Glasapparatebauer/-in Feuer, Glas und ein ruhiges Händchen
Glasapparatebauer stellen aus speziellem, widerstandsfähigem Glas Reaktionsgefäße für Labors her. Sie arbeiten vor der offenen Flamme eines Bunsenbrenners und verformen den Werkstoff bei hohen Temperaturen.
Stefan Bauer hält in jeder Hand ein schmales Glasrohr. Über der Flamme erhitzt er die Enden, indem er sie gleichmäßig über dem Feuer dreht. Das Glas wird langsam viskos. Sobald es weich genug ist, fügt er die beiden Enden zu einem langen Rohr aneinander. Stefan lernt im ersten Lehrjahr bei einer Firma nahe Burghausen die Grundlagen im Glasapparatebau: Wie reagiert zum Beispiel das Glas bei großer Hitze? Dazu wiederholt er immer wieder die gleichen Handgriffe. Der 16-Jährige braucht dafür Geduld und Konzentration. Die Hände arbeiten oft gegenläufig, das zu koordinieren ist am Anfang schwierig.
Arbeiten mit 1.000 Grad
Stefans Kollege Karl-Heinz Braunsperger fertigt die komplizierten Gefäße. Er arbeitet an einem Vier-Hals-Kolben für ein chemisches Labor. In der Werkstatt wird dafür vor allem Borosilicatglas verwendet. Die Gefäße müssen später hohe Temperatur- und Druckschwankungen und ätzende Flüssigkeiten aushalten. Karl-Heinz Braunsperger schmilzt das Glas bei einer Temperatur von über 1000 Grad. So kann er das Glas verformen und die Seitenhälse anbringen. Immer wieder greift er zur Schieblehre und prüft, ob die Maße passen.
Strapazierfähig und hitzebeständig
Mathias Nitzsche arbeitet bei einem Betrieb in Allershausen. Die Firma produziert für die Halbleiter- und für die Solarindustrie Bauteile, die extrem strapazierfähig und hitzebeständig sein müssen. Diese Eigenschaften vereint Quarzglas in sich.
"Für unsere Arbeit heißt das, dass wir sehr sauber arbeiten müssen, weil Quarzglas ist in Bezug auf Schmutz und Alkalien sehr empfindlich, es bilden sich sehr leicht Flecken, darum müssen wir immer saubere Handschuhe anhaben und dürfen das Glas nie mit puren Händen anfassen. Sauberes und präzises Arbeiten ist ganz wichtig."
Mathias, Meisterausbildung
Da Quarzglas so hitzebeständig ist, muss es mit einer sehr heißen Flamme um die 2.500 Grad bearbeitet werden, um die gewünschte Form zu erhalten. Und das spüren die Arbeiter jeden Tag. In den Hallen, in denen die großen Teile hergestellt werden, herrschen Temperaturen um die 30 Grad. Schutzbrillen und -kleidung sind ein absolutes Muss, aber achtsames Arbeiten ist wichtig, um Unfälle zu vermeiden.
Kühler Kopf bei großer Hitze
Mathias steckt mitten in der Meisterausbildung, die er berufsbegleitend an zwei Abenden in der Woche und samstags absolviert. In der Weiterbildung bekommt er kaufmännische Kenntnisse vermittelt und vertieft sein bisheriges Wissen. Er hat für sich den richtigen Beruf gefunden. Glasapparatebau - ein Beruf für geschickte Menschen, die auch bei Hitze einen kühlen Kopf bewahren.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Glasapparatebauer/-in
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung in der Berufsschule und im Betrieb oder schulische Ausbildung an der Glasfachschule in Zwiesel (Bayern)
- Zugang: Grundsätzlich braucht man für die Ausbildung zum Glasapparatebauer keine bestimmte schulische oder berufliche Voraussetzung. Die meisten Azubis haben den Hautschulabschluss oder die mittlere Reife.
- Eignung: Glasapparatebauer brauchen handwerkliches Geschick und räumliches Vorstellungsvermögen. Naturwissenschaftliche Kenntnisse sind von Vorteil.
- Weiterbildung: Meister, Techniker, Studium oder Selbstständigkeit im künstlerischen Bereich.
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur.
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Glasapparatebauer müssen exakt arbeiten. Sie kontrollieren immer wieder die Maße und Größe der Gefäße, die sie meist nach Vorlage einer technischen Zeichnung fertigen.
Geschick
Handwerkliches Geschick und eine gewisse Fingerfertigkeit gehören zum Beruf dazu. Zwei linke Hände kann sich hier niemand erlauben.
Gefahr
Glasapparatebauer müssen sorgfältig und achtsam arbeiten. Wer nicht aufpasst, zieht sich schnell eine Brandblase oder eine Schnittwunde zu.