Holzbildhauer/-in Vom Holzklotz zum Meisterstück
Holzbildhauer hatten früher ihre Blütezeit. Heute werden sie noch in den traditionellen aber auch in modernen Techniken ausgebildet. Sie fertigen Plastiken, Möbel, Spielzeug oder Ornamente an oder restaurieren sie.
Miriam arbeitet an einer Plastik aus Holz. Zuvor hat sie sich eine Vorlage auf Papier gezeichnet. Ihre Ausbildung zum Holzbildhauer verlangt viel Kreativität von ihr. Immer wieder hat sie den Entwurf überarbeitet, bis sie zufrieden damit war. Manchmal bekommt sie auch eine vorgegebene Skizze, nach der sie ihre Arbeit ausrichten muss. Die 24-Jährige besucht die Holzbildhauerschule in Bischofsheim in Unterfranken. Es ist eine kleine Stadt in der Rhön - ungewöhnlich, dass sie sich als Berlinerin diesen Ausbildungsort ausgesucht hat. Doch für die Ausbildung zur Holzbildhauerin muss sie sich konzentrieren und Ruhe haben, um ihre Kreativität entfalten zu können. Und dafür findet sie Bischofsheim genau richtig. Genauso hätte sie den Beruf mit einer dualen Ausbildung in einem Holzbildhauer-Betrieb und an der Berufsschule erlernen können. Hier hätte sie als Abschluss die Gesellenprüfung im Holzbildhauerhandwerk abgelegt. Das Zeugnis der staatlichen Berufsfachschule in Bischofsheim ist hinterher allerdings mindestens genauso viel wert, denn der Wechsel aus Theorie und Praxis wird auch hier groß geschrieben. Um überhaupt an der Schule aufgenommen zu werden, musste sie vorher eine Mappe mit Zeichnungen und eventuell auch Fotos von plastischen Arbeiten anfertigen und an einer Aufnahmeprüfung teilnehmen. Damit sollte sie ihr künstlerisches Talent beweisen.
Das passende Holz aussuchen
An der Schule lernt sie, wie das Holz gelagert wird und wie sie das passende Holz für ihre Arbeit auswählt - weiches Holz für Figuren für den Innenbereich, hartes Holz für den Außenbereich, Zirbelkiefer für kleinere Figuren oder Lindenholz mit der gleichmäßigen Struktur. Dann schneidet Miriam das Holz zu und überträgt ihren Entwurf darauf. Manchmal arbeiten Holzbildhauer auch mit anderen Materialien wie Stein, Kunststoffe oder Gips.
"Gerade bei so künstlerisch-handwerklichen Ausbildungen ist es sehr wichtig, dass man viel Zeit hat, sich zu konzentrieren und nicht ständig so abgelenkt ist."
Miriam Knüppel
Zum Bearbeiten braucht Miriam viel handwerkliches Geschick. Sie gibt dem Holzklotz zuerst mit der Säge grob die gewünschte Form und arbeitet dann immer sorgfältiger und genauer, um dem Holz den letzten Schliff zu verpassen: Raspeln, Feilen, Schleifen und Abziehen. Zuletzt wird die Oberfläche zum Beispiel mit Ölen, Lacke oder Farben behandelt. Schutzkleidung muss sie während der Arbeit tragen, sonst kann der Umgang mit Beil oder Säge und der Lärm in der Werkstatt gefährlich werden.
Selbstständig mit dem eigenen Atelier
Auch Claudia Fink besuchte die Schule für Holzbildhauer in Bischofsheim. Anschließend setzte sie noch ein Studium in Nürnberg auf die Ausbildung oben drauf. Die Zeit in der Rhön hat sie so sehr geprägt, dass sie nach Bischofsheim zurückgekehrt ist und sich dort ein Atelier aufbaut: Ausstellungen mit den Schülern organisieren und eine lebendige Werkstatt aufbauen - das sind ihre Ziele. Genauso hätte sie auch bei einem Handwerksbetrieb mit Schwerpunkt Figuren, Plastiken, Wappen, Spielzeug oder Wandverkleidungen arbeiten können oder sich zur Meisterin weiterbilden. Der Arbeitsmarkt sieht für Holzbildhauer momentan allerdings schlecht aus. Immer weniger Architekten bestellen beispielsweise ihre Entwürfe bei Holzbildhauern. Miriam steckt trotzdem den Kopf nicht in den Sand. Sie kann sich bei ihrer Ausbildung verwirklichen und wenn sie die fertige Plastik in der Hand hält, weiß sie, dass sie das nur mit ihren Händen und Werkzeug geschaffen hat.
"Das waren mit die schönsten drei Jahre, die ich hier hatte, weil die Klasse unheimlich toll war. Man ist ja mit sehr kleinen Klassen zusammen, lernt die Leute sehr intensiv kennen und hat einfach eine optimale Rundum-Ausbildung - sowohl was Kreativität anbelangt als auch was das Handwerk angeht."
Claudia Fink
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Holzbildhauer / Holzbildhauerin
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: duale Ausbildung im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule oder Ausbildung an einer Berufsfachschule
- Prüfung: Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer oder schulintern
- Ausbildungsorte: Ateliers oder Werkstätten, manchmal auch überbetriebliche Ausbildungsstätten
- Zugang: Keine formalen Zugangsvoraussetzungen zur dualen Ausbildung, jedoch besitzen die meisten Auszubildenden einen Hauptschulabschluss. Die Schulen haben als Zugangskriterien neben dem Hauptschulabschluss vor allem die Vorlage einer Mappe mit Zeichnungen und evtl. auch Fotos von plastischen Arbeiten und einen Aufnahmetest.
- Eignung: Kreativität, Kundenorientierung, Sorgfalt, künstlerisches Talent, gutes Vorstellungsvermögen, Geschick, Sinn für Farben und Formen
- Perspektiven: Holzbildhauer arbeiten in Holzbildhauerwerkstätten oder in der Industrie. Nach der Ausbildung spezialisieren sie sich vor allem in der Industrie auf ein Einsatzgebiet wie Entwurf und Fertigung, Beratung und Verkauf oder Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten. In kleineren Betrieben sind Alleskönner gefragt. Auch ohne langjährige Berufserfahrung können sie sich auch selbstständig machen.
- Alternativen: Holzbe- und -verarbeitung, Formgebung, gestaltendes Handwerk, Musikinstrumentenbau, Malen, Vergolden
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Verdienstmöglichkeiten
Holzbildhauer können während der dualen Ausbildung zwischen 374 und 602 Euro verdienen, je nach Tarifgebiet und Ausbildungsjahr. Entscheiden sie sich für die Ausbildung an einer Berufsfachschule, verdienen sie nichts. Später können Holzbildhauer zwischen 2.300 und 3.000 Euro monatlich erhalten.
Geschicklichkeit
Holzbildhauer bearbeiten Holz mit Ketten-, Stich- und Bandsägen, Schnitzeisen, Raspel, Feile und anderen Schleifmitteln. Kein Beruf für Leute mit zwei linken Händen!
Genauigkeit
Holzbildhauer restaurieren und konservieren alte Holzobjekte oder Möbel – arbeiten sehr sorgfältig dabei. Auch sonst ist Präzisionsarbeit beim Sauberschneiden, Feilen oder Schleifen angesagt.
Kreativität
Holzbildhauer entwerfen zum Beispiel Figuren, Leuchter, Schalen und Raumteiler. Dafür brauchen sie kreative Ideen. Sie müssen aber auch einfallsreich sein, wenn sie Kundenwünsche umsetzen.
Gefahr
Die Arbeit in der Werkstatt mit der Säge kann gefährlich werden, wenn Holzbildhauer keine Schutzkleidung, Schnitzerschutzhose, -jacke und Schutzbrille tragen. Und: Ohren schützen gegen den Lärm der Holzbearbeitungsmaschinen!
Kraft
Wenn Holzbildhauer große Werkstücke bearbeiten, müssen sie zupacken können.
Mathematik
Um Materialmengen und -preise richtig zu berechnen, müssen Holzbildhauer die Grundrechenarten, Dezimal-, Bruch-, Prozent- und Dreisatzrechnung beherrschen.