf, von Saarbrücken bis Frankfurt/Oder nach Oberfranken. Für die meisten ein weiter Weg. Deshalb wird blockweise unterrichtet, die Auszubildenden wohnen dann im Wohnheim oder in Pensionen. Praktischer Unterricht wird großgeschrieben. Die Lehrlinge verbringen mehr Zeit in den Laboren als am Schreibtisch.

"Das Spannende an dem Beruf ist, dass er sehr abwechslungsreich ist, dass es verschiedene Gebiete gibt, dass es sehr viele verschiedene Prüfungen sind, die man durchzuführen hat. Es kommen auch immer wieder neue Prüfungen dazu, die man dann auch neu erlernen muss. Also, es wird nie langweilig und stupide."

Lydia Koska (Ausbilderin)

Unter Umständen fördert die Arbeitsagentur eine Umschulung zum Baustoffprüfer. In diesen und anderen Fällen kann die Ausbildung um ein Jahr verkürzt werden. Eine bestimmte Schulbildung ist nicht vorgeschrieben. In den meisten Fällen bringen die Azubis die mittlere Reife mit.

Mit Studium zum Bauingenieur

Es regnet in Strömen auf der Baustelle nahe Chemnitz. An eine Probenentnahme ist nicht zu denken. Das Wasser im Boden würde die Ergebnisse sofort verfälschen. Das Wetter bringt den Zeitplan der beiden Baustoffprüfer durcheinander: Sie checken erst einmal im Hotel ein. Beim Abendessen erzählt Lydia Koska ihrem Schützling, wie er nach der Ausbildung weitermachen kann: Nach mindestens einem Jahr Berufserfahrung als Facharbeiter könnte Christian eine zweijährige Lehre zum Werkstoff- und Prüftechniker anschließen. Dann: Industriemeister oder ein Studium - etwa im Bereich Bauingenieurwesen.

Prüfvorschriften ändern sich oft

Bruchtest

Am nächsten Morgen läuft alles wie geschmiert. Die Bodenuntersuchung auf der Baustelle in Chemnitz ist nach vier Stunden erledigt. Das dritte Ziel: eine Baustelle nahe Brehna bei Halle. Ganz gleich, ob im Labor oder im Außendienst: Eine ordentliche Portion handwerkliches Geschick sollten Baustoffprüfer mitbringen. Dazu kommt: Nach der Ausbildung müssen sich die Facharbeiter ständig auf dem Laufenden halten. Die Prüfvorschriften werden oft geändert. Zudem bietet die Industrie immer neue Materialien an - auch darauf müssen sich Baustoffprüfer einstellen. Die Berufsaussichten schwanken weniger stark als bei anderen Berufen der Baubranche.

Christian hat jedenfalls seinen Traumjob gefunden, einen vielfältigen Beruf: Heute prüft er die Bodenverdichtung, morgen untersucht er vielleicht Gesteinsproben. Baustoffprüfer - die richtige Berufswahl für alle, die sich zutrauen, Verantwortung zu übernehmen.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Baustoffprüfer/-in
  • Ausbildungsdauer: Die Ausbildung dauert drei Jahre. Sie kann im Einzelfall auf zwei Jahre verkürzt werden.
  • Ausbildungsform: Die Ausbildung ist bundesweit geregelt. Sie wird in Industrie und Handel mit den drei Schwerpunkten Geotechnik, Mörtel- und Betontechnik und Asphalttechnik angeboten.
  • Prüfung: Vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres wird eine Zwischenprüfung durchgeführt. Die Abschlussprüfung nach dem dritten Lehrjahr besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil. Die Prüfung wird bei der Industrie- und Handelskammer abgelegt.
  • Ausbildungsorte: Betriebe der Bauwirtschaft und der Fertigteilindustrie, z.B. in Beton- und Asphaltwerken oder in Einrichtungen, die einschlägige Untersuchungen durchführen. Meist in Laboren, aber auch - beispielsweise zur Probenahme - auf Baustellen und im Gelände. Ein Teil der Ausbildung kann u.U. überbetrieblich durchgeführt werden, etwa in anderen Unternehmen.
  • Zugang: Grundsätzlich ist keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben.
  • Eignung: Baustoffprüfer/-innen sollten sorgfältig arbeiten und über physikalische, chemische und mathematische Kenntnisse verfügen.
  • Perspektiven: Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern ist in der Branche seit Jahren bundesweit hoch. Die Berufsaussichten schwanken weniger stark als bei anderen Berufen der Baubranche.
  • Alternativen: Stoffprüfer/-in (Chemie), Werkstoffprüfer/-in , Edelmetallprüfer/-in

Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Mobilität

Baustoffprüfer müssen mobil sein. Im Außendienst ist der Führerschein Pflicht. Bei weit entfernten Baustellen können die Fachkräfte auch mal tagelang unterwegs sein. Je nach Unternehmen liegen die Einsatzorte auch im Ausland.

Gefahr

Das Thema Arbeitssicherheit wird bei Baustoffprüfern großgeschrieben. Gehörschutz, Sicherheitsschuhe, Helm und Schutzbrille sind in vielen Fällen vorgeschrieben. Häufig arbeiten Baustoffprüfer auch auf Großbaustellen, etwa an Bahnlinien und Autobahnen. Hier müssen sie zusätzlich Warnwesten tragen und besonders aufmerksam sein.

Genauigkeit

Baustoffprüfer müssen sehr genau und gewissenhaft arbeiten. Auf Grundlage ihrer Ergebnisse werden Baustellen gestoppt, Bauwerke freigegeben, Rechnungen bezahlt. Im Zweifelsfall müssen ihre Ergebnisse auch vor Gericht Bestand haben.


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