Fahrzeuginnenausstatter/in Alles für die Bequemlichkeit im Fahrzeug
Fahrzeuginnenausstatter be- und verarbeiten Teile für PKW, LKW, Flugzeuge, Eisenbahnen und Schiffe. Sie montieren Sitze, stellen Verkleidungen her, in Handarbeit und in maschineller Fertigung. Dafür benötigen sie viel handwerkliches Geschick und technisches Verständnis.
Kathrin Henrich lernt bei der Firma Dräxlmair in Vilsbiburg den Fahrzeuginnenausstatter im dritten Ausbildungsjahr. Der Industriebetrieb ist ein großer Zulieferer für die Automobilbranche. Er hat sich auf hochwertige Innenausstattungen spezialisiert und ist heute in 20 Ländern vertreten.
Leder für ein Armaturenbrett
In Vilsbiburg lernt die 20-Jährige in der Entwicklungsabteilung, aber auch in der Produktion die wichtigsten Arbeitsschritte. Kathrin soll heute ein Armaturenbrett mit edlem Leder verkleiden. Dafür nimmt sie die Maße des noch nackten Bretts, fertigt für die Einzelteile Schablonen an, überträgt die Maße auf das Leder und schneidet es aus. Für die weiteren Arbeitsschritte nutzt sie spezielle Maschinen. Sie glättet Kanten, näht Einzelteile zusammen und bringt Ziernähte an. Während Kathrin Nähte mit Maschinen fertigt, muss ihre Kollegin Teresa gleich nebenan alles mit der Hand erledigen. Ziernähte für ein Lenkrad verlangen viel Geschick. Für alle Arbeiten gilt: der Fahrzeuginnenausstatter muss präzise arbeiten und braucht eine ruhige Hand. Kathrin hat nun alle Lederstücke zusammengenäht, jetzt kontrolliert sie, ob sie auch auf das Armaturenbrett passen. Ganz zufrieden ist sie noch nicht. Aber sie denkt, am "Kaschierplatz" lassen sich ganz kleine Fehler noch korrigieren. "Aufkaschieren" nennen Fahrzeuginnenausstatter das feste Verbinden von Armaturenbrett und Verkleidung. Sie wechselt ihren Platz und geht zu ihren Kollegen in die Produktion.
"Der Fahrzeuginnenausstatter sollte kreativ sein, er sollte Feinmotorik besitzen und auch einfach Liebe zum Material, das ist schon ganz wichtig, um dann im Beruf erfolgreich zu sein."
Holger Schälike, Berufsschullehrer
In einer speziellen Kabine mit Absaugvorrichtung spritzt sie großzügig Klebstoff auf beide Stücke. Für die endgültige Verbindung nutzt Kathrin eine starke Presse. Jetzt kann das Armaturenbrett von Kollegen mit weiteren Geräten ausgestattet werden. Auch von der Technik der großen Produktionsmaschinen muss sie Ahnung haben und sich zu helfen wissen, sollte einmal etwas an einem Apparat nicht funktionieren.
Den Umgang mit der Produktionstechnik lernen die Fahrzeuginnenausstatter in besonderen Schulungen. So sind ihnen Begriffe wie beispielsweise "Pneumatik", der Einsatz von Druckluft, nicht fremd. Und auch der Umgang mit Computern gehört zum Beruf des Fahrzeuginnenausstatters.
"Man muss auch später einmal, wenn diese Zuschnitte digitalisiert werde, Legebilder für Cutter berechnen können, das ist natürlich Mathematik Grundvoraussetzung. Und Physik, dadurch, dass wir verschiedenste Gefahrstoffe verarbeite, von Klebern, Alkohol, Reinigungsmaterialien, ist das natürlich auch von Wichtigkeit."
Wolfgang Graf, Teamleiter
Weltweiter Zugriff
Kathrin kann schließlich ihre Kenntnisse am Computer auch gleich einsetzen: Punkt für Punkt scannt sie mit einer speziellen Maus die Umrisse der gerade für ihr Armaturenbrett verwendeten Einzelteile ein. So können die Kollegen in den weltweit 55 Standorten ihrer Firma auf ihre Arbeit zurückgreifen und die von ihr hergestellte Armaturenbrett-Verkleidung in Serie produzieren. Moderne Schnittmaschinen, so genannte Cutter, schneiden dann in großen Mengen ihre Muster aus. Das geschieht oft billig auch im Ausland. Der Fahrzeuginnenausstatter ist ein vielfältiger Beruf für Leute mit Geschick und technischem Interesse.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Fahrzeuginnenausstatter/in
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule. Länderübergreifende Fachklassen gibt es an den Berufsschulen in Stuttgart und in Mainburg (Bayern)
- Zugang: Grundsätzlich ist keine bestimmte schulische und berufliche Vorbildung vorgeschrieben
- Prüfung: Industrie- und Handelskammer
- Eignung: Handwerkliches Geschick, gutes räumliches Vorstellungsvermögen Kenntnisse in Mathematik und Physik, Teamfähigkeit
- Perspektiven: Beschäftigung in Betrieben der Fahrzeugindustrie, aber auch beim handwerklichen Fahrzeugpolsterer und in der Autosattlerei
- Weiterbildung: Nach Ablegen der Meisterprüfung Aufstieg zum Abteilungsleiter, mit Hochschulzugangsberechtigung Studium, Selbstständigkeit
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Damit Bezugsstoffe für Fahrzeugsitze perfekt passen, muss der Innenausstatter sehr präzise arbeiten. Das gilt für das Ausmessen von Flächen genauso wie für das Verarbeiten vom Material.
Geschick
Für seine Tätigkeit stehen dem Fahrzeuginnenausstatter meist Maschinen zur Verfügung. Doch es gibt Arbeitsschritte, die kann er nur mit der Hand ausführen. Für das Anbringen einer Lederverkleidung am Lenkrad benötigt er viel Geschick.
Team
Im Berufsalltag müssen Fahrzeuginnenausstatter gelegentlich zusammenarbeiten. Das Anbringen eines Fahrzeughimmels fällt leichter, wenn Kollegen mitanpacken.