Chemikant/-in Hier stimmt die Chemie
Chemikanten steuern und überwachen Maschinen und Anlagen der chemischen Industrie. Sie produzieren Grundstoffe für Arzneimittel-, Lack-, Farben- und Klebstoffhersteller und für die Mineralölindustrie. Sie müssen chemische Prozesse kontrollieren und beherrschen.
Burghausen kurz nach sieben Uhr morgens. Anja lernt im 3. Jahr bei der Wacker AG. Hier im Berufsbildungswerk, gleich neben der großen Chemiefabrik, bereitet sie die Anlage für einen Destillationsprozess vor. Anja füllt die Anlage mit sogenanntem VE-Wasser, das ist vollentsalztes Wasser. Um den Prozess richtig in Gang zu setzen, muss sie genau verstanden haben, wie die vielen Rohre, Ventile und Leitungen miteinander zusammenhängen.
Stoffe trennen
Bei der Destillation geht es darum, zwei gemischte Stoffe voneinander zu trennen. In diesem Fall Alkohol und Wasser. Um den Prozess sichtbar zu machen, haben die Ausbilder in das Ausgangsprodukt einen wasserlöslichen rötlichen Farbstoff gegeben. Chemikanten müssen im Team arbeiten. Anja und ihre Azubi-Kollegin Dominique sind die Anlagenführerinnen in der Produktion. Patrick arbeitet heute in der Messwarte.
"Man sitzt manchmal auch in der Messwarte und steuert die Anlagen vom Prozessleitsystem aus, oder man ist draußen, Tag und Nacht und bei jeder Witterung, hat verschiedene Ventile zum Schalten, macht auch Proben und analysiert die und man trägt eine große Verantwortung."
Anja Maier, 23, 3. Lehrjahr
Unterschiedliche Siedepunkte
Alkohol und Wasser haben unterschiedliche Siedepunkte. Ausbilder Bernhard Horner erklärt, wie die Destillation abläuft: im Prinzip, nicht viel anders als das Schnapsbrennen. Das Ethanol-Wasser-Gemisch wird erhitzt bis es siedet und verdampft. Dann wird es wieder zum Kondensieren gebracht, also verflüssigt. In mehreren Schritten trennen sich der Alkohol und das Wasser.
Gläserne Kolonnen
Die Anlagen heißen hier Kolonnen, im Berufsbildungswerk sind die Kolonnen gläsern, die Azubis können sehen, was im Prozess passiert, das ist später anders. Eine gute Möglichkeit die Prozesse später im Betrieb zu überwachen, ist Messwerte im sogenannten PLS-Terminal zu kontrollieren. Das Prozessleitsystem gibt den Chemikanten die Möglichkeit an verschiedenen Stellen der Anlage etwa den Druck oder die Temperatur zu beobachten und aus den Veränderungen wichtige Schlüsse zu ziehen.
"Für uns ist wichtig in der Ausbildung, das Wahrnehmen mit sämtlichen Sinnen: hören, riechen, fühlen. Es kann eine Rohrleitung undicht sein, es tritt ein Stoff aus - das muss nicht immer ein gefährlicher Stoff sein - zum Beispiel Essigsäure, die kennt man in verdünnter Form von Zuhause aus dem Salat. Den Geruch hat man in der Nase und dann muss der Anlagenfahrer reagieren und sich sagen: Es riecht anders als sonst, ich muss etwas unternehmen."
Bernhard Horner, Ausbilder
Überprüfung der Dichte
Im Labor überprüfen Anja und Dominique das sogenannte Kopfprodukt, also das Endprodukt. Mit zwei unterschiedlichen Methoden messen die beiden die tatsächliche Alkoholkonzentration - einmal mit einem elektrischen Dichtemessgerät. Und dann überprüfen die beiden die Messung noch mit einer altbewährten Methode mithilfe einer Spindel. Auf ihr kann man ebenfalls die Dichte der Flüssigkeit ablesen. Von der Dichte der Flüssigkeit kann man auf den Alkoholgehalt schließen.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
Offizielle Berufsbezeichnung: Chemikant/-in
Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
Ausbildungsform: Duale Ausbildung in der Berufsschule und Ausbildungsbetrieben
Zugang: Grundsätzlich braucht man für die Ausbildung zum Chemikanten keine bestimmte schulische oder berufliche Voraussetzung. Die allermeisten Azubis haben einen guten Quali oder die mittlere Reife.
Eignung: Chemikanten müssen genau arbeiten. Sie brauchen gute Kenntnisse in Chemie und Physik. Chemikanten sollten technisches Verständnis und analytisches Denken mitbringen und bereit sein im Schichtdienst zu arbeiten.
Weiterbildung: Industriemeister Fachrichtung Chemie, Chemietechniker, Studium
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Chemikanten müssen exakt arbeiten. Schon die kleinsten Veränderungen am Produktionsprozess und an den Inhaltstoffen können die Qualität der Endprodukte verschlechtern.
Teamarbeit
Chemikanten müssen im Team arbeiten. Vor allem große Produktionsanlagen kann ein einzelner Chemikant nicht alleine bedienen und überwachen. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können.
Kleidung
Chemikanten müssen Schutzkleidung tragen, um sich nicht mit chemischen Stoffen zu kontaminieren.
Arbeitszeit
Chemikanten arbeiten meist in großen Industriebetrieben, die im Schichtbetrieb arbeiten. Das heißt also, man muss zu ungewöhnlichen Zeiten arbeiten, kann aber auch durch Schichtzulagen gut verdienen.