Industriekeramiker/-in Verfahrenstechnik Nützliches aus Ton für den Alltag herstellen
Becher, Tassen, Teller und Schüsseln, aber auch Fliesen, Kacheln und Isolatoren – all diese Dinge stellt der Industriekeramiker in großen Fabriken her. Dank seiner Ausbildung kennt er fast alle Arbeitsschritte und ist flexibel einsetzbar.
Früh morgens, im Sommerhalbjahr um sechs Uhr, im Winter um sieben, kommt Stefan Petri in die Arbeit. Der 24-Jährige macht in einer Bayreuther Porzellanfabrik die Ausbildung zum Industriekeramiker im Bereich Verfahrenstechnik. Er hat als Lehrling im dritten Lehrjahr schon viel Erfahrung gesammelt und kennt sich an den verschiedenen Arbeitsplätzen gut aus.
Tonmasse für Tassen und Teller
Jetzt in der Früh werden die Fertigungs-Maschinen überall für die Produktion von Tassen und Tellern vorbereitet und gestartet. Es herrscht gleich ein enormer Lärmpegel. Als erstes schnappt sich Stefan einen ziemlich schweren Wagen mit portionierter Tonmasse und zieht ihn zu einer Maschine, für die er nun den ganzen Tag verantwortlich ist.
1.000 Tassen in der Stunde
Die Maschine ist ein unübersichtliches Ungetüm aus den 1980er Jahren, das aber viel kann. Sie produziert 1.000 Tassen in der Stunde. Stefan weiß genau, wo er hinlangen muss. Er öffnet Schalter für Druckluft und Wasser, überprüft die Heizung, legt Ton auf ein Förderband, stellt einen Behälter für Tonabfälle bereit und startet die Produktion. Roboterarme greifen den Ton, legen ihn in Behälter, in denen automatisch Tassen geformt werden. Stefan hat die Aufgabe, alle Vorgänge zu überwachen, Stichproben zu entnehmen und zu kontrollieren. Hat der Becher das richtige Gewicht? Ist der Ton weder zu feucht noch zu trocken? Fehler dürfen dem Industriekeramiker nicht passieren, Stillstand bedeutet für die Firma gleich einige tausend Euro Verlust.
"Als Meister liegen meine Aufgaben in der Produktionsplanung, mein Chef gibt mir die Planung, was wir alles brauchen und ich muss es hier in den Ablauf passend einbauen. Die Qualitätskontrolle, was ziemlich wichtig ist, dadurch dass wir einen sehr großen Konkurrenzanteil in Fernost haben, müssen wir irgendwo herausstechen, und das geht über Qualität. Wer keine Qualität liefert, der verdient auch kein Geld."
Enrico Meierhofer, Industriemeister Keramik
Das Einmaleins der Porzellanherstellung
Um hier ganz genau Bescheid zu wissen, lernt Stefan das Einmaleins der Porzellanherstellung auch in der Berufsschule. Dort erfährt er alles über verschiedene Brenntemperaturen und die chemischen Formeln der Stoffe, aus denen Porzellan gemacht wird. Industriekeramiker begleiten den Produktionsprozess von der Masseaufbereitung bis fast zum Schluss, wenn die Teller, Schüssel und Tassen fertig glasiert und gebrannt aus dem Ofen kommen. Wer handwerklich geschickt ist, flexibel ist und Abwechslung schätzt, der ist in dem Beruf richtig.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Industriekeramiker/-in Verfahrenstechnik
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung in Ausbildungsbetrieb und Berufsschule
- Ausbildungsorte: Tätigkeit in Werkshallen, Labor, Berufsschule
- Zugang: keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben, die Betriebe stellen überwiegend Azubis mit mittlerem Bildungsabschluss bzw. dem Hauptschulabschluss ein.
- Prüfung: Industrie- und Handelskammer
- Eignung: handwerkliches Geschick, Rechenfertigkeiten, körperliche Fitness
- Perspektiven: Beschäftigung finden Industriekeramiker in Porzellanfabriken und Ziegeleien, bei Herstellern von Isolatoren, Sanitärkeramik, Rohren, Fliesen.
- Weiterbildung: Wer eine leitende Position anstrebt, kann sich zum Meister/-in oder zum Techniker/-in weiterbilden, bei bestimmten Voraussetzungen ist auch ein Studium im Bereich Keramik oder Glas möglich.
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur: