Industriekeramiker/-in Anlagentechnik Vom Granulat zur Hochleistungskeramik
Industriekeramiker im Fachbereich Anlagentechnik stellen an vielen verschiedenen Einsatzorten keramische Erzeugnisse her. Dafür richten sie Produktionsanlagen ein, bedienen und überwachen diese, und sie kontrollieren die Erzeugnisse im Produktionsablauf.
Geselle Rico Pohl arbeitet in einer Firma, die technische Keramik herstellt. Sein Arbeitstag beginnt, in dem er einen großen Sack in eine Werkshalle zieht. "Masseaufbereitung" steht dort auf einem Schild. Vor zwei großen silbernen Maschinen stoppt er, zieht ein scharfes Messer aus der Tasche und schlitzt den Sack auf. Darin befindet sich ein feines Pulver: Silicium-Karbid - kurz SiC. Dieser synthetische Rohstoff hat hervorragende Eigenschaften, um daraus keramische Maschinenbauteile wie Buchsen und Dichtungsringe herzustellen. In Haltbarkeit und Robustheit sind sie Produkten aus Metall weit überlegen. Aber bevor diese Keramik beispielsweise in Pumpen auf Ölbohrinseln eingesetzt werden kann, muss Rico noch zahlreiche Arbeitsschritte erledigen.
Härte und Haltbarkeit
Als erstes saugt er das Pulver in einen Bottich, vermischt es dort mit Wasser zu einer schlammigen Masse. Die pumpt er weiter in eine Mühle, in der das Pulver hauchfein zermahlen wird. Wenige 1.000stel Millimeter klein sollen die Pulverkörner werden. Über ein Steuerpult gibt er Mahlgeschwindigkeit und Mahldauer ein. Nach einiger Zeit kontrolliert er in einem Labor die schon erreichte Größe der Pulverkörner. Diese Feinheit des Stoffes ist wichtig, damit im Endprodukt nahezu keine Poren entstehen. Nur so erreicht es eine extreme Härte und Haltbarkeit.
"Ja, man sieht, dass es mal pulverartig war und jetzt ist es fest. Ich würd' schon sagen, man ist schon stolz, dass man so etwas gemacht hat."
Rico Pohl (21), Geselle
Aus Schlamm wird Hochleistungskeramik
Nach dem Mahlen zieht sich Rico Schutzkleidung an. Jetzt holt er für die Gesundheit nicht gerade ungefährliche Zusatzstoffe aus einem Chemielager, wiegt sie sorgfältig ab und schüttet sie in seine Schlamm-Masse. So produziert er den Grundstoff, aus dem später technische Hochleistungskeramik wird. Jetzt fehlt in seinem Aufgabenbereich nur noch ein letzter Arbeitsschritt: die Trennung von Flüssigkeit und Granulat. An einem riesigen Trichter, dem Sprühturm, bereitet er alles dafür vor. Er verlegt eine Lanze, an deren Ende sich einige Düsen befinden. Über eine Leitung pumpt Rico durch Lanze und Düse seine keramische Masse mit hohem Druck in den Trichter. Dort verdampft die Flüssigkeit. Übrig bleibt ein fast staubfeines Granulat.
"Diese Genauigkeit ist ganz maßgeblich (und wird) durch den Werker, durch den Mitarbeiter vor Ort an der Maschine geprägt. Da haben junge Auszubildende bei uns eine hervorragende Perspektive. Weil gerade die Anforderungen nach höherer Präzision, nach besseren Werkstoffen in Zukunft wachsen werden."
Florian Arzberger, Bereichsleiter Produktion und Technik
Seine Arbeit ist getan. Die Kollegen pressen und schneiden den Stoff in die gewünschte Form, brennen ihn bei hohen Temperaturen und kontrollieren das endgültige Produkt. So entsteht in kompetenter Zusammenarbeit ein Maschinenbauteil, das jetzt für lange Zeit extremen Belastungen standhalten muss.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Industriekeramiker/-in Anlagentechnik
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung in Ausbildungsbetrieb und Berufsschule
- Ausbildungsorte: Werkstätten und Werkshallen, Labore, Berufsschule
- Zugang: keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben; die Betriebe stellen überwiegend angehende Industriekeramiker/Anlagentechnik mit mittlerem Bildungsabschluss bzw. Hauptschulabschluss ein
- Eignung: mathematische Kenntnisse, Verständnis für Physik und Chemie, technisches Interesse, körperliche Fitness
- Perspektiven: Industriekeramiker arbeiten in Porzellanfabriken und in Betrieben der technischen Keramik, oft spezialisieren sie sich, z.B. in die Bereiche: Aufbereitung der Rohstoffe, Formgebung oder Steuerung von Brennöfen
- Weiterbildung: Wer eine leitende Position anstrebt, kann sich zum Industriemeister, Fachrichtung Keramik weiterbilden; für mittlere Führungsebenen eignet sich auch eine Weiterbildung zum Techniker/-in, Fachrichtung Keramiktechnik
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Im Arbeitsablauf gehören ständige Qualitätskontrollen der keramischen Massen zu den Aufgaben des Industriekeramikers. Dafür nutzt er kleine Labore mit Computertechnik oder auch einmal nur ein einfaches Maßband.
Team
Tritt im Arbeitsablauf einmal ein Problem auf, helfen Mitarbeiter zusammen, um es zu beseitigen. Müssen schwere Bauteile einer Anlage gesäubert und neu eingestellt werden, ist der Industriekeramiker immer wieder auf die Hilfe seiner Kollegen angewiesen. Da ist eine verlässliche Zusammenarbeit selbstverständlich.
Gefahr
Der Umgang mit Roh- und Zusatzstoffen ist in der keramischen Industrie nicht immer ungefährlich. Um sich vor Gesundheitsgefahren zu schützen, müssen Industriekeramiker oft Mundschutz, Brille, Gummihandschuhe und Sicherheitsschuhe tragen. Brennöfen, Hochdruckpressen und Schneideplätze verlangen konzentriertes Arbeiten, damit man sich nicht verletzt.